Viele Getränke gibt es sowohl in Tetrapaks als auch in Glasflaschen zu kaufen. Wir erklären dir, welche Variante ökologischer ist und woran das liegt.
Dosen, Einweg- oder Mehrweg-Plastikflaschen, Tetrapak oder Glasflaschen: Im Handel gibt es die unterschiedlichsten Arten an Verpackungen. Welche Variante am nachhaltigsten ist, kann man auf den ersten Blick nur schwer erkennen. Dieser Artikel vergleicht zwei Verpackungstypen: Getränkekartons von Tetrapak und Glasflaschen.
Tetrapak oder Glasflasche: Beides hat Vor- und Nachteile
Getränkekartons wie die vom Marktführer Tetrapak bestehen aus Papier, Aluminium und Kunststoff. Sie sind vor allem praktisch, weil sie im Vergleich zu anderen Verpackungen sehr leicht sind. So ist weniger Energie notwendig, um sie zu transportieren. Dafür ist das Recycling vergleichsweise aufwendig, da Tetrapaks aus mehreren Materialien bestehen. Zudem landen sie zusammen mit anderen Abfällen im Gelben Sack und man muss sie für das Recycling erst vom restlichen Müll trennen.
Glasflaschen sind wesentlich schwerer als Tetrapaks. Deshalb ist ihr Transport energieintensiver. Dafür sind viele Glasflaschen Mehrweg-Pfandflaschen, die von den Herstellern neu befüllt werden. Laut dem Naturschutzbund Deutschland verwenden Hersteller eine Glasflasche bis zu 50 Mal wieder. Da du Glasabfälle einzeln entsorgst, ist Glas-Recycling vergleichsweise einfach.
Wovon hängt die Ökobilanz der Verpackungen ab?
Bei einer Glasflasche hängt die Ökobilanz von zwei entscheidenden Faktoren ab:
- Wie oft verwendest du sie?
- Muss sie über weite Strecken transportiert werden?
Bei einem Tetrapak dagegen sind diese Punkte entscheidend:
- Wie groß sind Plastik- und Alu-Anteil? Stammt das Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft? Hat das Tetrapak einen Recycling-Anteil?
- Entsorgst du den Getränkekarton richtig, also im Gelben Sack? Wird er recycelt?
Ob Tetrapaks oder Glasflaschen nachhaltiger sind, hängt davon ab, wie man die einzelnen Faktoren bewertet. Deshalb sind Wissenschaftler*innen zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen.
Unterschiedliche Ergebnisse bei den Ökobilanzen von Glas und Getränkekarton
Das Umweltbundesamt hat 2002 die Ökobilanzen von verschiedenen Getränkeverpackungen berechnet. Das Ergebnis: Mehrweg-Pfandsysteme (mit Kunststoff- oder Glasflaschen) und Tetrapaks sind am nachhaltigsten.
An der Studie war unter anderem das IFEU (Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg) beteiligt. Das Institut berechnete 2018 erneut Ökobilanzen mit einem ähnlichen Ergebnis: Glasflaschen und Tetrapaks sind gleichauf, bei Milch sind Tetrapaks sogar besser. Letzteres begründet das Institut damit, dass es hierzulande kaum Mehrwegsysteme für Milchflaschen ohne lange Transportwege gebe.
Nicht alle teilen diese Ansicht. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ist der Meinung, dass die Berechnungen des IFEU von falschen Annahmen ausgehen. Eine Veröffentlichung des Instituts musste 2019 sogar aufgrund falscher Angaben zurückgezogen werden. Konkret kritisiert die DUH diese Punkte:
- Das IFEU soll bei seiner Berechnung davon ausgegangen sein, dass 60 Prozent der Tetrapaks recycelt werden. Die DUH geht jedoch von einem wesentlich geringeren Wert von etwa 35 Prozent aus.
- Nicht nur die Produktion von Kunststoff und Aluminium, sondern auch die des Kartons bedingt eine Schadstoffanreicherung in Gewässern.
- Laut der DUH landen mehr als ein Drittel der Tetrapaks im falschen Müll und zum Teil auch in der Umwelt. Die Folgen von Plastik in der Umwelt habe das IFEU nicht berücksichtigt.
- Wie oben beschrieben, hängt die Ökobilanz von Glasflaschen entscheidend von den Transportwegen ab. Bei der Berechnung sei die IFEU aber von doppelt so weiten Transportwegen ausgegangen wie angemessen – nämlich von durchschnittlich über 1000 Kilometern.
Sind Tetrapaks wirklich so nachhaltig wie Glasflaschen?
Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert nicht nur falsche Berechnungen des IFEU, sondern bemängelt auch, dass die 2002 errechneten Ökobilanzen nicht mehr zutreffend sind. Nach Ansicht der DUH sind Tetrapaks heutzutage meist weniger nachhaltig als Glasflaschen.
Der Grund: Seit 2002 soll der Plastikanteil in Tetrapaks gestiegen sein – unter anderem wegen komplizierter Verschlüsse. Das macht Tetrapaks schwerer und verringert den Anteil nachwachsender Rohstoffe in den Verpackungen. Der DUH zufolge produziert Tetrapak etwa 700.000 Tonnen Plastik im Jahr und steht damit auf einer Stufe mit Nestlé und Coca Cola.
Die DUH plädiert deshalb dafür, dass auch Tetrapaks mit Pfand versehen werden sollen. So kann man sie getrennt entsorgen und recyceln. Bei Mehrweg-Pfandsystemen geht die DUH von einer Rücklaufquote von fast 100 Prozent aus.
Fazit: Regionale Glasflaschen statt Tetrapak
Die DUH kommt zu dem Schluss, dass Glasflaschen meist ökologischer sind als Tetrapaks – bei mehrfacher Verwendung und einer Transportstrecke unter 600 Kilometern. Expert:innen vom IFEU gehen der Süddeutschen Zeitung zufolge von kürzeren Strecken bis zu 200 Kilometern und mindestens 15-facher Verwendung aus. Wenn dein Fokus beim Einkaufen auf der Einsparung von Kohlenstoffdioxid liegt, dann halte dich an die strengere Auslegung. In Bezug auf die Schadstoffanreicherung und den Müll durch Tetrapaks solltest du dich an die Empfehlung der DUH halten. Oder: Im Schnitt könnte man von maximal 400 Kilometern Transportstrecke und circa achtmaliger Verwendung sprechen.
Am umweltfreundlichsten sind also Glasflaschen von Anbietern aus deiner Region, die
- du im Falle von Mehrweg-Flaschen zurückgibst oder
- so oft es geht wiederverwendest.
Glasflaschen haben gegenüber Tetrapaks und anderen Verpackungen laut der Süddeutschen Zeitung zudem den Vorteil, dass sie keine potenziell ungesunden Stoffe an die Flüssigkeit abgeben.
Tipp: Wasser in Plastikflaschen kannst du vermeiden, indem du hauptsächlich Leitungswasser trinkst. Auch Fruchtsäfte kannst du ganz einfach selbst herstellen – zum Beispiel Apfelsaft, Rhabarbersaft und Holundersaft.
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