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Sind „sensitiv“ und „hautneutral“ das gleiche?

sensitiv hautneutral
Foto: CC0 / Pixabay / miapowterr

Die Bezeichnungen „sensitiv“ und „hautneutral“ finden sich auf vielen Kosmetikprodukten. Gibt zwischen den beiden eigentlich einen Unterscheid? Wir erklären dir, was die beiden Begriffe bedeuten.

Die Beschreibungen „sensitiv“ und „hautneutral“ findest du mittlerweile auf vielen Kosmetikprodukten und sie könnten vermuten lassen, dass sie das Gleiche meinen – schließlich klingen beide so, als sei das entsprechende Produkt irgendwie sanfter zur Haut als herkömmliche Produkte. Doch tatsächlich nutzt die Kosmetikindustrie die beiden Begriffe in unterschiedlichen Zusammenhängen.

  • „Sensitiv“ deutet darauf hin, dass wenige oder keine allergenen Inhaltsstoffe im Produkt enthalten sind. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Konservierungsstoffe, Tenside oder Duft- und Farbstoffe, die allergische Reaktionen auslösen können.
  • „Hautneutral“ bezieht sich dagegen ausschließlich auf den pH-Wert des jeweiligen Produktes. Über die Hautverträglichkeit der Inhaltsstoffe macht diese Einstufung also genau genommen keine Angabe.

Vorsicht: Beide Begriffe sind nicht geschützt und beziehen sich auch nicht auf einen Qualitätsstandard oder ein Siegel. Sowohl Öko-Test als auch die Verbraucherzentrale weisen darauf hin, dass es sich um bewerbende Produktbeschreibungen der Herstellerfirmen handelt.

Sensitiv: Welche Bedeutung steckt dahinter?

Sensitive Kosmetik enthält wenig oder keine allergenen Inhaltsstoffe.
Sensitive Kosmetik enthält wenig oder keine allergenen Inhaltsstoffe.
(Foto: CC0 / Pixabay / silviarita)

Die Bezeichnung „sensitiv“ findest du auf Kosmetikprodukten, die speziell für empfindliche Haut gedacht sind. Mitunter steckt „sensitiv“ schon im Namen für die jeweilige Körper- oder Gesichtspflegeserie.

Empfindliche Haut ist ein Hautzustand, der bei allen Hauttypen vorkommen kann: Fettige Haut kann ebenso empfindlich reagieren wie trockene Haut. Wesentliches Kennzeichen von empfindlicher Haut sind ein Spannungsgefühl oder Juckreiz. Zudem kann sich die Haut stellenweise röteten und schuppen. Solche Hautreizungen können plötzlich auftreten und sich mit der Zeit auch wieder normalisieren. Zu den Auslösern für Empfindlichkeit zählen unter anderem Hitze, Kälte, UV-Strahlung – oder eben auch Inhaltsstoffe in der Hautpflege.

In der Herstellung von Kosmetikprodukten gelten grundsätzlich spezielle Regeln, welche Wirkstoffe an die Haut dürfen und welche nicht. Die Kosmetikverordnung der EU macht dazu klare Vorgaben. Sie führt auch Stoffe auf, die nur mit Einschränkungen und entsprechenden Hinweisen zu verwenden sind.

  • Dazu gehören zum Beispiel Stoffe, die Allergien auslösen können.
  • Eine gesonderte Deklarationspflicht gilt übrigens auch für eine Liste von derzeit 26 Duftstoffen.
  • Sobald ihr Anteil in der Mixtur einen sehr niedrigen Schwellenwert übersteigt, sieht der Gesetzgeber eine namentliche Nennung vor.
  • Bei Kosmetika wie Shampoo oder Duschgel liegt der Wert bei 0,01 Prozent.
  • Für Produkte, die auf der Haut bleiben, wie Creme oder Parfüm liegt der Wert sogar noch tiefer, bei nur 0,001 Prozent.
  • Für die übrigen Duftstoffe, die nicht auf der Liste stehen, reicht in der Regel die Sammelbezeichnung „Duftstoffe“ oder „Aroma“ aus. 

Auf solche Inhaltsstoffe sollte sensitive Kosmetik verzichten. Die Zusammensetzung der Produkte muss gut hautverträglich sein und die Haut schonen. Ob diese Voraussetzung erfüllt ist, untersuchte Öko-Test beispielsweise für eine Reihe von sensitiven Duschgels. Dabei schnitten im Test zwölf der insgesamt 31 Produkte mit „sehr gut“ ab. In den übrigen Duschgels fanden sich mitunter doch noch Duftstoffe oder Tenside, die dafür bekannt sind, dass sie die Haut reizen können.

Und was bedeutet dann „hautneutral“?

Hautneutrale Waschstücke greifen nicht den hauseigenen Säureschutzmantel an.
Hautneutrale Waschstücke greifen nicht den hauseigenen Säureschutzmantel an.
(Foto: CC0 / Pixabay / slavoljubovski)

Die Angabe „hautneutral“ gibt dir Auskunft über den pH-Wert des betreffenden Produktes. Dieser Wert ist eine Maßeinheit für saure oder alkalische Flüssigkeiten. 

  • Säuren: Sie reichen auf der pH-Skala von eins bis etwa sechs.
  • Basen: Bei einem pH-Wert zwischen acht bis vierzehn handelt es sich um Basen, die alkalisch sind.
  • pH-neutral: Der neurale Wert liegt in der Mitte der Skala, bei 7. Beispielsweise ist Wasser in der Regel pH-neutral.
  • pH-hautneutral: Der pH-Wert der Haut liegt im Mittel etwa bei 5,5 und damit im leicht sauren Bereich. Der Wert kann unterschiedlich ausfallen, je nachdem, an welcher Körperstelle oder zu welcher Tageszeit die Messung stattfindet. Ebenso kann das Geschlecht oder das Alter zu abweichenden Messergebnissen führen. Ph-hautneutrale Produkte besitzen in der Regel einen Wert, der etwa zwischen 5,5 und sechs auf der Skala liegt.

Die Haut schützt sich mit einem sogenannten Säureschutzmantel. Die Absonderungen der Talg- und Schweißdrüsen bilden diesen hauteigenen und leicht sauren Schutzfilm auf der Hautoberfläche. Er erschwert unter anderem die Ausbreitung von Bakterien oder Keimen auf der Haut.

Bei einer Wäsche kommt die Haut meist mit alkalischen Reinigungspräparaten im Kontakt. Seife beispielsweise ist generell alkalisch. Auch einige Tenside in Duschgel oder Flüssigseife weisen alkalische pH-Werte auf. Dadurch greifen sie auf chemischer Ebene den hauseigenen Säureschutzmantel an und waschen ihn quasi mit ab. Nach einer Wäsche ist die Haut also für einige Stunden ohne eigenen Schutz. Sie ist angreifbarer für andere Stoffe, wie eben bedenkliche Duft- oder Farbstoffe sowie Konservierungsmittel.

Hautneutrale Hautpflege besitzt dagegen einen pH-Wert, der in etwa dem Wert der Haut entspricht. Sie greifen daher nicht den Säureschutzmantel an. Solche Produkte gehen schonender mit der Haut um. In der Regel stellt ein hautneutrales Reinigungspräparat eine sinnvolle Ergänzung für eine sensitive Pflegelinie dar. Allerdings fand Öko-Test in hautneutralen Syndets durchaus auch bedenkliche Inhaltsstoffe. Hauptsächlich handelte es sich dabei um PEG-Verbindungen, die in Verdacht stehen, die Haut durchlässiger für andere Inhaltsstoffe zu machen. Daraus könnten dann allergische Reaktionen entstehen.

Fazit: Sensitiv kann hautneutral sein, muss aber nicht

Naturkosmetik ist grundsätzlich hautverträglicher.
Naturkosmetik ist grundsätzlich hautverträglicher.
(Foto: CC0 / Pixabay / Mareefe)

„Hautneutral“ und „sensitiv“ sind somit zwei Angaben auf Kosmetikprodukten, die sich ergänzen, aber nicht identisch sind. Für eine hautschonende Reinigung sollten sensitive Pflegeserien auf hautneutrale pH-Werte setzen. Das können zum Beispiel auch feste, seifenähnliche Syndets sein. Zudem gibt es nichtionische Tenside, die hautfreundlicher sind als herkömmliche Tenside.  

Einer empfindlichen Haut können vor allem chemische Zusatzstoffe zusetzen. Auf solche synthetischen Zusätze verzichtet die Naturkosmetik. Sie verwendet natürliche Inhaltsstoffe, die im allgemeinen hautverträglicher sind. Bei zertifizierter Naturkosmetik kannst du dich auf die ausgewiesenen Qualitätsstandards für die Produkte verlassen. 

Allerdings können auch natürliche Inhaltsstoffe Allergien und Hautreizungen verursachen. Ein Beispiel ist der pflanzliche Duftstoff Citronellol, der auf der Liste der 26 Duftstoffe steht. Daher muss Citronellol immer namentlich genannt sein.

Das DAAB-Siegel des Deutschen Allergie- und Asthmabundes weist auf besonders gut verträgliche Pflegeprodukte hin.  

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