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„Eine Zeitbombe“: Experte spricht über geplatzten AquaDom

AquaDom mit 1500 Fischen geplatzt: Wassermassen treten aus
Screenshot Twitter Dominique Pucini / Niklas Scheele

Was hat dazu geführt, dass der AquaDom in Berlin platzte? Offiziell steht noch keine Ursache fest. Ein Experte für Aquarien, der selbst für den Bau des AquaDoms angefragt worden war, bezeichnet das Großprojekt als „Zeitbombe“. Ein Bericht wirft zudem die Frage auf, ob die Prüfungsvorgaben zu lasch waren.

Noch immer ist die Ursache des geplatzten AquaDoms in Berlin unklar. Noch am selben Tag, an dem das Großaquarium in einem Hotel in der Hauptstadt vollständig zerstört vorgefunden worden war, gab es einen ersten Verdacht: Materialermüdung, wie Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte. Hinweise auf einen Anschlag gab es laut Polizei nicht.

Wie die Bild-Zeitung berichtet, erhielt der zur Jahrtausendwende erbaute AquaDom eine behördliche Genehmigung mit verhältnismäßig laschen Prüfungsvorgaben, heißt es. Und das, obwohl das frei stehende zylindrische Großaquarium zur damaligen Zeit ein einzigartiges Bauvorhaben gewesen sein soll. Der AquaDom war nach Angaben der Betreiber das „größte, zylindrische frei stehende Aquarium der Welt“.

Der frühere Eigentümer der Firma Schuran Seawater Equipment, das ebenfalls große Aquarien herstellt, Hermann Schuran, sagte der Bild-Zeitung: „Das ist eine Zeitbombe.“ Ihm zufolge waren die Konstrukteur:innen des AquaDoms nicht vorsichtig genug. Die Firma ICM Concept International Management, eine Tochterfirma des Acrylglasherstellers Reynolds Polymer, hätte laut Schuran klarstellen müssen, dass das Großaquarium „nicht ewig“ halte. Gleichzeitig räumt er ein: „Man kann nicht generell sagen, wie lange so etwas hält. Es gibt Rechenbeispiele mit 25 Jahren.“

Sondergenehmigung für AquaDom beim Berliner Bausenat beantragt

Im Sommer 2001 hatte die Firma eine Sondergenehmigung beim Berliner Bausenat beantragt, der ein halbes Jahr später zugestimmt wurde. Diese hat dem Bericht zufolge aber keine zeitliche Begrenzung vorgesehen.

Schuran, der selbst für den Bau des AquaDoms angefragt worden war, betont: Der Dom müsse mindestens alle zwei Jahre durch den Betreiber überprüft werden. Alles andere sei „fahrlässig“, wie er sagt. Solche konkreten Prüfvorgaben seien jedoch nicht in der behördlichen Genehmigung enthalten gewesen, so die Bild-Zeitung.

Der Bausenat selbst erklärt laut Bild-Zeitung, dass die Genehmigung die Verpflichtung zu „regelmäßigen“ Kontrollen von Konstruktion und Einzelteilen enthalten habe.

Passiert das nicht, könnten Spannungsrisse im Glas entstehen

Für Schuran steht fest: „Das ganze Aquarium hätte nach dem Bau und später nach der Sanierung mit einem Ofen auf 80 Grad aufgeheizt werden müssen. Das ist möglich, aber sehr aufwendig.“ Passiert das nicht, könnten Spannungsrisse im Glas entstehen.

Verletzte Fische werden noch behandelt

Der Behälter des Doms bestand aus Acrylglas, war 16 Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 11,5 Metern. Besucher:innen konnten in einem Aufzug durch das Innere des Aquariums hindurch fahren.

Ungefähr 1500 Fische befanden sich in dem Tank, als der AquaDom platzte. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, überlebten einige wenige Tiere. Sie wurden – teils verletzt – in den Berliner Zoo gebracht und dort behandelt. Etwa 630 Fische konnten aus den unterirdischen Zuchtbecken des AquaDoms gerettet werden.

Im Video: Viele Fragen um geplatztes Großaquarium offen

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