Bezahlen per Smartphone-App geht schnell und ist bequem – doch ist es auch sicher? Stiftung Warentest hat beliebte Bezahl-Apps getestet: Welche Daten sammeln und senden die Apps und lassen sich die Apps knacken? Das Ergebnis ist offenbar ernüchternd.
Mit Bargeld an der Kasse zu bezahlen, dauert laut GfK bis zu 83 Sekunden. Wer dagegen per Smartphone-App bezahlt, braucht oft nur drei Sekunden. Kein Wunder also, dass Bezahlen per App immer beliebter wird.
Bezahl-Apps im Test
Es gibt durchaus Gründe, sich zu fragen, ob bargeldlos bezahlen besser sein könnte. Zum Beispiel ist die Herstellung von Banknoten und Münzen sehr energieintensiv und der Bargeldtransport belastet ebenfalls die Umwelt. Natürlich hat aber auch die gesamte Infrastruktur des elektronischen Bezahlens einen ökologischen Fußabdruck. Derzeit sind uns keine verlässlichen Aussagen bekannt, was nun schwerer wiegt, aber erste Studien aus den Niederlanden deuten an, dass bargeldloses Zahlen an die 20% weniger CO2 emittiert.
Für die meisten Konsumenten spricht wohl vor allem der Komfort für Bezahl-Apps. Doch wie sicher sind die auf dem Markt erhältlichen Apps zum Bezahlen eigentlich? Stiftung Warentest hat geprüft, ob die Daten verschlüsselt übertragen werden und an wen sie fließen. Außerdem haben die Verbraucherschützer getestet, ob die Apps mehr Daten als nötig übermitteln. Ein Jurist hat zudem die AGBs und Datenschutzbestimmungen bewertet. Das Ergebnis ist durchwachsen…
Bezahlen mit der App: Apple Pay vs. Google Pay
Apple Pay und Google Pay sind die großen Anbieter unter den Bezahl-Apps. Die Smartphone-Apps der beiden Platzhirsche funktionieren über die NFC-Technik. Die Nutzer müssen ihr Smartphone entsperren und an das Kartenterminal halten. Dann wird der Betrag vom hinterlegten Konto abgebucht.
So haben die beiden bei Stiftung Warentest abgeschnitten:
-
Apple Pay:
Beim Datensendeverhalten ist Apple demnach vorbildlich. Die App speichert nur einen Schlüssel auf dem iPhone, über den die Zahlungen freigegeben werden. Doch selbst dieser Schlüssel befindet sich in einem besonders gesicherten Bereich des iPhones. Apple kann die Transaktionsdaten nicht einsehen, nur die Zahlungsanbieter (Banken). Es gebe aber Mängel in den Datenschutzerklärungen, beklagt Stiftung Warentest. -
Google Pay:
Hier ist das Datensendeverhalten offenbar „kritisch“. Laut Stiftung Warentest erhalte Google verschiedene Daten und weist in der Datenschutzerklärung explizit darauf hin, dass die Daten auch genutzt werden. Personalisierte Werbung gebe es aber derzeit noch nicht. Kritik gibt es auch für Mängel in AGBs und Datenschutzbestimmungen.
Ganz ohne Kritik und Mängel war im Test nur die App Postbank Finanzassistent (nur für Postbank-Kunden) und die App „Digitale Karten“ der Volks- und Raiffeisenbanken (nur für VR-Kunden). Bei letzterer konnte Stiftung Warentest aber die Transportverschlüsselung nicht aufbrechen und kann deshalb keine Aussage zum Datensendeverhalten treffen. Unklar ist also, ob die App möglicherweise mehr Daten als nötig übermittelt.
„Gläserner Kunde“: Kritik an Payback, Edeka und Netto
Inzwischen bieten nicht nur Smartphone-Hersteller und Banken Bezahl-Apps an, sondern auch mit vielen Kunden-Bindungsprogrammen ist mobiles Bezahlen möglich. Im Test hat sich Stiftung Warentest auch die Apps von Payback, Edeka Angebote & Gutscheine und Netto Deutschlandcard angesehen.
Ob Payback, Edeka oder Netto – alle drei sammeln und übermitteln offenbar deutlich mehr Daten, als für das reine Bezahlen notwendig wäre. Die Anbieter haben ein großes Interesse an den Kundendaten, erklärt Stiftung Warentest: „Über die Apps erhalten sie etwa Informationen über Einkäufe und bevorzugte Filialen“. Deshalb rät Stiftung Warentest: „Verwenden Sie sie nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht, ein gläserner Kunde zu sein“.
Wissenswert: Per App bezahlen – aber bitte nachhaltig
Um mit dem Smartphone zu bezahlen, müssen sich Kunden erst einmal für eine App entscheiden und dort ihre Zahlungsdaten hinterlegen.
Allerdings kooperieren bisher nur wenigen Banken direkt mit den App-Herausgebern. Auch bei Google Pay und Apple Pay sind es nur wenige: hier die Liste für Google Pay und Apple Pay. Und leider ist keine davon eine Ökobank. Wer Paypal verwendet, kann aber Google Pay via Paypal nutzen, weil man bei PayPal ja Kreditkarten und Kontodaten grüner Girokonten hinterlegen kann.
Beachte: Für die meisten Bezahl-Apps benötigst du ein Smartphone mit NFC für kontaktloses Bezahlen. Dieser Standard ist inzwischen zwar weit verbreitet, doch immer wieder fehlt er – auch bei neuen Smartphone-Modellen. Falls du gerade auf der Suche nach einem guten Smartphone bist: Beim Fairphone 3 ist NFC mit dabei.
- Den kompletten Test von Bezahl-Apps findest du bei Stiftung Warentest.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Kreditkarte beantragen: Auch hier geht es nachhaltiger
- 12 sinnvolle Sach- und Geldspenden
- Tomorrow: Wie nachhaltig ist das mobile Girokonto?
War dieser Artikel interessant?
- Cost-Average-Effekt: Langfristig investieren statt spekulieren
- Kalte Progression: Gehaltserhöhung, aber weniger Kaufkraft
- Sieben kritische Fehler beim Vermögensaufbau und wie du sie vermeidest
- Verantwortungseigentum: Warum über diese Unternehmensform diskutiert wird
- Tim Jackson und der Webfehler in der Struktur unserer Wirtschaft
- Impact Investing – Wie du 10.000 Euro mit nachhaltigem Impact anlegen kannst
- Nachhaltige ETFs: Wie grün sind sie wirklich?
- Nachhaltigkeitsmanagement: Das steckt dahinter
- Green Friday: Ist diese Alternative zum Black Friday wirklich grüner?