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Corona: Betroffener entwickelt App im Kampf gegen Long Covid

long covid app visible
Foto: CC0 Public Domain - Unsplash/ Kinga Cichewicz; Instagram/ visible.health

Im Laufe der Corona-Pandemie sind zahlreiche Menschen an Long-Covid erkrankt. Über die Krankheit weiß man noch wenig, was die Behandlung erschwert. Ein Betroffener hat nun die App Visible entwickelt, die Long-Covid-Patient:innen helfen soll.

Harry Leeming, Mitgründer des Tech-Startups Visible, ist seit Jahren an Long-Covid erkrankt. Er und sein Team haben nun eine App entwickelt, die die Herzfrequenz und Symptome von Long-Covid-Patient:innen trackt und ihnen helfen soll, die eigene Energie besser einzuteilen. Auch Menschen, die unter chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS) leiden, können sie nutzen.

Unter dem Begriff „Long-Covid“ versteht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Post-Covid-Krankheit, die drei Monate nach der Infektion auftritt und zwei Monate oder länger andauert. Die Symptome sind sehr divers: häufig tritt unter anderem Kurzatmigkeit und Müdigkeit auf – es kann auch ein Zustand dauerhafter Erschöpfung eintreten, der Betroffene erheblich in ihrem Alltag einschränkt. Studien zufolge leiden mindestens 10 Prozent der Covid-19-Erkrankten auch nach der Infektion unter anhaltenden oder neu auftretenden Beschwerden.

Visible: Wie die App für Long-Covid-Patient:innen funktioniert

Es gibt bisher keine Behandlung, die die Ursache von Long-Covid bekämpft. Doch gegen die Symptome werden verschiedene Ansätze verfolgt. Menschen, die an Fatigue leiden, werden teilweise mit der „Pacing-Strategie“ behandelt. Sie basiert darauf, genau auf seinen Körper zu hören und sich die eigenen Kräfte richtig einzuteilen.

Mit diesem Konzept arbeitet auch die App Visible, welche derzeit in Beta-Form auf Google Play und im App Store erhältlich ist. Wie sie aussieht, zeigen Screenshots auf dem Instagram-Account der Firma:

Visible funktioniert so:

Die App misst täglich die Herzfrequenz der Nutzer:innen – über die Kamera des Smartphones. Auf diese legen Patient:innen jeden Morgen 60 Sekunden lang ihren Finger. Die App registriert dann kleine Veränderungen in der Hautfarbe und schließt daraus auf den Puls. Am Abend geben App-User:innen außerdem an, wie schwer ihre Long-Covid-Symptome im Laufe des Tages waren. Sie bewerten diese auf einer Skala von 0 (keine) bis 3 (schwer). Zusammenhänge zwischen der Herzfrequenzvariabilität und Long-Covid hatte 2021 auch die American Heart Association festgestellt.

Die App sammelt also Daten. Auf deren Basis soll sie Vorhersagen dazu treffen, wann jemand wahrscheinlich müde sein wird. Dafür erstellt sie einen „Tempo-Score“ mit einer Skala von 1-10: Je niedriger der Wert, desto weniger Energie steht der Person zur Verfügung. Bei Werten von 1-3 sollte man sich dringend ausruhen.

App derzeit kostenlos – soll sich ändern

Die App ist derzeit kostenlos erhältlich. Gegenüber dem Magazin „TechChrunch“ kündigte Co-Gründer Leeming aber eine Plus-Version an, die kostenpflichtig sein wird. Der Preis stehe noch nicht fest, soll sich aber auf dem Level von Abos für Streamingdienste wie Netflix oder Spotify bewegen. Außerdem sollen Nutzer:innen ihre Daten bald mit Forscher:innen des Imperial College London teilen können. 

Long-Covid-Patient: App soll “Aufflackern von Symptomen“ vorhersagen

Mitgründer Leeming erkrankte im September 2020 an Corona und leidet bis heute unter den Folgen. Gegenüber dem Guardian erklärte er im November 2022, dass er in der Notaufnahme abgewiesen wurde – seine Symptome wurden auf Angstzustände oder Erschöpfung geschoben. „Es war sehr frustrierend, als Patient nicht ernst genommen zu werden“, gab er zu. Vor seiner Erkrankung war der heute 29-jährige laut eigenen Angaben gesund und fit.

Heute will Leeming Betroffenen helfen, indem er Hilfen entwickelt, um Symptome zu tracken und die eigene Aktivität zu managen. Das ist für Long-Covid-Patient:innen nicht immer leicht: Kleinste Anstrengungen können Betroffenen bereits viel Energie rauben. Die Symptome verschlechtern sich nicht direkt nachdem man sich angestrengt hat, erklärt Leeming gegenüber Guardian. „Es passiert erst Stunden oder sogar Tage später […]. Da diese Rückkopplungsschleife so lang ist, ist es sehr schwierig zu erkennen, ob man es übertreibt“. Indem seine App solch ein „Aufflackern von Symptomen“ vorhersagt, soll sie Betroffenen einen größeren Zeitraum für körperliche Anstrengung zur Verfügung stellen.

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