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Nachgefragt: Getränkekarton entsorgen – mit oder ohne Deckel? Das raten Entsorgungs-Expert:innen

Tetrapak: Deckel dran lassen beim Recycling?
Foto: Utopia (bw)

Wie entsorgt man Tetra Paks richtig? Darf ich den Deckel dran lassen oder sollte ich ihn besser getrennt entsorgen? Und was gilt ab Juli, wenn die neuen Lass-mich-dran-Deckel verpflichtend sind? Fragen über Fragen – hier die Antworten.

Orangensaft, Hafer-Drinks, Milch, Sahne etc.: In fast jedem Kühlschrank finden sich Getränkekartons. Nach dem Genuss stellt sich die Frage: Wie werden die Verpackungen korrekt entsorgt? Und vor allem: Soll ich den Deckel drauf lassen oder besser getrennt entsorgen? Wir haben bei Entsorgungs-Expert:innenen nachgefragt.

Wie werden Getränkekartons entsorgt?

Auch wenn Getränkekartons von Tetra Pak, Elopak oder SIG überwiegend aus Karton bestehen: Sie gehören nicht in die Papiertonne. Die Verpackungen, die hauptsächlich für Getränke verwendet werden, bestehen aus bis zu sieben Schichten und enthalten neben Papier auch Kunststoffe und zum Teil eine dünne Schicht Aluminium. Auch die Entsorgung im Restmüll ist nicht korrekt.

Richtig aufgehoben sind Tetra Paks & Co. nur im Gelben Sack, beziehungsweise der Gelben Tonne. Nur so können in der Recyclinganlage die verschiedenen Materialien separiert und dann recycelt werden.

Hinweis: Der Begriff Tetra Pak wird umgangssprachlich für alle Getränkekartons genutzt, es gibt allerdings verschiedene Firmen, die Getränkekartons herstellen. Hierzu gehören neben Tetra Pak auch Elopak oder SIG. Für all diese Produkte gelten dieselben Regeln bei der Entsorgung.

Wie werden die Deckel von Getränkekartons entsorgt?

Die Deckel der Tetra Paks sollten am besten getrennt weggeworfen werden – und zwar auch in den Gelben Sack, darin sind sich die Entsorgungs-Fachleute einig. Denn: „Keine Sortieranlage kann so gut sortieren wie der Mensch“, erklärt Lena Langenkämper vom Recyling-Unternehmen Remondis. „Der Sortiererfolg der Anlagen hängt ganz wesentlich von der korrekten Abfalltrennung in den Haushalten ab.“

Und auch Hannan​​​​ Farooq von der Wittmann Entsorgungswirtschaft GmbH meint im Gespräch mit Utopia: „Generell empfehlen wir, Verpackungsmaterialien vor der Entsorgung durch den Konsumenten sorgfältig zu sortieren. Eine gründliche Vorsortierung erhöht die Effizienz der Sortieranlagen erheblich.“

Fazit: Deckel und Behältnis getrennt in den Gelben Sack zu werfen, ist die beste Lösung – so hat die Sortieranlage am wenigsten Probleme bei der Trennung. Aber auch wer beides zusammen einwirft, macht nichts falsch. Wichtig ist, dass beides im Gelben Sack landet.

Materialien trennen: gilt auch für andere Deckel

Diese Tipps gelten übrigens nicht nur für Getränkekartons, sondern auch für die Deckel von Joghurtbechern, die Deckel von Senftuben und die Folien von Käsepackungen. Remondis erklärt: „Wenn wir einmal das Beispiel mit dem Joghurtbecher nehmen: Da es sich bei dem Becher (Kunststoff) und dem Deckel (Aluminium) um verschiedene Materialien handelt, sollte der Deckel abgetrennt und beides separat in die Gelbe Tonne oder den Sack geworfen werden. So ermöglichen wir für beide Materialien eine Verwertung. Separieren wir nicht, muss sich die Sortieranlage quasi ‚entscheiden‘, welchem Material sie Vorrang gibt. Der andere Wertstoff geht so für das Recycling verloren.

Bei Konservendosen aus Weißblech hingegen müssen die Deckel nicht entfernt werden – Dose und Deckel sind aus dem gleichen Material gefertigt.

3 wichtige Tipps fürs korrekte Recycling

  • Die Gefäße sollten immer „löffelrein“ sein. D. h. man sollte größere Reste des Inhaltes auskratzen, das Gefäß jedoch nicht spülen. Denn das verbraucht unnötig Wasser, Energie und Spülmittel.
  • Joghurt- und Sahnebecher immer einzeln entsorgen und nicht ineinander stapeln. Denn das bereitet den Entsorgern beim Recycling Probleme, da die gestapelten Behälter nicht störungsfrei die Sortieranlage durchlaufen können.
  • Alles, was sich händisch voneinander trennen lässt, sollten wir auch separieren und einzeln wegwerfen. So trägt jede:r einzelne von uns bestmöglich zum Recyclingerfolg bei.

Neue Deckel: „Tethered Caps“ für weniger Plastikmüll

Vielleicht sind dir die neuen Deckel, die immer mehr Getränkekartons, aber auch Einwegflaschen haben, schon aufgefallen. Die sogenannten „Tethered Caps“ sind Verschlüsse, die fest mit dem Behältnis verbunden sind und sich nicht mehr abnehmen lassen.

Tethered Caps: Ab 3. Juli 2024 in der ganzen EU Pflicht.
Tethered Caps: Ab 3. Juli 2024 in der ganzen EU Pflicht. (Foto: Utopia (bw))

Ab Juli 2024 sind diese Verschlüsse gemäß einer neuen EU-Richtlinie bei Einweg-Getränkeverpackungen, die ganz oder teilweise aus Plastik bestehen und unter drei Liter Volumen haben, vorgeschrieben (Einwegkunststoff-Richtlinie 2019/904). Der Hintergrund: Die losen Deckel sollen nicht in der Umwelt landen und dort für noch mehr Verschmutzung sorgen. Bei Untersuchungen an der Nordsee wurden mehr als 40 Flaschendeckel auf etwa 100 Metern Strand gefunden.

Viele Hersteller haben ihre Verpackungen jetzt schon an die Auflagen der Einwegkunststoff-Richtlinie angepasst.

Wie funktioniert das Recycling bei Lass-mich-dran-Deckeln?

Die „angebundenen Deckel“ sollen nicht gewaltsam entfernt werden. Sie verbleiben an den Getränkeverpackungen und werden über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne entsorgt.

Das Recycling wird durch die Tethered Caps etwas erschwert, sollte aber weiterhin funktionieren, wie uns die Entsorgungs-Expert:innen erklären. „Da beide Teile aus unterschiedlich dichten Kunststoffen bestehen, lassen sich die Materialien dann durch das Schwimm-Sink-Verfahren trennen: Die Flaschen sinken zu Boden, während der Deckel schwimmt“, erläutert Lena Langenkämper. So können die Kunststoffteile separat weiterverarbeitet werden. Bei Materialien mit deutlich unterschiedlicher Dichte ist die Trennung weniger problematisch als bei Materialien mit fast identischer Dichte.

Langenkämper erklärt weiter: „Die Herausforderung beim Recycling von Getränkekartons liegt aber weniger bei den Verschlüssen, die so ja weitestgehend separiert werden könnten. Schwieriger ist es, den Verbund aus verschiedenen Materialien (Kunststoff, Aluminium, Papierfasern) voneinander zu trennen.“

Mehrweg ist die beste Verpackung

Utopia meint: Besser als Getränkekartons sind Mehrwegbehältnisse, vor allem wenn sie regional befüllt werden. Daher raten wir Verbraucher:innen, beim Einkauf generell Mehrweglösungen gegenüber Einwegbehältnissen zu bevorzugen und diese zeitnah wieder in Umlauf zu bringen.

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