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Utopia-Podcast: Vegane Mythen – ein Gespräch mit Niko Rittenau über ‚Halbwahrheiten über Veganismus‘

Foto: Lars Walther

„Veganer ernähren sich total einseitig“, „Soja zerstört doch auch den Regenwald“ oder: „Menschen sind nun mal Fleischfresser.“ Jeder Veganer hat solche Sätze schon mal gehört. Steckt wirklich etwas hinter diesen Behauptungen? In der aktuellen Podcast-Folge spricht Frenzy aus der Utopia-Redaktion mit dem Autor, Koch und Ernährungswissenschaftler Niko Rittenau über vegane Mythen darüber, was es damit auf sich hat.

Sich vegan zu ernähren, ist längst kein modischer Ernährungstrend mehr. Wie eine Studie aus dem letzten Sommer zeigt, ernähren sich in Deutschland mittlerweile knapp 1,13 Millionen Menschen vegan – Tendenz steigend. Dennoch wird man immer noch misstrauisch beäugt oder mit falschen Behauptungen konfrontiert, wenn man sich lieber eine pflanzliche Milchalternative in den Kaffee schüttet oder ein Soja- statt eines Kalbschnitzels bestellt.

In dieser Podcast-Folge sprechen Frenzy aus der Utopia-Redaktion und der Koch, Ernährungswissenschaftler und Buchautor Niko Rittenau über vegane Mythen. Neben vielen Tipps geht es auch darum, was an den Behauptungen und Halbwahrheiten wirklich dran ist. Nikos Bücher findest du übrigens unter diesen Links bei bücher.de, Thalia oder Buch7.de**.

Interview mit Niko Rittenau (Auszug)

Hier liest du einen gekürzten Auszug aus dem Podcast-Gespräch mit Niko Rittenau. Das komplette Interview hörst du in der Podcast-Folge – klick dazu einfach weiter unten auf „Play“.

Utopia: Hallo Niko, was ist deine Lieblingsbehauptung, wenn es um vegane Mythen geht?  

Niko Rittenau: Es gibt natürlich zahlreiche Behauptungen, die man immer wieder hört. Ich habe auch großes Verständnis dafür, denn bevor ich vegan wurde, habe ich viele von denen auch selbst geglaubt. Der größte Mythos oder eine verbreitete Halbwahrheit ist, dass tierische Produkte irgendein Monopol auf gewisse Nährstoffe hätten. Wenn man diese tierischen Produkte nicht isst, heißt es dann, würde man zwangsweise einen Mangel an gewissen Nährstoffen erleiden. Das heißt, Menschen sind der Meinung, Milch wäre der einzige gute Calcium-Lieferant, dass man ohne rotes Fleisch kein hochwertig bio-verfügbares Eisen erhält, oder dass Omega 3 und Jod automatisch mit Fischkonsum gleichzusetzen wäre.

Aber tierische Produkte haben kein Monopol auf irgendeinen lebensnotwendigen Nährstoff und somit können wir, wenn wir die Ernährungsweise gut zusammenstellen, sämtliche für den Körper wichtigen Nährstoffe auch über nicht-tierische Quellen bekommen.

Welches Rezept würdest du Zweifler:innen empfehlen?

Kommt darauf an, was die Leute wollen. Die vegane Ernährungsweise kann grundsätzlich zwei Vorlieben bedienen: Auf der einen Seite ist es eine neue, spannende Gemüseküche, die pflanzliche Lebensmittel in den Vordergrund rückt. Man kann sehr viele neue Gemüsesorten entdecken, sehr viele neue Zubereitungsarten von Gemüse – man kann einfach eine neue Küche kennenlernen.

Wenn Menschen auf der anderen Seite tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Käse, Milch, Eier oder daraus hergestellte Lebensmittel mögen, dann besteht auch die Möglichkeit, sehr viele dieser Geschmäcker wieder in die pflanzliche Küche zu integrieren. Sprich viele gängige Gerichten wie Rührei, Bolognese oder Buletten mit pflanzlichen Alternativen nachzuahmen.

Natürlich kann man auf der einen Seite fragen: Warum sollte man etwas nachahmen, was es ja in tierisch gibt? Aber der Punkt ist, viele von uns mögen den Geschmack, aber die Art und Weise, wie die Dinge hergestellt wurden, eben nicht. Das hat viele ethische Gründe, und wenn es dann die Möglichkeit gibt, ähnliche Geschmackserlebnisse ohne Tierleid und ohne die negativen ökologischen und weltgesundheitlichen Folgen zu bekommen, dann ist das eine interessante und spannende Variante. Und so helfen diese Gerichte auch Menschen, die noch Fleisch essen, zumindest ihren Konsum etwas zu reduzieren, weil sie eben an einigen Tagen in der Woche die Geschmäcker trotzdem bekommen können, die sie an den tierischen Produkten so mögen. Das sind so die zwei groben Richtungen, und je nachdem, was die Person möchte, würde dann die Empfehlung anders aussehen.

Was ist ein erster möglicher Schritt, wenn man sich gesund und vegan ernähren will?

Der erste Schritt sollte kein wirklich physischer Schritt sein. Man sollte zuerst mal seine Beziehung zum Essen und sein Mindset generell zu seinen Handlungen überprüfen und schauen, wo man da gerade steht. Denn was die Welt braucht, sind nicht eine kleine Menge perfekter Menschen, sondern was wir brauchen, ist eine Gesellschaft oder sogar Weltbevölkerung, die so oft wie möglich die richtige Wahl trifft. Das würde einen viel größeren Unterschied machen. Der Autor Jonathan Safran Foer hat das gut auf den Punkt gebracht, als er meinte, der Effekt wäre erst mal derselbe, wenn die halbe Weltbevölkerung sich ohne Fleisch und tierische Produkte ernähren – oder die ganze Weltbevölkerung ihren Konsum um die Hälfte reduzieren würde. Nur wäre die zweite Variante die wahrscheinlichere, denn die Menschen machen solche Shifts ja nicht von heute auf morgen.

Wenn man sich für das Thema Veganismus interessiert, hat man ja schon mal einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Als ethisch motivierte, vegan lebende Person wäre es mir natürlich am liebsten, wenn sich alle Menschen vegan ernähren, aber rational gesehen wäre es schon mal großartig, wenn der Großteil seinen Konsum von tierischen Produkten reduzieren würde. Das heißt, man sollte nicht zu streng mit sich sein. Wenn man zu dem einen Prozent an vegan lebenden Menschen gehört mit dem Anspruch, es richtig zu machen, dann darf man auch gerne milde mit sich sein. Das heißt, wenn man es nicht von Anfang an komplett durchziehen kann, wenn man manchmal noch Ausnahmen machen muss, wenn eben alles noch nicht hundert Prozent klappt, ist das völlig ok.

Ansonsten gibt es für den Einstieg von vielen Organisationen wie ProVeg, Peta oder der Albert Schweitzer Stiftung kostenlose Starter-Programme zu Veganismus und Tierethik. Hier kann man sich mit seiner E-Mail-Adresse registrieren und bekommt dann je nach Programm täglich oder mehrmals die Woche E-Mails mit Rezepten, Einsteiger-Infos, Inspirationen. Meistens laufen die Programme 7 oder 30 Tage. Und ansonsten: einfach neugierig bleiben!

Die meisten Menschen erkennen eine deutlich größere Ernährungsvielfalt, nachdem sie vegan gegessen haben. Denn wir essen ja als Mischköstler meist ähnliche Lebensmittel, und unser Speiseplan ist häufig gar nicht so vielfältig, wie wir denken. Wenn man aber die Gruppe an tierischen Lebensmitteln streicht, wird man zwangsweise ein wenig mehr über den Tellerrand schauen und dabei merken, wie viele verschiedene Lebensmittel es eigentlich gibt. Wenn man es mit dem richtigen Mindset macht, kann der Veganismus das Leben nicht einschränken, sondern bereichern. Auch im Bereich der Weltgesundheit, der Umweltfolgen und der Tierethik – wenn man sich mit dem Thema Veganismus auseinandersetzt und seinen Werten entsprechend handelt, ist das echt ein gutes Gefühl, weil man weniger dazu beiträgt, an ethisch nicht zu rechtfertigenden Handlungen teilzuhaben.

Vielen Dank für das Gespräch, Niko!

Das komplette Interview hörst du in der aktuellen Podcast-Folge. Du findest unsere neue Podcast-Folge zum Beispiel auf folgenden Plattformen, Nikos Bücher findest du** hier bei bücher.de, Thalia oder Buch7.de:

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So findest du den Utopia-Podcast

Alle bisherigen Folgen und mehr Details, wie und wo du unseren Podcast anhören kannst, findest du im Beitrag Der Utopia-Podcast.

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