Das Umweltbundesamt hat eine neue Untersuchung zu Verpackungsabfall veröffentlicht – die Zahlen sind erschreckend: Jede Person in Deutschland verbraucht mehr als 220 Kilogramm Verpackungen im Jahr. Deutschland belegt im EU-Vergleich damit den Spitzenplatz.
In Deutschland sind wir oft stolz auf unser starkes Umweltbewusstsein. Wenn es um Verpackungen geht, gibt es allerdings noch einiges zu tun – das zeigt der aktuelle Bericht des Umweltbundesamts deutlich. Deutschland hat laut dem Bericht im Jahr 2016 knapp 18,2 Millionen Tonnen Verpackungsmüll produziert, so viel wie kein anderes EU-Land.
Jeder Einzelne verbrauchte in Deutschland damit durchschnittlich 220,5 Kilogramm Verpackungen, die letztlich im Müll landeten. Zum Vergleich: Der europäische Durchschnitt liegt bei 167,3 Kilo pro Kopf jährlich – das sind mehr als 50 Kilo weniger pro Person.
Mehr Plastik durch to-go-Mentalität und Online-Handel
Besonders erschütternd: In 2016 haben wir 74 Prozent mehr Kunststoffverpackungen verwendet, als noch 2000. Aber wieso verbrauchen wir überhaupt so viele Verpackungen? Das Umweltbundesamt liefert mehrere Erklärungen
Ein Grund sei der Trend hin zu to-Go-Produkten und kleineren Portionen. Die Lebensmittel zum Mitnehmen benötigen insgesamt mehr Verpackungsmaterialien, als solche in größeren Mengen. Außerdem setzen die Hersteller immer häufiger auf aufwendige Verpackungen mit komplizierteren Verschlüssen oder Dosierhilfen, für die ebenfalls mehr Material eingesetzt wird. Auch der zunehmende Online-Handel trägt dazu bei, dass wir mehr Verpackungen nutzen.
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Alternativen zu Plastik?
Interessant: Der Anteil an Kunststoff-Verpackungsmüll ist minimal zurückgegangen: 2015 waren es noch 25 Kilo pro Person, 2016 dann 24,9 – also 100 Gramm weniger. Dafür wurden allerdings mehr Glas- und Aluminiumpackungen verwendet, offenbar ersetzen sie den Kunststoff.
Allerdings ist die Herstellung von Glas und Aluminium sehr energieintensiv und damit ebenfalls eine Belastung für die Umwelt. „Kunststoff durch andere Verpackungsmaterialien zu ersetzen ist nicht immer ökologisch sinnvoll. Besser ist es, weniger Verpackungsmaterial zu nutzen und die Verpackungen weniger aufwändig zu gestalten“, sagt Maria Krautzberger vom Umweltbundesamt.
Teilweise hohe Recyclingquoten
Immerhin gibt es auch ein paar gute Nachrichten – erfreuliche Recyclingquoten etwa: Bei einigen Materialien ist die Quote sehr hoch, zum Beispiel bei Glas (85,5 Prozent), Papier/Karton (88,7 Prozent) oder Aluminium (87,9 Prozent). Niedrig ist sie hingegen noch bei Kunststoff, hier liegt die Recyclingquote gerade mal bei 49,7 Prozent.
Das Recycling muss noch weiter verbessert werden, das alleine reiche allerdings nicht aus, schreibt das Bundesumweltamt: „Und vor allem müssen wir Müll vermeiden, möglichst schon in der Produktionsphase durch den Verzicht auf unnötige und unnötig materialintensive Verpackungen. Außerdem sollten Mehrwegsysteme gestärkt werden, die klare ökologische Vorteile gegenüber Einwegverpackungen haben.“
Fast die Hälfte des Verpackungsmülls aus Haushalten
Die Zahlen des Bundesumweltamts zeigen auch, dass jeder Einzelne etwas tun kann (und sollte), um den Müllberg zu reduzieren: Denn für knapp für knapp die Hälfte des 18,2 Millionen Tonnen Verpackungsmüll (47 Prozent) sind private Verbraucher verantwortlich.
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Auch wichtig: Ab dem 1. Januar 2019 tritt ein neues Verpackungsgesetz in Kraft. Unterschreibe diese Petition, damit der Bundestag strengere Richtlinien für Plastikverpackungen verabschiedet, als es bisher vorgesehen ist.
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