Wie nachhaltig sind deutsche Banken wirklich? Auch dieses Mal liefert der „Fair Finance Guide 5.0“ eine Antwort auf diese Frage. Dazu wurden die Nachhaltigkeitsrichtlinien etlicher Geldhäuser analysiert. Schade: Nur fünf von sechzehn Banken sind „clean“.
Update vom 23. März 2023: Das Banken-Ranking in diesem Artikel ist nicht mehr auf dem neuesten Stand. Der Fair Finance Guide 7.0 wurde in der Zwischenzeit veröffentlicht und bietet eine aktuellere Übersicht über die Fairness und Nachhaltigkeit deutscher Banken. Mehr dazu hier:
Versicherungen hat der Fair Finance Guide aber seit der Version 5.0 nicht mehr bewertet. In diesem Punkt gilt das in diesem Artikel vorliegende Ranking noch.
Bereits zum fünften Mal untersucht der Fair Finance Guide 2020, was Banken in Sachen Nachhaltigkeit tun. Das Banken-Ranking vergleicht dabei die Geldinstitute anhand von über 280 Kriterien zu verschiedenen sozial-ökologischen Themen – und bewertet sie auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent. Erstmals wurde in diesem Jahr auch überprüft, ob Banken Kriterien in Bezug auf neuartige, autonome Waffensysteme installieren.
Fair Finance Guide 5.0
16 Banken sind 2020 im Fair Finance Guide 5.0 gelistet.
- Die positive Nachricht: Das Bewertungsniveau stieg 2020 gegenüber dem Vorjahr erneut an.
- An der Spitze des Rankings liegen wie bereits im Jahr zuvor die GLS Bank, die EthikBank und die Triodos Bank.
- Als fünfte Bank konnte die Pax-Bank (80%) in den grünen (cleanen) Bereich aufrücken.
- Die Sparkasse KölnBonn (52%) und apoBank (46%) aus NRW konnten sich deutlich verbessern.
- Die zwei Neueinsteiger DKB (44%) und ING (55%) landen am Ende des Mittelfelds.
- Im unteren Drittel des Rankings liegen, wenn auch mit besseren Ergebnissen, noch immer klassische Großbanken wie Commerzbank (39%), Deutsche Bank (35%), DZ Bank (31%) und die Hypovereinsbank (31%).
Die besten Plätze im Ranking belegen (min. 80%):
- GLS Bank (95%)
- EthikBank (94%)
- Triodos Bank (88%)
- KD-Bank (81%)
- PAX Bank (80%)
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Fair Finance Guide: nur fünf Banken „clean“
Obwohl sich alle Großbanken wie die Commerzbank, die Deutsche Bank, und die DZ Bank in ihren Ergebnissen zum Vorjahr leicht verbessern konnten, finanzieren sie noch immer Rüstungsexporteure, die seit Jahren in Studien vom Fair Finance Guide kritisiert werden.
Doch es gibt auch positive Entwicklungen. So hat sich die Deutsche Bank zu den „Äquatorprinzipien“ bekannt und stellt damit wichtige soziale und ökologische Anforderungen an die Finanzierung von Projekten. Auch ihr zentrales Dokument für den Umgang mit sozialen und ökologischen Fragestellungen im Hinblick auf den Klimaschutz wurde überarbeitet. Demnach will man sich nach und nach von der Kohle als Energieträger lösen. Dabei greifen jedoch noch viele Ausnahmen, was das gesamte Vorhaben etwas abschwächt.
Auch die DZ Bank geht mit ihrem neuen Positionspapier zu Klimaaspekten einen wichtigen Schritt. Sie verpflichtete sich ebenfalls, die Äquatorprinzipien und auch den UN Global Compact zu berücksichtigen. Insgesamt fehle es der Bank aber noch an einer klaren Positionierung zum Beispiel im Hinblick auf den Ausschluss von Produzenten geächteter Waffen, so der Guide 5.0. Auch für die Geschlechtergerechtigkeit und die Steuerehrlichkeit fehlt es an Richtlinien für interne und externe Belange.
Die Stadtsparkasse Düsseldorf bildet mit 17 % erneut das Schlusslicht der überprüften Banken. Immerhin konnte sie sich gegenüber 2019 (12%) um fünf Prozentpunkte verbessern. Zudem hat sie seit diesem Jahr die Nachhaltigkeit in der Geschäftsstrategie festgeschrieben. Dennoch finanziert die Stadtsparkasse Düsseldorf offenbar noch immer den Rüstungskonzern Rheinmetall.
Der Sparkasse KölnBonn, zeigte in der Überprüfung keine finanzielle Verbindung zu Rüstungsproduzenten. Dazu hat die Bank zum ersten Mal umfassende Richtlinien für den Bereich formuliert. Demnach sind Investitionen in und Finanzierungen von Herstellern kontroverser Waffenarten wie Streumunition, Atomwaffen und Landminen kategorisch ausgeschlossen.
Die Apotheker- und Ärztebank schneidet im Vergleich zu der Erstbewertung 2019 (9%) mit 46% deutlich besser ab, und will 2020 mit neuen Richtlinien, die den Fokus auf Akteure im deutschen Gesundheitsmarkt legen, auch besonders kritische Branchen wie Rüstung und Bergbau von der Finanzierung ausschließen. Dennoch stellt die Apotheker- und Ärztebank noch immer Kapital für Rüstungsunternehmen, wie beispielsweise Airbus, das unter anderem Atomwaffen herstellt bzw. modernisiert.
Nur bei fünf der Geldinstitute waren keine Verbindungen zu kritischen Unternehmen festzustellen: GLS Bank, EthikBank, Triodos sowie KD-Bank und PAX Bank.
Erheblich verbessern konnten sich die Selbstverpflichtungen der Banken im Bereich „Klimaschutz“ mit einem Plus von 12%, was Auswirkungen auf die Sektoren Öl, Gas und Energieerzeugung mit einbezieht.
Fair Finance Guide: Neue Kriterien
Neu hinzugekommen ist die erstmalige Überprüfung, ob Banken Kriterien in Bezug auf neuartige, autonome Waffensysteme einführen. Diese Waffen können ohne Beteiligung eines Menschen eigenständige Tötungsentscheidungen treffen, was im Widerspruch zu geltendem Völkerrecht steht.
Hierbei kommt den Selbstverpflichtungen der deutschen Banken in Bezug auf die ökologischen und sozialen Standards eine immer größere Bedeutung zu, da es bisher weder auf EU- noch auf nationaler Ebene gelungen ist, nachhaltiges Investment umfassend zu definieren oder zu regulieren.
Nur die GLS Bank und die Ethik Bank haben dazu bisher explizite Ausschlusskriterien veröffentlicht, die KD-Bank zeigt sich immerhin sensibilisiert.
Fair Finance Guide: Neue Kandidaten
Zum ersten Mal wurden im Fair Finance Guide 5.0 auch Direktbanken wie die ING (55%) und die DKB (44%) bewertet. Sie landen in der Bewertungstabelle am unteren Ende des Mittelfelds.
Die ING Gruppe räumt der Nachhaltigkeit einen wichtigen Platz ein, doch weisen laut Fair Finance Guide Investments in kontroverse Unternehmen darauf hin, dass die eigenen Richtlinien mit den Rahmenwerken zu sozialen und ökologischen Risiken nicht ausreichend beachtet werden.
Die DKB Bank hat den Anspruch „Geldverbesserer“ zu sein und ist ein großer Finanzierer von erneuerbaren Energien. Der aktuelle Fair Finance Guide beklagt bei der DKB aber auch: „Zugleich hält sie aber an Krediten für Atom- und Kohlekraftwerkbetreiber fest.“ Sie beschränkt ihre Kreditvergaben auf Deutschland und acht Kund*innengruppen: Wohnen, Gesundheit, Pflege, Kommunen, Bildung und Forschung. Auch private Haushalte, Umwelttechnik, Landwirtschaft und Ernährung sowie Energie und Versorgung, Tourismus und freie Berufe. In der Bewertung landet die DKB im Mittelfeld der Banken, damit aber noch vor den großen konventionellen Konkurrenten wie Commerzbank, Deutsche Bank und der eigenen Muttergesellschaft BayernLB.
Durch die Beschränkung auf die Kund*innengruppen sind Rüstungsproduzenten, Bergbaukonzerne, der forstwirtschaftliche Sektor du Erdöl- und Erdgasförderer zwar von der Kreditvergabe ausgeschlossen, was jedoch noch nicht explizit formuliert ist wie der Fair Finance Guide schreibt. Insgesamt schneidet die DKB Bank zu Themen wie „Natur und Umwelt“ und im Bereich „Nahrungsmittel“ am schlechtesten ab. Hier fehlen laut Fair Finance Guide unter anderem Vorgaben wie besonders schützenswerte Ökosysteme unangetastet zu lassen oder bedrohte Tierarten zu schützen.
Fair Finance Guide: Verbesserung von Gender Equality
Der größte Nachholbedarf besteht wie auch 2019 bei der Geschlechtergerechtigkeit (Gender Equality). Hier erreichen die Banken aktuell im Schnitt nur 39%. Grund hierfür sind die Regelungen für den internen Bankbetrieb. Für den Bereich Finanzierungen und Investitionen haben die meisten Banken bislang keine oder nur ungenügende Gender-Richtlinien eingeführt.
Der Fair Finance Guide von Facing Finance
Der Fair Finance Guide untersucht die Selbstverpflichtungen der Banken. Dabei wird auch regelmäßig untersucht, ob die Banken die Gelder ihrer Kunden und Kundinnen in kontroverse Unternehmen investieren.
Hinter dem Bank-Ranking steht vor allem die Organisation Facing Finance, die weltweit Unternehmen identifiziert, die international anerkannte Normen und Standards in den Bereichen Menschen- und Arbeitsrechte, Umweltschutz, völkerrechtswidrige Waffensysteme und Korruption verletzen und davon profitieren.
Zu den Partnern von Facing Finance gehört in Deutschland unter anderem Rankabrand, das Südwind-Institut und die Verbraucherzentrale Bremen. International gehören dazu Oxfam und Fair-Trade-Organisationen.
Weitere Infos zum Ranking:
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Umdenken im Finanzwesen
Der Fair Finance Guide hat sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, soziale und ökologische Bilanz deutscher Banken transparenter zu machen. Das soll Kunden helfen, ihre Nachhaltigkeit besser einschätzen – und sich so für die ethischere Bank entscheiden zu können. Lies auch: 5 Argumente gegen konventionelle Banken.
In der Finanzbranche ist ein Umdenken dringend nötig: Wie die Studie „Don’t Bank on the Bomb“ herausstellte, haben deutsche Finanzinstitute seit 2014 über zehn Milliarden Euro in Unternehmen gesteckt, die Atomwaffen herstellen oder warten. Lies auch: Deutsche Banken investieren Milliarden in Atomwaffen-Hersteller.
2020: Fair Finance Guide für Versicherungen
Im Rahmen des Fair Finance Guides hat sich Facing Finance auch 2020 wieder die Richtlinien der fünf Lebensversicherungen Allianz, AXA, R+V, Zurich und Debeka angesehen und anhand von rund 150 Kriterien ihre Übereinstimmung mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards überprüft.
Die Untersuchung zeigt demnach:
- Versicherer wie diese verfügen offenbar immer noch über zu wenig klare, sozial-ökologische Richtlinien, die regeln, wie die Beiträge der Kundinnen angelegt werden dürfen.
- Die Anlagestrategien von Lebensversicherern (Allianz, AXA, R+V, Zurich und Debeka) weisen teils erhebliche Defizite in Bezug Klima- und Naturschutz sowie den Ausschluss von Waffen auf.
- Der Gesetzgeber muss für Finanzprodukte soziale und ökologische Mindeststandards festlegen, die sich u.a. an völkerrechtlichen Verpflichtungen Deutschlands orientieren.
- Am wenigstens schlecht fällt das Ergebnis der Allianz Lebensversicherung aus. Dabei entsprechen selbst ihre Richtlinien nur zu 36% (von 100%) den Kriterien des Fair Finance Guides. Hohe Defizite wurden in den Bereichen Klimaschutz, Naturschutz, Geschlechtergerechtigkeit und Steuern festgestellt.
- Auch bei den anderen untersuchten Lebensversicherungen Axa (30%), R+V (24%) und Zurich (21%) fallen insbesondere mangelnde Bestimmungen für den Naturschutz und die Geschlechtergleichheit auf.
- Keine der untersuchten Lebensversicherungen hat sich bisher vollständig von Investitionen in Kohleunternehmen verabschiedet.
- Die Debeka ist mit 16 % die am schlechtesten bewertete Versicherung und hat bislang nur wenige konkrete Bestimmungen veröffentlicht.
Die Bewertungen sind auf der Fair Finance Guide Website hier einsehbar.
na/aw/fn
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