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Brände in Griechenland: Diese Rechte müssen Reisende jetzt kennen

In Griechenland toben Brände: Das müssen Reisende nun wissen
Foto: Argyris Mantikos/Eurokinissi/AP/dpa

In Griechenland brennt es. Für Tourist:innen ist die Lage teils unübersichtlich. Wie reagieren die Behörden vor Ort – und was kann man tun, wenn man einen Urlaub dort geplant hat? Fragen und Antworten im Überblick.

Sie schliefen im Freien, auf Matratzen in Turnhallen oder bei Inselbewohner:innen – nun wollen und müssen Tausende Urlauber:innen weg von den Waldbränden auf der griechischen Urlaubsinsel Rhodos. Dort brennt es am heftigsten, allerdings sind auch große Brände auf Korfu, der Halbinsel Peloponnes, den Inseln Euböa und Evia bei Karystos ausgebrochen.

Dörfer und Urlauber:innen wurden evakuiert. Alleine auf Rhodos wurden bisher mehr als 19.000 Menschen in Sicherheit gebracht. Die Feuerwehren in Griechenland kämpfen seit Montag in insgesamt 64 Regionen des Landes gegen die Flammen. Die Brandgefahr bleibt extrem hoch.

Wieso brennt es so stark?

Vielerorts gibt es Temperaturen von mehr als 40 Grad. Was genau die Brände ausgelöst hat, ist bislang nicht geklärt. Fest steht aber, dass Griechenland von Trockenheit geplagt ist und starke Winde das Feuer anfachen.

Das ist vor allem auf Rhodos ein Problem. Dort versuchen Löschflugzeuge und Hubschrauber die Brände im Südosten der Insel einzudämmen. Löschflugzeuge aus der Türkei und Hubschrauber aus Ägypten sind dort zur Verstärkung der Griech:innen im Einsatz. Doch immer wieder fungieren Winde wie ein Brandbeschleuniger, teilte ein Sprecher der Feuerwehr laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit.

Was tun die Reiseveranstalter?

Der Reisekonzern Tui gab am Sonntagmittag bekannt, angesichts der starken Waldbrände vorerst keine Tourist:innen mehr nach Rhodos zu fliegen. Die Flugverbindungen blieben aber bestehen, um Urlauber:innen zurück nach Deutschland zu fliegen, sagte Aage Dünhaupt, Leiter Kommunikation von Tui Deutschland, der dpa. Zudem könnten viele Reisende von ihrem Flug zurücktreten. Gäst:innen, die bis kommenden Freitag nach Rhodos gebucht seien, könnten kostenfrei stornieren oder auf ein anderes Urlaubsziel umbuchen. Der Tui-Konzern habe insgesamt derzeit etwa 39.000 Gäst:innen auf Rhodos, sagte Dünhaupt, 7.800 von ihnen seien vom Feuer betroffen und evakuiert worden.

Für alle Anreisen vom 26. bis einschließlich zum 28. Juli 2023 sei eine gebührenfreie Änderung möglich. Tui-Kund:innen sollten sich dafür an ihr Reisebüro oder Buchungsportal wenden.

Laut dpa schränkt DER Touristik ebenfalls das Angebot ein. „Alle Reisen in den Süden von Rhodos werden aktiv bis einschließlich Mittwoch, 26.7.2023 abgesagt“, teilte eine Pressesprecherin laut Tagesschau mit. Demnach bietet der Konzern kostenlose Stornierungen und Umbuchungen bis zu einem Reisebeginn am 26. Juli an.

Eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV) versicherte laut dpa, dass Reiseveranstalter gemeinsam mit den Behörden des Landes nach Lösungen suchten. „Sollten in den kommenden Tagen geplante Reisen aufgrund der aktuellen Situation nicht möglich sein, werden die Veranstalter diese absagen“, wird sie zitiert.

Kann man einfach so ausreisen?

Das griechische Außenministerium richtete am Flughafen der Insel einen Hotspot ein, wo Tourist:innen unbürokratisch eine Ausreisegenehmigung erhalten, wenn sie keine Ausweispapiere mehr haben. Das berichtete der griechische Staatssender ERT. Viele Menschen hätten vor dem Feuer fliehen müssen und unter Umständen keine Zeit mehr gehabt, ihr Hab und Gut mitzunehmen. Zudem hat der Krisenstab des Zivilschutzes zwei Telefonnummern für ausländische Besucher:innen eingerichtet, wenn sie Angehörige vermissen.

Wie sieht es mit einer Stornierung eines geplanten Urlaubs aus?

Nach Angaben des Verbraucherzentrale Bundesverbands können Urlaubende bei besonderen Belastungen durch „außergewöhnliche Umstände“ wie Waldbrände vom Vertrag einer Pauschalreise zurücktreten oder die Reise vorzeitig abbrechen. Das gilt jedoch nur für Pauschalreisen. Ob die Situation im Urlaubsgebiet als gefährlich eingeschätzt wird, kann man beim Auswärtigen Amt erfahren.

Laut Verbraucherzentrale berechtigen Naturkatastrophen wie etwa Großbrände in unmittelbarer Nähe des Reiseziels zu einer kostenfreien Stornierung. Allerdings muss der Urlaub zum Zeitpunkt des Reiseantritts „erheblich beeinträchtig“ sein.

Entscheidend ist auch der Zeitpunkt: Wer also in einigen Wochen verreist, könne aktuell nichts unternehmen, so der Rechtsexperte Rossbeh Karimi Morgenmagazin von ARD und ZDF.

Indivdualurlauber:innen haben es etwas schwerer. Einzelne Reiseleistungen gilt es einzeln zu prüfen. Wie der ADAC schreibt, kann zum Beispiel eine einzeln gebuchte Unterkunft nicht kostenfrei storniert werden, wenn die Unterkunft zugänglich und ohne Gesundheitsgefahr bewohnbar ist.

Welche Rechte haben Flugäst:innen?

Laut ADAC können Urlaubenden den Ticketpreis für einen EU-Flug rückerstattet bekommen, wenn dieser aufgrund einer Naturkatastrophe abgesagt wurde. Auch eine Umbuchung ist möglich, allerdings muss es sich um einen EU-Flug handeln. „Das heißt entweder startet Ihr Flug in der Europäischen Union (EU) oder Ihr Zielflughafen liegt innerhalb der EU, und Sie fliegen diesen mit einer europäischen Airline an“, heißt es auf der Webseite des ADAC.

Die Airline muss jedoch keine Entschädigung zahlen, wenn die Annullierung auf außergewöhnliche Umstände zurückgeht. Die Beweislast trifft dann die Airline.

Ist ein Ende der Brände in Sicht?

Die Menschen erwarten sehnlichst den kommenden Donnerstag. Die Temperaturen sollen dann erstmals seit fast zwei Wochen von 40 bis 45 Grad auf für die Jahreszeit normale Werte von etwa 35 fallen. Am Sonntag war im Süden der Halbinsel Peloponnes 46,4 Grad gemessen worden. Das sei die vierthöchste Temperatur, die je in Griechenland gemessen wurde, teilte das Meteorologische Amt mit. Vor der Abkühlung werde es am Mittwoch noch einen letzten heißen Tag mit bis zu 46 Grad geben, sagen Wetterexpert:innen. Die Abkühlung wird die Folge von starken Nordwinden sein. Der Zivilschutz warnte jedoch abermals: Wegen dieser starken Winde könnten erneut Waldbrände außer Kontrolle geraten.

Verwendete Quellen: Material der dpa, Verbraucherzentrale, ADAC, Auswärtiges Amt

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