Viele Eier-Marken schneiden bei Öko-Test nur mittelmäßig ab, fünf fallen durch, darunter auch Bio-Eier. Der Grund für die schlechte Bewertung sind aber keine Schadstoffe, sondern die Aufzucht der Hennen und Küken – insbesondere das Kükenschreddern. Immerhin vier Produkte kann Öko-Test empfehlen.
Wer mit gutem Gewissen ein Ei essen will, greift zu Bio-Eiern. Soweit so gut, denn Bio-Hühner haben mehr Platz und in der Regel besseres Futter. Doch jedes Jahr sterben über 40 Millionen männliche Küken, indem sie lebendig geschreddert, mit Gas getötet oder anders entsorgt werden – das gilt auch für viele Bio-Produkte. Für Öko-Test ist deshalb klar: Wenn für die Eier so viele männliche Küken sterben müssen, dann können sie nicht die Note „gut“ oder „sehr gut“ bekommen. Öko-Test hat zwanzig Produkte getestet.
Die vier Testsieger zeigen, dass es auch anders geht: Hier werden die männlichen Küken aufgezogen und in die Mast gegeben. Sie leben zwar nur wenige Monate und werden dann geschlachtet, aber zumindest werden sie nicht als Müll entsorgt.
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Öko-Test: Bio-Eier ohne Kükenschreddern
Mit der Bauernhof-Idylle auf der Verpackung haben die Eier nicht viel zu tun – auch nicht bei den Testsiegern. Die Legehennen gehören zu Hochleistungsrassen. Legen sie nach einigen Jahren nicht mehr die geforderte Anzahl an Eiern, werden sie geschlachtet. Öko-Test fordert deshalb einen „Systemwechsel“ in der April-Ausgabe 2019. Wer in der Osterzeit nicht auf Eier verzichten will, sollte zu den „besseren“ Eiern greifen.
- Testsieger mit der Note „sehr gut“ sind drei Bio-Produkte aus Betrieben, in denen die männlichen Küken nicht sofort getötet werden – ob durch das verschrieene Kükenschreddern oder einer anderen Methode. Dabei handelt es sich um Bioland-Betriebe.
- Unter den drei Testsiegern befinden sich zwei Eier-Marken von Alnatura: Die Alnatura Origin Bio-Eier im Viererpack aus mobilen Hühnerställen sowie das Sechserpack Bio-Eier aus der Bruderküken-Initiative.
- Alnatura konnte die Produktionskette lückenlos belegen und zum Beispiel Auskunft über die Haltungsbedingungen der Elterntiere geben. Die Junghennen und auch die Legehennen haben ausreichend Platz und Beschäftigung. Es gibt Tageslicht, einen Grünauslauf und Sandbäder für die Gefiederpflege.
Getötete Küken bei Bio-Eiern
Bio ist nicht gleich Bio – darauf haben wir schon an vielen Stellen hingewiesen. Demeter und Bioland verbieten ihren Bauern, die männlichen Küken zu töten. Bioland sieht dies schon im Tierschutzgesetz begründet, wo es heißt: „Das Töten ohne vernünftigen Grund ist verboten“. Das einfache EU-Bio-Siegel ist nicht so streng und erlaubt das Schreddern männlicher Küken. Dies ist auch der Grund, warum die Bio-Eier von Aldi, Lidl und anderen Supermärkten bei Öko-Test nur mittelmäßig abgeschnitten haben. Die Bio-Eier von Aldi Süd erhielten des weiteren Abzüge aufgrund des Futters und wegen Mängeln bei der Haltung.
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Was passiert mit den männlichen Küken?
Auf den Bioland-zertifizierten Alnatura-Höfen werden die männlichen Küken nicht getötet, sondern aufgezogen. Für jede aufgezogene Legehenne ziehen die Landwirte auch einen Hahn auf. Alnatura lässt die Junghähne nach zehn Wochen schlachten und zu Hühnerfleisch im Glas für Babys verarbeiten. Bei Rewe-Eiern aus der Bruderküken-Initiative (insgesamt im Test nur Mittelmaß) landen die Junghähne als Tiefkühl-Hühnerfrikassee auf dem Teller. Zwei weitere Anbieter lassen die männlichen Küken ebenfalls am Leben.
Für alle (!) anderen getesteten Eier mussten männliche Küken sterben. Sie werden in der Regel lebendig geschreddert oder vergast. Dabei gibt es inzwischen Verfahren, wie man das Küken schreddern stoppen kann. Rewe und Penny haben angekündigt, in Zukunft keine Eier mehr zu verkaufen, für die Küken getötet werden.
Herkömmliche Eier von Aldi und Lidl fallen durch
Die konventionellen Eier von Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl fallen durch: u.a. weil die Junghennen und Legehennen zu wenig Platz haben oder anders gesagt, zu viele Tiere auf zu engem Raum zusammengepfercht sind: In Ställen mit konventioneller Boden- und Freilandhaltung sind auf nur einem Quadratmeter bis zu neun Legehennen erlaubt! Außerdem fehlt ein Grünauslauf – die Tiere sehen also nie das Freie(!) – und ein Raum zum Scharren. Auch hier werden die männlichen Küken getötet.
So leiden die Hühner
Platzmangel und Besatzungsdichte klingen abstrakt. Öko-Test schildert eindrucksvoll, wie sich das Leiden der Hühner für diese anfühlen mag:
„An die 300 Eier und mehr legen Hochleistungshennen pro Jahr: eine extreme körperliche Belastung. Platz- und Beschäftigungsmangel sowie unausgewogene Lichtverhältnisse las- sen den Stresspegel weiter ansteigen. Und sie begünstigen Erkrankungen und Verhaltensauffälligkeiten. (…)
Häufig leiden die Tiere unter Eileiterentzündungen und deformierten oder gebrochenen Brustbeinen. Auch kommt es zum ‚Federpicken‘. Ursache ist vor allem ein fehlgeleiteter Erkundungs- und Futtersuchtrieb. Können ihn die Hennen in einem überfüllten Stall nicht ausleben, picken manche auf Artgenossinnen ein. Teils reißen sie ihnen die Federn aus und machen auch vor der Haut nicht halt (Kannibalismus). Vielfach sterben die Tiere nicht direkt an den Verletzungen, sondern fressen nicht mehr und müssen notgeschlachtet werden. (…)
Häufig leiden die Tiere unter Eileiterentzündungen und de- formierten oder gebrochenen Brustbeinen. Auch kommt es zum ‚Federpicken‘. Ursache ist vor allem ein fehlgeleiteter Erkundungs- und Futtersuchtrieb. Können ihn die Hennen in einem überfüllten Stall nicht ausleben, picken manche auf Artgenossinnen ein. Teils reißen sie ihnen die Federn aus und machen auch vor der Haut nicht halt (Kannibalismus). Vielfach sterben die Tiere nicht direkt an den Verletzungen, sondern fressen nicht mehr und müssen notgeschlachtet werden.“
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Dioxin im Ei ist (fast) kein Problem
Öko-Test hat alle Eier auf unerwünschte Stoffe untersucht, die immer wieder in Eiern entdeckt werden: Salmonellen, Fipronil und Dioxine. Das Test-Magazin ist weitgehend zufrieden, bei fast keinem Ei gab es etwas zu beanstanden. Lediglich in einer Packung Bio-Eier stellte das Labor Dioxine fest. Die gefundene Menge an Dioxinen schöpft den Grenzwert um etwa die Hälfte aus, sodass sie weiterhin verkauft werden dürfen. Öko-Test weist aber darauf hin, dass sich Dioxine im menschlichen Fettgewebe anreichern können und sich dort nur sehr langsam wieder abbauen. Tierversuche haben gezeigt, dass Dioxine fortpflanzungsschädigend sein können. Einige Verbindungen stehen zudem im Verdacht, Krebs zu erzeugen.
Zum Test: Den vollständigen Öko Test Eier findest du in Öko-Test 04/2019.
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