Äpfel gehören zu den beliebtesten Obstsorten – und du bekommst sie aus regionalem Anbau. Doch wusstest du, dass Äpfel aus Argentinien teilweise die gleiche Klimabilanz haben wie heimische Äpfel?
Äpfel sind schmackhaft, robust, günstig und gesund – und obendrein wachsen sie in Deutschland. Viele gute Gründe, nicht nur im Herbst nach der Ernte, sondern das ganze Jahr über Äpfel zu essen – oder? Studien zeigen, dass sich die Klimabilanz von Äpfeln stetig verschlechtert, sobald die Früchte in der Kühlung landen. Wenn du im (Früh-)Sommer einen deutschen Apfel isst, kann er deshalb eine schlechtere Klimabilanz haben als einer aus Übersee.
Was sonst noch die Klimabilanz von Äpfeln beeinflusst und wann du also Äpfel am besten essen solltest, liest du hier.
Äpfel und ihre Klimabilanz
Die Klimabilanz von Äpfeln ist wie bei anderen Lebensmitteln von diesen Faktoren abhängig:
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- Anbaumethode
- Transport
- Lagerung und
- Einkauf Im Folgenden betrachten wir diese Faktoren näher.
Anbaumethode
Mit Abstand am besten schneiden regional vermarktete Äpfel von Streuobstwiesen ab. Aber auch deutsche Plantagenäpfel sind laut dem Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) trotz der notwendigen Kühllagerung immer noch klimafreundlicher als importierte Äpfel zum Beispiel aus Neuseeland. Unter anderem werden auf Streuobstwiesen kein Kunstdünger oder chemisch-synthetische Pestizide eingesetzt und die Äpfel werden von Hand geerntet. Am energieintensivsten wäre übrigens der Anbau in Gewächshäusern, die mit fossilen Brennstoffen beheiztet sind – bei Äpfeln glücklicherweise nicht üblich.
Transport
Je weiter die Äpfel transportiert werden, desto mehr Treibhausgase gelangen in die Atmosphäre. Aber auch die Art des Transportmittels ist entscheidend: Schiffe haben zwar einen hohen Treibstoffverbrauch, aber im Vergleich zu Lastwagen oder Flugzeugen enorme Kapazitäten. Überseetransporte per Schiff haben zwar eine geringe Umweltbelastung pro Kilometer, sind aber wegen der großen Transportentfernung ähnlich belastend wie innerdeutsche Transporte. Robuste Lebensmittel wie Äpfel werden in der Regel per Schiff, LKW, Bahn oder Flugzeug transportiert. Meist werden aber mehrere Transportmittel kombiniert, sodass die gesamte Transportkette betrachtet werden muss.
Lagerung
Bestimmte Apfelsorten kannst du mehrere Monate lang lagern. Sie werden mit der Zeit allerdings schrumpelig und mehlig. Wie kann es dann sein, dass Äpfel im Supermarkt selbst nach langer Lagerung noch knackig sind? Sie lagern unter bestimmten Bedingungen: Bei etwa einem Grad Celsius und unter einer „kontrollierten“ Atmosphäre mit konstanter Luftfeuchtigkeit, einem reduzierten Sauerstoff- und einem erhöhten CO2-Gehalt. Diese speziellen Bedingungen machen die Lagerung zu einer energieintensiven Angelegenheit.
Fast ein Viertel der gesamten Energie wird bereits für die sechsmonatige Lagerung der heimischen Äpfel verbraucht. Nach Angaben der Bundeszentrale für Ernährung (BZfE) hat ein sechs Monate gelagerter Apfel aus Deutschland zwar immer noch eine bessere Klimabilanz als ein frischer Apfel von der Südhalbkugel. Der Unterschied beträgt aber nur noch bis zu 43 Prozent und nimmt mit zunehmender Lagerdauer ab. Im Extremfall ist ein Apfel aus Übersee tatsächlich klimafreundlicher. Allerdings hat auch er schon einige Wochen im Kühlhaus verbracht, bevor er im Supermarkt landet, und es gibt regionale Alternativen, die auch saisonal verfügbar sind.
Einkauf
Dieser kleine Faktor am Ende der Reise des Apfels kann leicht übersehen werden – dabei fällt er sehr stark ins Gewicht. Schließlich kaufen wir Äpfel eher kilo- als tonnenweise. Tun wir das mit dem Auto, vervielfacht sich der CO2-Ausstoß des Apfels schnell: Ein durchschnittlicher Mittelklassewagen stößt etwa 160 Gramm CO2 pro Kilometer aus, etwa so viel wie ein Kilo frisch geernteter Bio-Äpfel aus Argentinien inklusive Transport.
Faustregel: Saisonal und regional
Nicht nur Regionalität ist beim Einkaufen also wichtig, sondern auch Saisonalität. Im Übrigen haben saisonale Äpfel aus der Region nicht nur eine bessere Klimabilanz, sondern noch weitere Vorteile:
- Du kannst die regionale Landwirtschaft unterstützen.
- Auf dem Markt kannst du Äpfel besonders frisch und verpackungsfrei einkaufen.
- Der Gehalt von manchen Nährstoffen sinkt während der Lagerung. So kann der Vitamin-C-Gehalt von Äpfeln bei längerer Lagerung um bis zu 50 Prozent abnehmen.
An apple a day keeps the doctor away?
Äpfel außerhalb der Saison sind also keine gute Idee. Doch wo sollen dann die Vitamine herkommen? In unseren Augen steht der Apfel oft für eine gesunde Ernährung. Dabei hat unsere heimische Landwirtschaft noch viele weitere Lebensmittel zu bieten, auch im Winter. Der Utopia-Saisonkalender zählt sie auf:
- Frisch gibt es im Winter Champignons, Grünkohl, Lauch, Pastinaken, Rosenkohl, Chicorée und Feldsalat.
- Darüber hinaus bekommst du aus der Lagerung viele weitere Kohlsorten sowie Wurzel- und Knollengemüse.
- Im Frühling gehen einige dieser Gemüsesorten zur Neige, dafür gibt es dann mehr Salat und Blattgemüse, frische Kräuter und bald den ersten Rhabarber.
Übrigens ist der Vitamin-C-Gehalt von Äpfeln nicht besonders hoch: Der Gehalt ist je nach Sorte unterschiedlich und liegt pro 100 Gramm Frucht zwischen ungefähr fünf und 30 Milligramm. Viele Gemüsesorten schaffen mehr, Grünkohl und Rosenkohl enthalten beispielsweise etwa zehnmal so viel. Das heißt natürlich nicht, dass Äpfel nicht gesund wären. Sie enthalten neben Vitamin C viele weitere wichtige Mineralstoffe wie beispielsweise Kalium und Kalzium. Doch auch diese Nährstoffe kannst du mit einer ausgewogenen Ernährung in jeder Saison abdecken.
So genießt du Äpfel das ganze Jahr
Nach dem Herbst musst du nicht ganz auf Äpfel verzichten, denn du kannst sie auf unterschiedliche Weise haltbar machen. Das bietet sich vor allem dann an, wenn die Ernte gut ausgefallen ist und die heimischen Apfellager gut gefüllt sind. So kannst du aus den Äpfeln eine leckere Apfelmarmelade, ein selbstgemachtes Apfelmus, das monatelang haltbar ist, ein Apfelkompott oder ein würziges Apfelchutney zubereiten. Zudem gibt es spezielle Apfelsorten, sogenannte Winteräpfel, die du im Herbst pflücken kannst und die erst während der Lagerung im Winter fertig reifen.
Weitere Ideen, wie du Äpfel verwerten kannst, findest du in diesem Artikel: Äpfel verwerten: 50 Ideen für deine Apfelernte
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Regionale Produkte: 12 Wege zu regionalen Lebensmitteln
- Erdbeeren, Tomaten, Käse, Fleisch: Die Klimabilanz im Vergleich
- Tiefkühlkost versus Konservendose: Was ist besser?
Überarbeitet von Melanie Grünauer
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