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Neobiota: Wenn invasive Arten neue Gebiete besiedeln

Neobiota
Foto: CC0 / Pixabay / manfredrichter

Neobiota sind nicht einheimische Tier- und Pflanzenarten. Viele bereichern ihren neuen Lebensraum, aber nicht alle. Lies hier, welche Vor- und Nachteile Neobiota mit sich bringen und was du tun kannst, um heimische Arten zu fördern.

Neobiota: Was darunter zu verstehen ist

Die Bezeichnung „Neobiota“ umfasst alle Tier- und Pflanzenarten, die in neue Lebensräume eingewandert sind. Neobiota lassen sich in drei Untergruppen aufteilen:

  • Neophyten steht für eingewanderte Pflanzen.
  • Neozoen bezeichnet eingewanderte Tiere.
  • Neomyceten sind eingewanderte Pilze.

Üblicherweise markiert laut NABU das Jahr 1492 den Zeitpunkt, ab dem eine eingewanderte Art in einem fremden Gebiet als Neobiot zählt. Es ist das Jahr, in dem Christoph Kolumbus Amerika erreichte. In dieser Epoche begann von Europa aus zunehmend die Besiedlung und der Handel rund um den Globus.

Der Mensch siedelte teils bewusst Tiere und Pflanzen in neuen Regionen an, teils unbewusst. Viele Arten wie Muscheln, Krebse oder Pflanzensamen reisten unbemerkt als „blinde Passagiere“ auf Schiffen mit. Der WWF berichtet, dass in den Ballastwassertanks von Schiffen heute rund 7.000 Arten tägllich über die Meere reisen. Flugzeuge und der moderne Gütertransport rund um den Globus begünstigen die Entwicklung. Das Tempo und die Anzahl der Neobiota nimmt stetig zu.

Laut dem Bundesamt für Naturschutz gibt es 306 Archaöbiota, also Arten, die sich bereits vor 1492 in Deutschland etabliert haben. Die Zahl der Neobiota ist mit rund 3000 Arten deutlich höher. Allerdings kommen nicht alle von ihnen gleich gut mit den Bedingungen am neuen Standort zurecht. Von den gelisteten Neobiota schafften es Stand Oktober 2022 927 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, sich in Deutschland langfristig zu etablieren.

Neobiota und ihre Vorteile

Der Sommerflieder ist als Neobiont eine Erfolgsgeschichte.
Der Sommerflieder ist als Neobiont eine Erfolgsgeschichte.
(Foto: CC0/pixabay/DEZALB)

Die tierischen und pflanzlichen Migranten bringen ihrem neuen Lebensraum oft durchaus Vorteile. Der WWF berichtet, dass durch Neobiota stellenweise die Artenvielfalt zunimmt. Ein Beispiel dafür ist der Sommerflieder (Buddeleja): Der Strauch stammt laut BUND Schleswig-Holstein aus China. Seine üppigen Blüten verschönern nicht nur den Garten, sondern bereichern zugleich den Speiseplan für Insekten. Das brachte dem Sommerflieder auch den Namen „Schmetterlingsstrauch“ ein. Im Spätsommer finden hier zahlreiche Schmetterlinge und Raupen Nahrung, wenn die heimischen Pflanzen schon ausgeblüht haben.

Übrigens bereichert migriertes Gemüse auch unseren Esstisch – zum Beispiel kamen Kartoffeln und Tomaten ursprünglich aus Südamerika nach Europa.

Das sind die Nachteile von Neobiota

Der Marderhund macht dem Waschbären den Lebensraum streitig.
Der Marderhund macht dem Waschbären den Lebensraum streitig.
(Foto: CC0/pixabay/ID 7854)

Nicht immer hat die Einwanderung von Neobiota positive Auswirkungen. Der BUND Schleswig-Holstein nennt einige der Probleme:

  • Neue Arten können Krankheiten einschleppen: In England mauserte sich das eingewanderte Grauhörnchen zu einem Problem, denn es überträgt einen Virus. Die heimischen roten Eichhörnchen haben keine Abwehr gegen den Krankheitserreger. Ein anderes Beispiel ist die eingeschleppte Varroamilbe. Sie greift die heimischen Bienenvölker an und überträgt zusätzlich noch weitere Krankheiten.
  • Neobiota besetzen ökologische Nischen: Sie breiten sich in diesen Nischen aus und verdrängen die dort heimischen Arten. Die Einwanderer können sich häufig besser auf das Nahrungsangebot oder den Lebensraum einstellen. Der Marderhund verringert zum Beispiel die Bestände des Waschbären, der selbst einige Jahre früher in Europa siedelte.

Wenn der Mensch Tiere in fremden Gebieten einschleppt, kann das negative Folgen haben. Der WWF verdeutlicht das mit verschiedenen Beispielen:

  • Von europäischen Schiffen kamen schon vor Jahrhunderten Ratten und Katzen auf tropische und subtropische Inseln. Das hatte zur Folge, dass die dort bisher ungestört am Boden brütenden Vogelarten ausstarben.
  • Auf Inseln fraßen ausgesetzte Ziegen und Schafe den heimischen Tieren alle Gräser weg. Die Inseln blieben fast kahl zurück.
  • In Australien sollte das europäische Kaninchen den Speiseplan der Siedler bereichern. Das Tier entwickelte sich dort zur Plage. Abgesehen vom Menschen fehlen ihm die hier üblichen natürlichen Feinde.

Zu Neobiota gehören auch invasive Arten

Der Riese-Bärenklau ist gifig und eine invasive Art.
Der Riese-Bärenklau ist gifig und eine invasive Art.
(Foto: CC0/pixabay/DSt24)

Verdrängen Neobiota einheimische Arten, spricht man von invasiven Arten. Sie stehen in Konkurrenz zu der ansässigen Art. Meist erweisen sich die Neuankömmlinge als stärker und verdrängen andere Arten. In diesem Fall stellen sie keine Bereicherung, sondern eine Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Der NABU erklärt, dass unter den Neobiota invasive Arten etwa einen Anteil von zehn bis fünfzehn Prozent haben.

Weltweit bereiten solche invasiven Arten zunehmend Probleme. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) nennt zwei der wichtigsten Problemfelder:

  • Wirtschaft und die Umwelt: Invasive Arten können zu schlechteren Ernten führen. Die Landwirtschaft sieht sich dann häufig veranlasst, verstärkt Pestizide einzusetzen. 
  • Gesundheit: Invasive Arten können Krankheiten übertragen oder auf andere Weise gesundheitsschädlich sein. Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) enthält beispielsweise giftige Stoffe, die zu Verbrennungen der Haut führen können. Die Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia) ist für Allergiker:innen gefährlich. Beide sind Neophyten.

Durch den Klimawandel können sich zunehmend Arten aus südlichen Regionen in Mitteleuropa heimisch fühlen. Der NABU berichtet zum Beispiel von der asiatischen Tigermücke, die das Gelbfieber auf den Menschen überträgt. Das Insekt hat es schon bis Norditalien geschafft.

Laut NABU belaufen sich in der EU die Schäden durch invasive Arten auf etwa 12 Milliarden Euro. Die Summe gilt als eine vorsichtige Schätzung und umfasst Kosten der Wirtschaft und Folgeaufwand für medizinische Versorgung. Dazu zählen zum Beispiel die Behandlungskosten für Allergien gegen Ambrosia. Eine Studie aus dem Jahr 2023 setzt die Kosten noch weitaus höher an.

Der WWF gibt zu bedenken, dass wirksame Maßnahmen gegen invasive Arten genau auf die jeweiligen Arten abgestimmt sein müssen. Das macht die Eindämmung schädlicher Neobiota so aufwendig und teuer – und fast aussichtslos. Eine bessere Strategie wäre es, von vornherein zu verhindern, dass sich invasive Arten eine neue Nische schaffen.

Neobiota: Was ist zu tun?

Das drüsige Springkraut kam als Neobiont aus Indien.
Das drüsige Springkraut kam als Neobiont aus Indien.
(Foto: CC0/pixabay/JaStra)

Fachleute registrieren die eingewanderten Neobiota und dokumentieren ihre Verbreitung. Nach Angaben des BfN sammelt eine internationale Datenbank diese Daten. Für die wichtigsten 100 Arten existieren Kontrollmaßnahmen, um die Artenvielfalt zu schützen.

Auch du kannst helfen, indem du heimische Arten förderst. Das BfN rät beispielsweise:

  • Verwende Bio-Saatgut aus deiner Region. Damit erhältst du die genetische Vielfalt innerhalb der heimischen Arten aufrecht.
  • Baue bevorzugt heimische Pflanzen an. Mit Wildstauden beispielsweise schaffst du einen naturnahen Garten, der Vögeln oder Insekten Futter bietet.
  • Entsorge Gartenabfälle nicht in der freien Natur. Der NABU berichtet, dass Neobiota wie die Goldrute, der Japanknöterich oder das Drüsige Springkraut als Gartenpflanzen begannen. Dann breiteten sie sich in der freien Natur aus.

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