Mit einem selbst gebauten Ohrwurmhaus bietest du den nützlichen Insekten einen geschützten Platz in deinem Garten. Die Ohrwürmer bedanken sich, indem sie die Blattläuse von deinen Pflanzen fressen.
Ein Ohrwurmhaus ist nicht nur sehr nützlich, sondern auch ein ausgesprochen dekoratives Element im Garten. Schädlinge können die harte Arbeit, die du in deinen Garten gesteckt hast, innerhalb von kurzer Zeit zunichte machen. Besonders Blattläuse sind im Garten dann ein Problem, wenn die natürlichen Fressfeinde – Ohrwürmer und Marienkäfer – fehlen. In deinem selbst gebauten Ohrwurmhaus bietest du den Ohrwürmern nicht nur einen Unterschlupf, sondern auch eine gewisse Sicherheit vor ihren eigenen Feinden, den Vögeln. Dadurch können sich die Ohrenkneifer im Garten vermehren und gleichzeitig reduzieren sich die Blattläuse im Garten.
Ohrwurmhaus bauen: Das Material
Du musst nichts Neues kaufen, um ein Ohrwurmhaus zu bauen. Das meiste Material wirst du in deinem Haushalt haben, wenn du einen Garten besitzt.
Dieses Material benötigst du für ein selbst gebautes Ohrwurmhaus:
- Blumentöpfe aus Ton mit einem Loch im Boden
- eine dünnere Schnur und eine Nadel
- Gemüse- oder Obstnetze
- eine Schere
- eine stabile Schnur z.B. aus Hanf oder Sisal
- kleine Holzstücke oder etwas Bambus
- Holzwolle oder Stroh
Tipp: Lege ein altes Leintuch oder Zeitungspapier unter, wenn du das Ohrwurmhaus bastelst. Dadurch kannst du die Abfälle vom Stroh schnell wieder wegräumen.
Ohrwurmhaus bauen: Die ersten Schritte
Ein Ohrwurmhaus aus einem alten Blumentopf zu bauen ist ganz einfach. So ein Ohrwurmversteck ist nicht nur nützlich, sondern kann auch sehr hübsch sein. Wenn du keine glasierten Blumentöpfe besitzt, kannst du den Tontopf auch mit Acrylfarben selbst gestalten.
So baust du das Ohrwurmhaus:
- Schneide das Gemüsenetz auf und breite es auf der Unterlage aus.
- Stell den Topf auf das Gemüsenetz und schneide mit einem Abstand von rund vier bis fünf Zentimeter rund herum.
- Ziehe mit Hilfe von der Nadel im Abstand von rund 2 Zentimeter zum Rand einen Faden in das Gemüsenetz ein (siehe Bild links). Mit diesem Faden wirst du später das Gemüsenetz am Tontopf fixieren.
- Schneide das Holzstück auf die passende Länge zu (Durchmesser des unteren Topfes).
- Wickle die Schnur, mit der du das Ohrwurmhaus aufhängen möchtest, um das Holzstück herum und verknote sie.
- Zieh die Schnur durch das Loch im Boden des Tontopfes (siehe Bild rechts).
So befüllst du das Ohrwurmhaus
Nun kannst du das Ohrwurmhaus befüllen:
- Stopfe etwas Holzwolle oder Stroh in den Tontopf.
- Lege das vorbereitete Gemüsenetz auf die Öffnung (siehe Bild links).
- Ziehe die dünne Schnur fest um den Rand vom Tontopf und verknote die Enden (siehe Bild rechts).
- Schneide den überstehenden Faden ab.
Um ein Ohrwurmversteck zu bauen benötigst du nur ungefähr zehn Minuten. Die nützlichen Insekten haben jedoch lange Freude daran und du wirst belohnt, indem deine Pflanzen viel weniger Probleme mit Blattläusen haben.
Schutz vor Vögeln
Der natürliche Feind von Ohrwürmern sind Vögel. Das Stroh in den Ohrwurmhäusern ist ein gutes Nistmaterial für Vögel. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du das Ohrwurmhotel mit einem Netz verschließt. Das Netz verhindert nicht nur, dass sich Vögel das Stroh aus den Töpfchen holen, sondern auch dass sie die Insekten im Ohrwurmhaus mit dem Schnabel erreichen und fressen können.
Das Ohrwurmhaus abdichten
Damit es die Ohrenkneifer in ihrem Ohrwurmhotel trocken haben, kannst du das Loch im Tontopf mit Wachs verschließen. Das muss aber nicht unbedingt sein.
- Zünde eine Kerze an. Besonders gut eignen sich Stabkerzen dafür. Aber sogar mit einem kleinen Teelicht kannst du das Loch verschließen.
- Lass etwas Wachs in das Loch neben der Schnur tropfen.
- Das Wachs muss abkühlen, bevor du weiteres Wachs in das Loch tropfen lässt.
- Wiederhole den Vorgang, bis sich das Loch geschlossen hat.
So stellst du das Ohrwurmhaus im Garten auf
Mit deinem selbst gebauten Ohrwurmhotel trägst du dazu bei, dass sich Ohrenkneifer in deinen Bäumen niederlassen. Damit die Ohrwürmer das Quartier annehmen, solltest du das Ohrwurmhaus zeitig im Frühjahr in der Nähe der typischen Überwinterungsquartiere (Reisig- oder Laubhaufen) mit der Öffnung nach unten aufstellen. Hänge deine Ohrwurmversteck ab Mitte Juni mit der Öffnung nach unten an den Baum.
Wichtig: Achte darauf, dass alle Töpfe direkten Kontakt zum Stamm oder zu einem großen Ast haben, damit die Ohrenkneifer ihren Unterschlupf ohne Umwege erreichen können. Die bei uns heimischen Ohrwürmer sind weitgehend flugunfähig und lieber zu Fuß unterwegs.
Nicht immer wachsen die besonders stark verlausten Pflanzen in der Nähe von Bäumen. Stecke in dem Fall einen Holzstab neben die Pflanzen in die Erde und befestige daran das Ohrwurmhotel (Bild links).
Upcycling-Ohrwurmhaus selber bauen
Eine ganz einfache Upcycling-Variante ist ein Ohrwurmhaus aus alten Tassen. Gläser eigenen sich dafür nicht, da Ohrwürmer eine dunkle Behausung bevorzugen.
Dieses Material brauchst du für das Ohrwurmhotel
- alte Tassen
- Holzwolle oder Stroh
- Holzstäbe zum Befestigen
So stellst du das Ohrwurmhaus auf
- Stecke den Holzstab in die Nähe der verlausten Pflanze tief in die Erde.
- Befülle die Tasse locker mit Holzwolle oder Stroh.
- Stecke das Ohrwurmhaus verkehrt herum auf den Holzstab.
Auf Kunsthandwerksmärkten findest du unter dem Namen Ohrwurmzipfel oder Käferzipfel kunstvoll gestaltete Ohrwurmhotels. Am letzten Bild dieses Artikels siehst du zwischen den Blumen handgetöpferte Ohrwurmzipfel aus Ton. Wenn du selbst töpferst, kannst du deinen Ohrwurmzipfel aus Ton auch selber gestalten.
Das solltest du über den Ohrwurm wissen
Ohrwürmer sind im deutschen Sprachraum unter verschiedensten regionalen Variationen ihres Namens bekannt:
- Ohrenkneifer
- Ohrenschliefer
- Ohrlaus
- Ohrawusler
- Ohrengrübler
- Ohrkriecher
Ohrwürmer bilden innerhalb der Klasse der Insekten eine eigene Ordnung. Weltweit gibt es über 1.000 verschiedene Arten, die hauptsächlich in den Tropen leben. In Europa gibt es etwa 30 Arten, davon ist die häufigste in Deutschland der gemeine Ohrwurm.
Lebensweise des Ohrwurms
Die Flügel des gemeinen Ohrwurms sind verkümmert und daher sind sie weitgehend flugunfähig. Ohrwürmer bewegen sich mit Hilfe ihrer Beine durch den Garten. Das musst du unbedingt berücksichtigen, wenn du dein Ohrwurmhaus im Garten aufstellst. Ohrenkneifer sind nachtaktiv und halten sich tagsüber in dunklen Verstecken unter Blättern oder in Rindenspalten – oder in einem Ohrwurmhaus – auf. Ohrwürmer ernähren sich sowohl von Pflanzen als auch von Tieren. Im Garten besonders interessant ist ihre Vorliebe für Blattläuse. Ohrwürmer sind für den Menschen vollkommen harmlos. Die Zangen dienen dazu, Angreifer abzuwehren und kleine Beutetiere – wie beispielsweise Blattläuse – zu ergreifen.
Fortpflanzung von Ohrenkneifern
Erwachsene Ohrwürmer überwintern für gewöhnlich im Boden, in hohlen Pflanzenstängeln sowie in Reisig- oder Laubhaufen. Die Weibchen legen im Frühjahr 50 bis 60 Eier in kleinen Bodenröhren ab und betreiben eine intensive Brutpflege. Die jungen Nymphen sind im Frühsommer ausgewachsen und verlassen das elterliche Quartier. Junge Ohrenkneifer sind an ihrer helleren Farbe und geringeren Größe gut von den erwachsenen Tieren zu unterscheiden. Mit deinem selbst gebauten Ohrwurmhaus bietest du den Nymphen einen guten Unterschlupf.
Sind Ohrwürmer nützlich oder schädlich?
Im Privatgarten überwiegt der Nutzen der Ohrenkneifer als natürliche Schädlingsbekämpfer. Sie verzehren Blattläuse, die Eier von Apfelwicklern, Milben und Gespinstmotten. Gelegentlich treten Ohrwürmer in solchen Mengen auf, dass sie auch süßes Obst, zarte Gemüsepflänzchen und Blüten annagen. Mit Hilfe von deinem selbst gebastelten Ohrwurmhotel kannst du die Ohrwürmer notfalls ganz einfach umsiedeln.
So gestaltest du deinen Garten insektenfreundlich
Neben dem Ohrwurmhaus gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten, deinen Garten insektenfreundlich zu gestalten. Die Insektenvielfalt hilft, ein natürliches Gleichgewicht in deinem Garten herzustellen. Insekten spielen eine wichtige Rolle in der Natur. Als Bestäuber für viele Pflanzen oder als Nahrung für verschiedene Tiere wie Igel oder Vögel. Wenn du Insekten unterstützen möchtest, kannst du ihnen einen Rückzugsort in deinem Garten anbieten.
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Forscher*innen haben festgestellt, dass die Anzahl an Insekten immer weiter zurückgeht. Dieses Insektensterben hat fatale Folgen für Tiere, Pflanzen und nicht zuletzt auch für uns Menschen. In deinem Garten hast du die Möglichkeit, aktiv einen Beitrag dagegen zu leisten indem du Insekten eine Heimat gibst.
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