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Erst Kondome, jetzt Balkonkraftwerke? Einhorn-Team sagt Kohlekraft den Kampf an

Zweihorn Energy: Balkonkraftwerke statt Kohlekraftwerke
Foto: © Martin Oelze / Zweihorn Energy

Mini-Solaranlagen für den Balkon ermöglichen Menschen, die in Städten und zur Miete wohnen, selbst Strom zu erzeugen. Diese Technologie will auch Zweihorn Energy nutzen: Das neue Start-up hat das ambitionierte Ziel, mit Balkonkraftwerken ein Kohlekraftwerk zu ersetzen.

Das Gründungsteam von Zweihorn Energy weiß das eine oder andere darüber, wie man mit einem Unternehmen den Markt aufmischt: Zwei der drei Gründer:innen haben zuvor die Kondommarke Einhorn mit aufgebaut, die ihre nachhaltig produzierten Kondome und Periodenprodukte inzwischen auch im Drogeriemarkt anbietet.

Waldemar Zeiler und Elisa Naranjo wollen nun gemeinsam mit Mitgründer Kian Pariwar an den Erfolg von Einhorn anknüpfen – auf dem Energiemarkt. Derzeit versucht das Trio per Crowdfunding-Kampagne Geld einzusammeln, um mit Zweihorn Energy künftig Balkonkraftwerke vertreiben zu können. Allein für den Start mit zunächst 5.000 Stück sollen 2,5 Millionen Euro her. Das Ziel aber ist ein größeres: Drei Millionen Balkonkraftwerke bräuchte es nach Berechnungen des Start-ups, um ein mittelgroßes deutsches Kohlekraftwerk zu ersetzen.

Balkonkraftwerke für die Energiewende daheim

Für die Gründer:innen sind Balkonkraftwerke eine einzigartige Möglichkeit, möglichst viele Menschen direkt an der Energiewende zu beteiligen. Denn während – zumindest theoretisch – Hausbesitzer:innen auf dem Land eigene Solaranlagen auf dem Dach installieren können, ist es Menschen in Großstädten und vor allem Millionen Mieter:innen in Deutschland bislang kaum möglich, aktiv zum Ausbau der Erneuerbaren beizutragen. Die Mini-Solaranlagen sollen das ändern. Wenn es nach Zweihorn Energy geht im großen Stil.

„Wenn Menschen einmal diese Erfahrung gemacht haben, ganz einfach selbst Strom von ihrem Balkon zu ernten und direkt bares Geld zu sparen, indem sie ihre Stromrechnung reduzieren, dann wird die Energiewende für alle anfassbar. Das motiviert, um gemeinsam noch viel Größeres möglich zu machen”,

erklärt Elisa Naranjo, Mitgründerin von Zweihorn Energy, in einer Pressemitteilung des Start-ups.

Leichter, effizienter – und pink

Die Solarmodule, die das Start-up verkaufen möchte, haben nicht nur einen auffällig pinken Rahmen. Nach eigenen Angaben sollen sie deutlich leichter als viele herkömmliche Modelle sein. Eine spezielle Alu-Halterung soll das Anwinkeln der Panels ermöglichen und so ihre Leistung erhöhen. Solarmodule erzielen in Deutschland ihren höchsten Ertrag, wenn sie nach Süden ausgerichtet und um 30 bis 40 Grad geneigt sind – wobei leichte Abweichungen sowohl bei der Himmelsrichtung als auch bei der Neigung Fachleuten zufolge relativ unproblematisch seien.

Die Balkonkraftwerke von Zweihorn Energy sollen nach Unternehmensangaben besonders leicht und leistungsfähig sein.
Die Balkonkraftwerke von Zweihorn Energy sollen nach Unternehmensangaben besonders leicht und leistungsfähig sein. (Fotos: © Zweihorn Energy)

Die Balkonkraftwerke von Zweihorn Energy, die man derzeit auf Startnext auswählen kann, sollen rund 550 Euro für 300 Watt Leistung (zwei Panels á 150 Watt) kosten – beziehungsweise rund 1.000 Euro für 600 Watt Leistung (vier Panels). Sie sollen mit allem notwendigen Zubehör (Ständer, Haltegurte, Wechselrichter, Kabel, Strommessgerät) geliefert werden. Was man dafür braucht: Eine Außensteckdose und ein Gitter-Balkongeländer. Weitere Befestigungsmöglichkeiten sollen folgen.

Nachhaltigere Lieferkette noch in Arbeit

Bedeutend nachhaltiger als vergleichbare Produkte sind die Balkonkraftwerke von Zweihorn Energy derzeit nicht, das gibt das Start-up selbst zu. Die Schwierigkeit: Viele Rohstoffe und Komponenten sind quasi nur aus China zu bekommen, europäische Lieferketten aufzubauen ist extrem schwierig. Für die Zukunft nehmen sich die Gründer:innen aber genau das vor und versprechen als Unternehmen „Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz“ in die Solarbranche bringen zu wollen.

Allerdings: Das gesamte Unterfangen – also Verkauf und Auslieferung der Balkonkraftwerke – soll überhaupt nur starten, wenn das Crowdfunding erfolgreich ist. Sprich: das Ziel von 5.000 verkauften Produkten erreicht wird. Denn auf Kapital von Investor:innen will das Startup nicht setzen. Die GmbH wurde im sogenannten Verantwortungseigentum gegründet und ist damit unverkäuflich, sowohl Gewinne als auch sämtliche Entscheidungen bleiben im Unternehmen.

Wie funktionieren Balkonkraftwerke?

Balkonkraftwerke sind Mini-Solaranlagen bis 600 Watt Leistung, in Zukunft liegt die Grenze vermutlich bei 800 Watt. Man kann sie vergleichsweise einfach an geeigneten Flächen anbringen und einfach per Steckdose ans eigene Haushalts-Stromnetz anschließen. Die Anlage wandelt Sonnenenergie in Gleichstrom um, ein Wechselrichter diesen dann in Wechselstrom, den wir im Haushalt verwenden können.

Der Ertrag eines 600-Watt-Balkonkraftwerks ist zwar nicht immens, doch nach einigen Jahren hat sich die Anschaffung meist amortisiert. Zweihorn Energy verspricht, nach sechs Jahren soll sich die Investition ausgezahlt haben. Nach Angaben des Unternehmens soll man je nach Paket 100 bis 200 Euro Stromkosten pro Jahr sparen können, ein 300-Watt-Modell soll etwa den Verbrauch eines Kühlschranks und Routers abdecken.

Mehr zu den Voraussetzungen, Kosten, Vor- und Nachteilen von Balkonkraftwerken sowie einige Tipps findest du hier:

Achtung: Es ist absehbar, dass die Bundesregierung in den kommenden Wochen einige Regelungen anpassen und so die Installation und Anmeldung der Mini-Solaranlagen weiter vereinfachen wird. So werden Balkonkraftwerke dieses Jahr höchstwahrscheinlich noch attraktiver. Über die Änderungen der Rechtslage wird Utopia berichten.

Quellen: Startnext, Zweihorn Energy

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