Das Ökosystem Wald spielt als CO2-Speicher und Sauerstoff-Produzent eine wichtige Rolle für unseren Planeten. Zudem beherbergen Laub-, Misch- und Nadelwälder viele Tiere, Pilze und Pflanzen. Je nach Baumart kann das Ökosystem Wald sehr unterschiedlich aussehen.
Ein Wald, das sind viele Bäume – ganz so einfach ist es nicht. Es gibt verschiedene Definitionen, die das Ökosystem Wald beschreiben.
Die gesetzliche Definition findest du in Deutschland im Bundeswaldgesetz. Als Wald gilt jeder Grund, auf dem Forstpflanzen wachsen. Hinzu kommen Flächen, die zum (wirtschaftlichen) Wald dazugehören: Lichtungen, Waldwege, Schneisen, Waldränder und Holzlagerplätze. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) definiert den Wald dagegen als eine Ansammlung von Bäumen, die mindestens 0,5 Hektar umfasst. Die Kronen der Bäume müssen dabei mindestens zehn Prozent des darunterliegenden Bodens überspannen. Ausgewachsen müssen die Bäume fünf Meter hoch oder höher sein.
Die ökologische Definition hat einen anderen Ansatz. Eine Ansammlung von Bäumen gilt erst als Wald, wenn sie ein eigenes, charakteristisches Ökosystem ausbildet. Im Ökosystem Wald herrschen besondere Bedingungen, die es von der waldlosen Umgebung unterscheiden:
- Die Temperaturen im Wald sind ausgeglichener. Das heißt, im Sommer ist es kühler und im Winter wärmer als in der Umgebung. Im Sommer „verbrauchen“ die Bäume einen Großteil der Wärmeenergie der Sonne bei der Fotosynthese. Dadurch ist es im Wald ein paar Grad kühler. Hinzu kommt, dass Bäume und Waldböden viel Wasser speichern – wenn es verdunstet, kühlt es ebenfalls die Luft ab. Im Winter dagegen sorgen die Wälder dafür, dass die Wärme, die der Erdboden abstrahlt, nicht verloren geht. Dadurch ist es in den Wäldern etwas wärmer.
- Im Wald ist es weniger windig als außerhalb, da die Bäume und andere Pflanzen den Wind dämpfen.
- Die Luftfeuchtigkeit im Ökosystem Wald ist etwas höher als in der Umgebung. Das liegt daran, dass über die Blätter der Bäume und anderer Pflanzen Wasser verdunstet. Geschieht dies unterhalb der Baumkronen, verbleibt ein Großteil der Feuchtigkeit im Wald.
- Durch das Blätterdach ist das Licht im Wald gedämpft.
All diese Punkte sind dir sicher schon aufgefallen, wenn du einen Wald betreten hast. Das „Waldklima“ hängt aber auch stark davon ab, welche Baumarten dort wachsen. Dazu erfährst du später mehr.
Ökosystem Wald: So kann es entstehen
Wälder gibt es nicht überall auf der Erde. Damit ein Ökosystem Wald entstehen kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:
- Über das Jahr verteilt muss es eine Mindestmenge an Niederschlag geben. Je nach Temperatur und Art der Bäume kann sich diese Menge an Regen und Schnee unterscheiden. Gibt es nicht genug Niederschläge, bilden sich stattdessen Savannen oder Steppen.
- Bäume brauchen Mindesttemperaturen, um wachsen und Fotosynthese betreiben zu können. Den Zeitraum eines Jahres, in dem die Temperaturen ausreichen, nennt man „Vegetationsperiode„. Untersuchungen haben gezeigt, dass in Bodennähe mindestens fünf Grad im Tagesmittel herrschen müssen, damit Bäume wachsen können. Ohne eine ausreichend lange Vegetationsperiode kann das Ökosystem Wald nicht gedeihen. Denn die Bäume müssen austreiben, Blätter ausbilden und durch Fotosynthese Energie gewinnen. Nur so können sie weiter wachsen. Deshalb gibt es ab einer bestimmten Höhe und in Polarregionen keine Wälder.
In weiten Teilen der Erde sind diese Bedingungen erfüllt – Wälder sind weit verbreitet. Laut dem WWF bedecken sie etwa 30 Prozent der Landflächen weltweit. Und sie sind sehr wichtig.
Die Bedeutung des Ökosystems Wald
Neben den Ozeanen haben Wälder den größten Einfluss auf das Klima. Vor allem sind sie riesige CO2-Speicher: Allein in Deutschland speichern Wälder jährlich etwa 52 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente mehr als sie in die Atmosphäre abgeben. Ob Wälder davon abgesehen die Atmosphäre eher kühlen oder wärmen, ist schwer zu sagen, da verschiedene Prozesse einander entgegenwirken. Sie kühlen die Atmosphäre durch verdunstendes Wasser und indem sie Sonnenenergie in der Fotosynthese umwandeln. Andererseits sorgen Wälder dafür, dass mehr Sonnenlicht absorbiert statt reflektiert wird. Das ändert jedoch nichts an der großen Bedeutung des Ökosystems Wald für unser Klima.
Daneben haben Wälder noch andere wichtige Funktionen:
- Sie bieten einen Lebensraum für tausende Tier- und Pflanzenarten. Der NABU schätzt beispielsweise, dass Buchenwälder 4300 verschiedene Pflanzen und Pilze und über 6700 Tierarten beherbergen. Wie groß die Artenvielfalt ist, hängt von der Art der Bäume ab und wie sie wachsen: Forschern der Universität Göttingen zufolge leben in einem Wald umso mehr Tier- und Pflanzenarten, je unregelmäßiger die Lücken im Blätterdach sind. So können sich die Lebewesen dort aufhalten, wo die Lichtverhältnisse für sie am günstigsten sind.
- Waldböden speichern viel Wasser. Die Bäume darüber sind wiederum ein wirksamer Schutz vor Überschwemmungen: Bei Starkregen fangen sie einen Großteil des Wassers ab. Zum Teil benötigen sie es selbst, zum Teil verdunstet es wieder, zum Teil gelangt es in den Boden. So verhindern Wälder, dass nach starken Niederschlägen Sturzbäche entstehen.
- Ebenso schützen Wälder insbesondere an Hängen vor Erosion, Erdrutschen und Lawinen.
Der Wald: Ein Ökosystem mit vier Schichten
Wälder verbinden wir vor allem mit Bäumen. Diese bilden mit ihren Kronen, Ästen und Stämmen jedoch nur die oberste Schicht des Ökosystems Wald. Darunter folgen:
Jede Schicht beherbergt unterschiedliche Tiere, Pflanzen und Pilze, die alle zur Funktion des Ökosystems Wald beitragen. In einem natürlich wachsenden Wald sind nicht nur die lebenden Pflanzen eine wichtige Nahrung für viele Tiere (die wiederum Teil der Nahrungskette sind). Abgestorbene Pflanzen und totes Holz werden von Pilzen, Bakterien und kleinen Tierchen wie Regenwürmern zersetzt. Man nennt diese Lebewesen deshalb auch „Destruenten“. Durch sie gelangen wiederum neue Nährstoffe in den Boden. So entsteht ein natürlicher Kreislauf.
Die vier Schichten sind je nach Art des Waldes unterschiedlich. Wir unterscheiden im Allgemeinen zwischen Nadel-, Laub- und Mischwäldern.
Das Ökosystem Nadelwald
In Deutschland gibt es viele Nadelwälder, die überwiegend künstlich aufgeforstet wurden. Hier wachsen vor allem Fichten und Kiefern. Fichten sind sehr beliebt, da sie schnell wachsen und ihr Holz vielseitig verwendbar ist. Andererseits knicken sie bei Sturm schnell um und werden oft von Borkenkäfern befallen.
In künstlich angelegten Nadelwäldern stehen die Bäume meist so dicht, dass nur wenig Licht auf den Waldboden fällt. Deswegen gibt es hier vergleichsweise wenig Unterholz und die Artenvielfalt ist in diesem Ökosystem geringer als in anderen Wäldern.
Natürliche Nadelwälder finden sich vor allem an Orten, wo die Winter sehr kalt sind, die Sonnenintensität stark ist und es längere Trockenperioden gibt. In Deutschland gibt es unter anderem im Harz und im bayerischen Wald natürliche Nadelwälder. Hier wachsen die Bäume weniger dicht als in künstlichen Nadelwäldern. Deshalb ist das Unterholz dichter und die Artenvielfalt größer.
Das Ökosystem Laubwald
Bis die Europäer anfingen, ihre Wälder weitflächig abzuholzen, wuchsen hier vor allem Laubwälder mit Buchen, Eichen, Ahorn und anderen Laubbäumen. Das Ökosystem Laubwald bietet vielen Arten einen Unterschlupf. Das liegt auch daran, dass die Bäume im Winter kahl und im Sommer belaubt sind – so dringt unterschiedlich viel Licht auf den Waldboden. Im Frühjahr lassen die kahlen Bäume genug Sonne durch, damit Frühblüher gedeihen können.
Laubwälder speichern mehr Wasser als Nadelwälder, da die Laubbäume im Winter kein Wasser über ihre Blätter verlieren. Außerdem ist ihre Blattoberfläche kleiner. Im Sommer sorgt der feuchtere Waldboden dafür, dass es in einem Laubwald kühler ist als in einem nahegelegenen Nadelwald.
Der Mischwald – ein besonders robustes Ökosystem
Als Mischwald werden meistens Wälder bezeichnet, in denen sowohl Laub- als auch Nadelbäume wachsen. Ein typisches Beispiel in Deutschland ist die Kombination aus Buchen, Fichten und Tannen.
Mischwälder sind robuster gegenüber Feuern, Trockenheit, Stürmen und Schädlingen als reine Laub- oder Nadelwälder. Außerdem ermöglicht diese Form des Ökosystems Wald eine besonders große Artenvielfalt. In Deutschland wurden seit dem Waldsterben der 1980er Jahre über 300.000 Hektar Nadelwald-Monokulturen in Mischwälder umgewandelt. Die Fläche, auf denen nach wie vor Nadelwald-Monokulturen wachsen, ist allerdings fast zehnmal so groß.
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English version available: What Is a Forest? Describing Our Most Important Ecosystems
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