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Oxytocin: Wie das „Kuschelhormon“ wirkt und du es erhöhen kannst

Oxytocin
Foto: CC0 / Pixabay / RitaE

Oxytocin ist als sogenanntes Kuschel- oder Bindungshormon wichtig für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Daneben hat das Hormon aber auch weitere Funktionen. Hier erfährst du, wie Oxytocin wirkt und wie du es erhöhen kannst.

Oxytocin ist ein Hormon, das im Hypothalamus im Gehirn produziert wird und umgangssprachlich auch als Kuschel- oder Bindungshormon bezeichnet wird. Das Wort „Oxytocin“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet wörtlich übersetzt etwa „schnelle Geburt“. Das beschreibt auch bereits eine der wichtigsten Funktionen von Oxytocin, denn das Hormon leitet die Geburt ein: Es sorgt dafür, dass sich die Gebärmuttermuskulatur zusammenzieht und die Wehen einsetzen.

Bekannt ist Oxytocin vor allem für seine Wirkung als zwischenmenschlicher Kleber. Es beeinflusst unser Bindungsverhalten, erzeugt Gefühle wie Vertrauen und Nähe und macht uns empathisch, wie etwa in der Apotheken-Umschau nachzulesen ist. Damit ist das Hormon maßgeblich daran beteiligt, enge emotionale Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen. Diese Wirkung konnte bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. Angefangen bei der Mutter-Kind-Beziehung über unser Sozialverhalten bis hin zur Partnerwahl und Sexualität spielt das Hormon eine entscheidende Rolle in unserem Leben. Oxytocin gehört damit zu den sogenannten „Glückshormonen“, da es zu unserem Wohlbefinden beiträgt. 

Dass Oxytocin Vertrauen aufbaut, konnte beispielsweise in einer Studie von 2005 nachgewiesen werden, in der Proband:innen Oxytocin über ein Nasenspray verabreicht wurde. Diese sollten anschließend an einem Investorenspiel teilnehmen. Spieler:innen, denen zuvor das Hormon verabreicht wurde, brachten den anderen Teilnehmenden mehr Vertrauen entgegen als die Kontrollgruppe.

Oxytocin: Weitere wichtige Funktionen des Kuschelhormons

Oxytocin wird im medizinischen Bereich fast ausschließlich in der Geburtshilfe eingesetzt.
Oxytocin wird im medizinischen Bereich fast ausschließlich in der Geburtshilfe eingesetzt.
(Foto: CC0 / Pixabay / Marjonhorn)

Neben den zahlreichen natürlichen Funktionen, die Oxytocin erfüllt, wird es außerdem als medizinischer Wirkstoff in der Geburtshilfe eingesetzt.

  • Das Hormon wirkt nicht nur weheneinleitend und -verstärkend, sondern spielt auch nach der Geburt eine wichtige Rolle: Es fördert die Nachwehen und sorgt dafür, dass Nachblutungen nach der Geburt gestoppt werden und sich die Plazenta ablöst.
  • Oxytocin steuert den Milcheinschuss beim Stillen. Schreit ein Säugling, wird bei der Mutter Oxytocin freigesetzt, was nicht nur den Milcheinschuss in die Brustdrüsen auslöst, sondern als Bindungshormon auch die Mutter-Kind-Bindung stärkt.

Zusätzlich besitzt Oxytocin einige weitere wichtige Funktionen. Die folgenden Wirkungen von Oxytocin sind gemeinhin anerkannt:

  • Oxytocin wirkt schmerzlindernd, wie Forscher:innen der Max-Planck-Gesellschaft herausgefunden haben.
  • Oxytocin senkt den Blutdruck und hat grundsätzlich eine beruhigende und angstlösende Wirkung (in Ausnahmesituationen wie zum Beispiel bei der Geburt kann Oxytocin jedoch kurzzeitig die gegenteilige Wirkung erzielen).
  • Oxytocin senkt den Cortisolspiegel und baut Stress ab.
  • Oxytocin wirkt sexuell stimulierend. Die luststeigernde Wirkung von Oxytocin konnte sowohl bei Männern als auch bei Frauen nachgewiesen werden. Besonders viel Oxytocin wird beim Orgasmus ausgeschüttet, was anschließend für Entspannung und Müdigkeit sorgt und ein Gefühl der engen Verbundenheit zum:zur Partner:in hervorruft. 

Anwendungsbereiche von Oxytocin

Oxytocin-Nasensprays sind in Deutschland verschreibungspflichtig.
Oxytocin-Nasensprays sind in Deutschland verschreibungspflichtig.
(Foto: CC0 / Pixabay / ckstockphoto)

In Deutschland wird Oxytocin offiziell nur zur Anwendung im Bereich der Geburtshilfe empfohlen. Daneben ist Oxytocin auf dem freien Markt in Form von Nasensprays, sogenanntem „Liquid Trust„, erhältlich. Diese sind jedoch kaum erforscht, auf eigene Faust solltest du Oxytocin deshalb auf keinen Fall anwenden.

Zwar gibt es Hinweise darauf, dass Oxytocin eine positive Wirkung auf bestimmte psychische Erkrankungen haben könnte. Beispielsweise soll das Hormon Personen mit sozialen Angststörungen, chronischen Depressionen oder Autismus dabei helfen, Ängste zu überwinden und ihr Sozialverhalten zu stabilisieren, wie die Apotheken-Umschau berichtet. Zudem konnte in einer Studie von 2013 gezeigt werden, dass über ein Nasenspray verabreichtes Oxytocin dabei helfen kann, bei unveränderter Ernährung abzunehmen, da das Hormon den Fettstoffwechsel anregt.

Allerdings ist diese therapeutische Anwendung von Oxytocin noch nicht hinreichend untersucht und die Expert:innen der Apotheken-Umschau warnen ausdrücklich davor, Oxytocinsprays privat anzuwenden. Das Hormon sei sehr komplex und wirke bei jedem anders, da hormonelle Prozesse individuell sehr unterschiedlich ablaufen. Zudem könne verabreichtes Oxytocin allein keine Beziehungen verbessern.

Mögliche Nebenwirkungen von zugeführtem Oxytocin sind eine zu starke Wehentätigkeit, Herzrhythmusstörungen, zu schneller oder langsamer Herzschlag, erhöhter Blutdruck, Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen. Insbesondere Schwangere sollten das Hormon auf keinen Fall selbständig zuführen.

Oxytocin auf natürliche Weise erhöhen: Das kannst du tun

Wichtigster Oxytocin-Auslöser: zwischenmenschliche Kontakte.
Wichtigster Oxytocin-Auslöser: zwischenmenschliche Kontakte.
(Foto: CC0 / Pixabay / Takmeomeo)

Neben der Geburt wird Oxytocin vor allem in Situationen ausgeschüttet, in denen als angenehm empfundene zwischenmenschliche Interaktionen stattfinden. Dazu zählen Kuscheln, Sex, Massagen, zärtliche Berührungen oder Umarmungen.

Es wird angenommen, dass das Hormon auch durch andere anregende Sinneseindrücke ausgeschüttet werden kann, wie etwa angenehme Gerüche, Klänge, Licht, Wärme oder einen angenehmen Geschmack. Oxytocin kann damit in sehr vielfältigen Situationen ausgeschüttet werden.

Um deinen Oxytocinspiegel auf natürliche Weise zu erhöhen, genügt es, dich bewusst in diese Situationen zu begeben und dir eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Das kann über soziale Interaktionen erfolgen, oder aber über andere Dinge, wie gutes Essen, schöne Musik, das Streicheln deines Haustieres oder Meditation. Sogar ein tiefer Augenkontakt kann bereits deinen Oxytocinspiegel erhöhen. Denn wichtiger als körperliche Berührung ist das Gefühl von Verbundenheit und Nähe.

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