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Wendy-Syndrom: Steckst du in deiner Beziehung darin fest?

wendy syndrom
Foto: CC0 / Pixabay / pasja1000

Das Wendy-Syndrom beschreibt ein Verhaltensmuster, in das vor allem Frauen in Beziehungen verfallen sollen. Damit können sie sich jedoch selbst schaden. Wie du es erkennst und was du tun kannst.

Kennst du eine Frau, die sich in ihrer Beziehung mit einem Mann deiner Ansicht nach zu sehr aufopfert, sich intensiv um ihn kümmert und dabei fast schon die Mutterrolle übernimmt? Sie tut das, auch wenn Außenstehende sich einig sind, dass die Beziehung unausgeglichen ist und sie viel mehr Arbeit hineinsteckt als er? Mit dem Wendy-Syndrom gibt es einen Begriff dafür.

Was ist das Wendy-Syndrom und woher kommt der Begriff?

Das Wendy-Syndrom bezieht sich auf ein Verhaltensmuster, bei dem Menschen ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zurückstellen und stattdessen ihre Zeit und Energie darauf verwenden, sich um andere zu kümmern. Wenn du dich für die Gefühle deines Partners oder deiner Partnerin verantwortlich fühlst, zu seinen oder ihren Bitten nie „Nein“ sagen kannst und dich unwohl fühlst, sobald du nicht für ihn oder sie sorgen kannst, deutet das auf ein solches Problem hin.

Etwas sehr Ähnliches beschreibt auch das sogenannte Helfersyndrom.

Der Begriff wurde in Anlehnung an die Figur Wendy Darling aus dem Märchen „Peter Pan“ geprägt, da sie typischerweise ihre eigenen Träume und Wünsche opfert, um sich um Peter Pan und die „verlorenen Jungs“ zu kümmern. So wird der Begriff meist für heterosexuelle Beziehungen verwendet, in der die Frau eine übermäßig fürsorgliche Rolle übernimmt.

Wen betrifft das Wendy-Syndrom?

Das Wendy-Syndrom kann Menschen jeden Geschlechts und Alters betreffen, wird jedoch häufiger bei Frauen beobachtet. Es betrifft oft Menschen, die ein starkes Bedürfnis haben, anderen zu helfen und deren Wohl über das eigene zu stellen. Dieses Verhaltensmuster tritt besonders bei Menschen auf, die in der Rolle eines Helfers oder einer Retterin aufgehen und es schwer finden, sich selbst Priorität einzuräumen.

Dass Frauen sich tendenziell tatsächlich stärker aufopfern, wird durch Statistiken belegt. Frauen wenden laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Beispiel täglich 52 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Dieses Phänomen bezeichnet man auch als Gender Care Gap, also „Geschlechts-Sorgearbeit-Lücke“. Mehr dazu hier:

Gibt es eine offizielle psychologische Definition und medizinische Diagnose?

Das Wendy-Syndrom ist kein offizieller psychologischer Begriff oder eine medizinische Diagnose gemäß den diagnostischen Kriterien wie dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5). Vielmehr beschreibt es ein soziologisches Phänomen.

Das „Syndrom“ kommt immer wieder als Begriff für Beobachtungen über die Gesellschaft auf. Wichtig ist jedoch, diese Verhaltensweisen damit nicht zu pathologisieren – also als krankhaft zu erklären. Nur dementsprechend ausgebildete Psychotherapeut:innen, Psycholog:innen oder Psychiater:innen können Diagnosen zu psychischen Problemen stellen.

Andere Beispiele für die Verwendung des Begriffs „Syndrom“ in einem nicht-medizinischen Kontext – die dennoch interessante Beobachtungen über die Gesellschaft bieten – sind:

Übrigens: Männern, die einfach nicht erwachsen werden zu wollen scheinen, wird wiederum das sogenannte „Peter-Pan-Syndrom“ zugeschrieben.

Was kannst du gegen das Wendy-Syndrom tun?

Indem du lernst deine eigenen Bedürfnisse besser zu erkennen, kannst du das Wendy-Syndrom vielleicht überwinden. Selbstfürsorge und Selbstreflexion spielen dabei eine entscheidende Rolle. Hier ein paar Ideen:

  • Entwickle ein Bewusstsein: Möglicherweise hilft dir schon der Begriff und dieser Artikel darüber, deine Verhaltensmuster zu erkennen und zu hinterfragen.
  • Setze gesunde Grenzen: Lerne, „Nein“ zu sagen, wenn du etwas nicht möchtest. Das könnte Hausarbeit oder auch emotionale Arbeit sein – beispielsweise sich mit den Problemen deiner Partnerin oder deines Partners zu beschäftigen, wenn du gerade selbst Sorgen hast.
  • Nimm dir Zeit für dich. Diese kannst du nutzen, um einfach mal zu entspannen und etwas Abstand zu gewinnen. Oder du gehst eigenen Hobbys nach. Lies gern in unserem Ratgeber dazu nach, wie du ein sinnvolles und erfüllendes Hobby finden kannst.
  • Wenn die Maßnahmen nicht helfen, dir nicht reichen oder du feststellst, dass auch dein Gegenüber einige Dinge ändern sollte, kann eine Paartherapie sinnvoll sein.

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