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Sensitiv-Kosmetik: Pflege für empfindliche Haut

Empfindliche Haut - Sensitiv-Kosmetik
Foto: © Adam Radosavljevic / stock.adobe.com

Shampoos, Cremes und Lotionen mit dem Zusatz „sensitiv“ versprechen, empfindliche Haut besonders zu schützen. Wir erklären, was das genau bedeutet, für wen es das Richtige ist und worauf man beim Kauf achten sollte. Außerdem haben wir Tipps, wo es empfehlenswerte Produkte gibt.

Viele Menschen stellen derzeit durch das Corona-bedingte häufige Händewaschen fest, dass ihre Haut trocken wird und spannt. Andere kämpfen schon länger mit empfindlicher Haut, Allergien oder Hautkrankheiten und der Suche nach der richtigen Pflege – für sie ist das häufige Händewaschen besonders problematisch.

Weil seltener Händewaschen aber im Moment keine Option ist, kommt es jetzt auf die richtigen Produkte zur Reinigung und Pflege der Haut an.

Häufiges Hände waschen schädigt empfindliche Haut.
Häufiges Hände waschen kann empfindliche Haut schädigen. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – Martin Slavoljubovski)

Auf der Suche nach Seifen, Handcremes oder Lotionen, die die Haut schonen, stößt man schnell auf „Sensitiv“-Produkte. Solche Pflegeprodukte versprechen meist, besonders gut „für empfindliche Haut“ oder „für allergische Haut“ geeignet zu sein. Was steckt dahinter?

Sensitiv-Kosmetik: Was ist das?

Was genau in Produkten (nicht) drin steckt, die mit dem Begriff „sensitiv“ oder vergleichbaren Hinweisen gekennzeichnet sind, können wir leider nicht beantworten: Der Begriff ist nicht eindeutig geregelt.

„Leider bietet […] die Auslobung „sensitiv“ keine Sicherheit bezüglich der Verträglichkeit der kosmetischen Produkte“,

bemängelt auch der Deutsche Allergie- und Asthmabund (daab).

Öko-Test fragte 2019 bei einigen der größten Kosmetikfirmen nach, was sie unter „sensitiv“ verstehen: „Antworten verweisen auf eine milde Pflege und Produkte für Verbraucher, die zur Hautirritation neigen; auf Produkte mit so wenig Inhaltsstoffen wie möglich oder mit solchen, von denen bekannt sei, dass sie die Haut möglichst wenig reizen.“

Sensitiv-Produkte können empfindliche Haut schützen.
Sensitiv-Produkte können helfen, empfindliche Haut zu schützen. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – AdoreBeautyNZ)

Generell sollen als „sensitiv“ beworbene Produkte empfindliche Haut möglichst schonend reinigen oder pflegen. Oft bedeutet das, dass auf bestimmte Duftstoffe und Konservierungsstoffe verzichtet wird, die als häufige Auslöser von Allergien gelten (Details s. unten).

Empfindliche Haut: Wer braucht Sensitiv-Kosmetik?

„Im Prinzip sind Sensitiv-Produkte sinnvoll für alle Menschen mit empfindlicher Haut“, sagt der Münchner Dermatologe Dr. Christoph Liebich im Gespräch mit Utopia.

Er erklärt: „Sensitiv-Kosmetik macht auch Sinn für Menschen mit Hauterkrankungen, Allergien, Schuppenflechte und so weiter und bei Allergien gegen bestimmte Inhaltsstoffe.“ Wir empfehlen in diesen Fällen allerdings, ärztlichen Rat einzuholen.

Für Babys und Kinder sollte man grundsätzlich möglichst Reinigungs- und Pflegeprodukte verwenden, die frei sind von Duftstoffen, allergenen Konservierungs- und Farbstoffen, aggressiven Tensiden und anderen hautreizenden Zutaten.

Babys und Kleinkinder haben besonders empfindliche Haut.
Babys und Kleinkinder haben besonders empfindliche Haut. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash – tembinkosi sikupela)

Genau hinsehen: Darauf solltest du bei Sensitiv-Produkten achten

Die speziellen Produkte sind logischerweise vor allem dann sinnvoll, wenn es sich um „echte“ Sensitiv-Produkte handelt, sagt auch der Dermatologe Dr. Liebich: „Das heißt, wenn sie nach Möglichkeit keine oder nur wenige Konservierungsstoffe enthalten und auf Duftstoffe und unnötige Farbstoffe verzichten.“ Oder anders gesagt:

„Sie sollten nur das enthalten, was nötig ist, damit ihre Funktion erfüllt wird.“

Es sei dabei nicht nötig, teure Produkte aus der Apotheke zu verwenden; gute Sensitiv-Kosmetik sei auch im Einzelhandel erhältlich. Im Zweifelsfall könne man das Produkt dem Hautarzt oder der Hautärztin zeigen, so Liebich.

Öko-Test befand 2019 die meisten getesteten Sensitiv-Produkte für „gut“ oder „sehr gut“. Allerdings fand das Labor in einigen Produkten bedenkliche PEG/PEG-Derivate, welche die Haut durchlässiger für Schadstoffe machen können – gerade für Menschen mit empfindlicher Haut problematisch. Einige Produkte enthielten Inhaltsstoffe auf Erdölbasis. Es zeigte sich auch, dass nicht alle „Sensitiv“-Produkte frei von Duftstoffen sind, wie man es vermuten könnte.

Empfindliche Haut braucht besonders schonende Pflege.
Empfindliche Haut braucht besonders schonende Pflege – aber auch bei Sensitiv-Produkten muss man die Inhaltsstoffliste genau lesen. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – miapowterr)

Wir haben uns im Drogeriemarkt umgesehen und dabei festgestellt: Längst nicht alle als „sensitiv“ angepriesenen Kosmetika sind frei von potenziell bedenklichen Zutaten wie etwa Duftstoffen. Auch bekanntermaßen allergene Konservierungsstoffe, Farbstoffe und andere Inhaltsstoffe sowie hautreizende Tenside kommen in „Sensitiv“-Produkten vor.

Es bleibt also nur: Die Inhaltsstofflisten aller Kosmetika und Pflegeprodukte genau zu studieren.

Empfindliche Haut? Diese Inhaltsstoffe sollten in deinen Pflegeprodukten nicht drin sein

Weil jeder Mensch anders ist, gibt es keine allgemeingültige Regel, wer welchen Stoff verträgt und welchen nicht. Wer wirklich empfindliche Haut oder gar Hauterkrankungen hat, ist aber gut damit beraten, zumindest solche Inhaltsstoffe zu meiden, von welchen ein hohes Allergiepotenzial oder besonders hautirritierende Eigenschaften bekannt sind.

Damit du die Stoffe direkt auf der Inhaltsstoffliste der Kosmetika erkennen kannst, nennen wir wo nötig auch die INCI-Bezeichnung (= die Bezeichnung, die auf dem Produkt angegeben ist):

  • Konservierungsstoffe: Als häufige Kontaktallergene unter den Konservierungsstoffen nennt der daab unter anderem Methylisothiazolinone, Methylchlorisothiazolinone, Benzisothiazolinone, Octylisothiazolinone, Parabene und Formaldehyd sowie Formaldehydabspalter (INCI z.B. Benzylhemiformal, 2-Bromo-2-nitropropane-1,3-diol, 5-Bromo-2-nitro-1,3-dioxane, Diazolidinyl Urea, Imidazolidinyl Urea, Quaterniu-15, DMDM Hydantoin, Sodium Hydroxymethylglycine, Methamine)
  • Duftstoffe: 26 Duftstoffe gelten als besonders verdächtig in Bezug auf Allergien und müssen auf der Kosmetikverpackung explizit angegeben werden. Alle anderen werden in der Regel unter dem Begriff „Parfum“ zusammengefasst – am besten meidet man auch das.
  • Auch einige ätherische Öle können die Haut reizen, darunter z.B. Öle aus Ylang-Ylang, Nelke, Eichenmoos, Jasmin und Sandelholzbaum. Der Wissenschaftliche Ausschuss Verbrauchersicherheit (SCCS) der Europäischen Kommission hat ausführliche Listen mit den INCI-Bezeichnungen potenziell allergener Duftstoffe (inklusive ätherischer Öle).
  • Farbstoffe: Vor allem einige sogenannte Azofarbstoffe (INCI z.B. p-Phenylenediamine, Toluene-2,5-Diamine) gelten als krebserzeugend sowie allergieauslösend. Die meisten Farbstoffe sind nach INCI am Kürzel CI plus einer Zahl zu erkennen.
  • Weitere häufige Allergene (in Anlehnung an die Ausschlusskriterien des Verbands daab, s. unten): Lanolin (Wollwachs) & Lanolin Alcohol, Colophonium, Propolis Cera (Bienenharz), Kamille (INCI: Chamomilla Recutita Flower Extract), Benzophenone-3, Cetylstearylalkohol, Cetearylalkohol (INCI: Cetearyl Alcohol)
  • Tenside: Als weiteren bedenklichen Inhaltsstoff für Menschen mit empfindlicher Haut nennt der daab das Tensid Natriumlaurylsulfat (INCI: Sodium Lauryl Sulfate), das die Haut irritieren kann.
  • Erdölprodukte sind weniger wegen ihres Allergiepotenzials als wegen ihren fehlenden Pflegeeigenschaften nicht optimal: Sie können sich wie ein Film auf die Haut legen und diese „abdichten“, ohne dass sie sie wirklich pflegen. Das kann die Haut längerfristig sogar austrocknen.
Inhaltsstoffe in Kosmetik: Parabene
Mit empfindlicher Haut besser meiden: Parabene und Duftstoffe in Kosmetikprodukten. (Foto: © Utopia.de)

Naturkosmetik ist oft besser für empfindliche Haut

Leider ist es ein Trugschluss, dass Naturkosmetik grundsätzlich hautfreundlicher ist – auch hochwertige, zertifizierte Naturkosmetik kann kritische Duftstoffe, ätherische Öle oder andere hautreizende Inhaltsstoffe enthalten. Allerdings kommen zumindest keine erdölbasierten Stoffe, synthetischen Konservierungsstoffe, Kunststoffe oder aggressiven Tenside zum Einsatz.

Dazu kommt, dass Naturkosmetik in der Regel für die Umwelt verträglicher ist – in der Produktion und bei der Anwendung. Wir raten, im Idealfall „Sensitiv“-Produkte mit Naturkosmetik-Zertifizierung zu verwenden – und dabei dennoch immer kritisch die Inhaltsstoffliste zu prüfen.

Sensitiv-Produkte kaufen: Empfehlenswerte Shops und Marken

Menschen mit empfindlicher Haut finden in jedem Drogeriemarkt gute Sensitiv-Kosmetik. Außerdem bekommt man sie in vielen Bioläden, Reformhäusern und natürlich Apotheken. Auch einige Onlineshops bieten empfehlenswerte Sensitiv-Produkte an.

Onlineshops

  • PureNature** hat sich auf möglichst natürliche Allergiker*innen-Produkte spezialisiert, alle Naturkosmetik-Produkte sind frei von Dufststoffen.
  • Beim Naturkosmetik-Onlineshop Ecco Verde** kannst du nach Kategorien wie „sensible Haut“ und „unparfümiert“ filtern.
  • In Online-Apotheken (z.B. Shop Apotheke, DocMorris, Zur Rose Apotheke**) kannst du teilweise ebenfalls nach Produkten für allergische oder empfindliche Haut filtern.

Naturkosmetik-Marken

Sensitiv-Pflege mit Naturkosmetik-Siegel von Lavera
Sensitiv-Pflege mit Naturkosmetik-Siegel von Lavera (Foto: © Lavera)
  • CMD: „neutral“ Pflegeserie, online erhältlich** u.a. bei Ecco Verde oder Memolife.
  • Dr. Hauschka hat eine eigene medizinische Pflegeserie, online erhältlich** am besten direkt bei Dr. Hauschka.
  • Eubiona: „Sensitive“ Pflegeserie, online erhältlich** u.a. bei BigGreenSmile und PureNature.
  • i+m Naturkosmetik: „Freistil Sensitiv“-Serie, online erhältlich** u.a. bei Ecco Verde und BioNaturel.
  • Lavera: „Neutral“-Pflegeserie, online erhältlich** u.a. bei Ecco Verde und BioNaturel.
  • Logona: „Pur“-Pflegeserie, online erhältlich** u.a. bei Ecco Verde und BioNaturel.
  • Urtekram: „No Perfume“- und „No Perfume Baby“-Pflegeserie, online erhältlich** u.a. bei Ecco Verde und BioNaturel.

Hautverträgliche Produkte erkennen: Hinweise, Siegel und Label

Vorsicht: Alle Kennzeichnungen, Labels und Siegel können nur eine Orientierungshilfe bieten und nicht den genauen Blick auf die Inhaltsstoffliste ersetzen. Erstens sind die Kriterien mitunter schwammig und zweitens kann kein noch so gut gemeintes Label ausschließen, dass es Anwender:innen der Produkte gibt, die auf die eine oder andere Substanz empfindlich reagieren.

  • Ziemlich wenig sagen Hinweise wie „dermatologisch getestet“ oder „dermatologisch geprüft“ aus. Für solche Hinweise gibt es keine festen Regeln – im Prinzip kann sie jeder Hersteller verwenden. Das gleiche gilt für Hinweise wie „augenärztlich getestet“.
  • „Klinisch geprüft“ oder „klinisch getestet“ bedeutet ein wenig mehr: Das Produkt wurde an Proband*innen unter Aufsicht von medizinischem Personal getestet, der Hinweis gibt aber weder Aufschluss über das Testergebnis noch über die Zusammensetzung des Produkts.
  • Auch der Hinweis „hypoallergen“ ist nicht rechtlich geregelt und erfordert keine bestimmten Kriterien.
  • Das Institut Dermatest führt im Auftrag von Kosmetikfirmen Hautverträglichkeits-Tests durch. Labels wie etwa „dermatest sehr gut“ stehen zwar dafür, dass die Produkte an einer bestimmten Anzahl von Proband*innen zu bestimmten Bedingungen getestet wurden und dabei gut verträglich waren. Sie sagen aber nichts über die Zusammensetzung des Produkts aus.
  • Das Label „Empfohlen von Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V.“ findet man auf einigen Pflegeprodukten, die nach Angaben des Vereins „auf Ihre Verträglichkeit für Hautpatienten und Allergiker untersucht und von unabhängigen Gutachtern positiv bewertet“ wurden. Eine Ausschlussliste für Inhaltsstoffe gibt es nicht. Bei einigen Produkten stehen in der Inhaltsstoffliste Duftstoffe sowie andere irritierende Stoffe.
  • Das bei uns eher seltene ECARF-Siegel („Allergikerfreundlich Qualitätsgeprüft“) vergibt die Europäische Stiftung für Allergieforschung. Es prüft die Produktzusammensetzung, die Produkte werden an Proband*innen getestet. Sie dürfen keine „reizenden Inhaltsstoffe über ihren jeweiligen Schwellenwerten enthalten“. Ausgeschlossen sind aber nur die 26 besonders allergenen Dufststoffe sowie einige Konservierungsstoffe.
  • Das Label des daab („getestet und empfohlen daab Deutscher Allergie- und Asthmabund“) hat strengere Ausschlusskriterien für Inhaltsstoffe. Die Produkte müssen u.a. frei sein von jeglichen Duftstoffen, von Konservierungs- und Farbstoffen, die als Allergene bekannt sind (z.B. Formaldehyd und Formaldehydabspalter, Parabene, MCI/MI (Chlor)-Methylisothiazolinon, Azofarbstoffe) sowie von weiteren als allergen geltenden Inhaltsstoffen wie Lanolin, Kolophonium, Benzophenon-3 sowie dem hautirritierenden Tensid Natriumlaurylsulfat (Hier geht’s zum Kriterienkatalog).

Empfindliche Haut: Was du noch tun kannst

Trockene Haut an den Händen
Trockene Hände unbedingt regelmäßig eincremen! (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – Rbomb04)
  • Auf eine Hauttyp-gerechte Pflege achten
  • Möglichst kurz duschen
  • Nicht zu häufig duschen
  • Nicht zu heiß duschen
  • Stress vermeiden
  • Ausgewogen ernähren (viel Obst und Gemüse essen)
  • Viel Wasser trinken
  • Kosmetik- und Pflegeprodukte nicht zu häufig wechseln
  • Nicht zu viele verschiedene Kosmetik- und Pflegeprodukte verwenden
  • Hände und Körper regelmäßig mit einer gut verträglichen Creme/Lotion pflegen
  • Tipp bei besonders gereizter Haut an den Händen: Abends gut mit einer fettreichen Creme eincremen und über Nacht dünne Baumwollhandschuhe tragen (gibt es im Drogeriemarkt). Für mehr Tipps: Trockene Hände: Hausmittel

Wichtig: Wenn deine Haut sehr oft irritiert oder gerötet ist oder juckt, wenn du Ausschläge oder andere Hautprobleme bekommst: Lass das Problem ärztlich abklären. Manche Hauterkrankungen erfordern eine Behandlung mit speziellen Medikamenten oder Cremes – und Dermatolog:innen können dich auch im Hinblick auf die richtige Pflege für deine Haut beraten.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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