Mit Kleiderspenden möchten viele von uns ihren Kleiderschrank erleichtern und etwas Gutes tun. Wie sehr Altkleider andere Länder zumüllt, zeigt dieser Bericht von Greenpeace.
Mit Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft hat das wenig zu tun: die Unmengen an Kleidung, die im Nairobi River und auf Müllkippen landen oder unter freiem Himmel verbrannt werden. Kleidung, die in westlichen Ländern aussortiert und beispielsweise nach Tansania und Kenia verfrachtet wird. „Kleidung lediglich von einem Ort zum anderen zu bringen, macht das Geschäftsmodell nicht zirkulär. Statt auf Müllhalden oder in Verbrennungsanlagen im Westen zu landen, liegt die Kleidung jetzt auf Deponien in Afrika“, heißt es in einem Bericht von Greenpeace.
In Deutschland wird jedes Jahr eine Million Tonnen Altkleider gesammelt. Laut Greenpeace werden allerdings nur 30 Prozent der aussortierten Kleidung in dem Land weiterverkauft, in dem sie gesammelt wird. Die restlichen 70 Prozent werden downgecycelt (zu Putztüchern, Isoliermaterial oder Füllstoff), weiterverarbeitet, exportiert oder entsorgt. Dabei endet ein Teil des Exports ebenfalls als Abfall. „In diesem Fall ist der Export nur eine billige Möglichkeit, den Textilmüll loszuwerden. Offizielle Daten zum tatsächlichen Anteil der exportierten Altkleider, die als Abfall enden, gibt es nicht“, heißt es seitens Greenpeace.
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„Dies entspricht etwa 150 bis 200 Tonnen Textilabfall pro Tag.“
„Zweifellos gibt es in Afrika eine Nachfrage nach erschwinglicher und modischer Kleidung und importierte Secondhand-Kleidung ist im Vergleich zu neuer Kleidung günstiger, jedoch stellenweise auch von geringerer Qualität.“ Laut Greenpeace wurden 2019 in Kenia 185.000 Tonnen Altkleider und überproduzierte Kleidung importiert. Der Handel mit importierter Kleidung sei durchaus ein Teil der kenianischen Wirtschaft. Aber dennoch sind 30 bis 40 Prozent der Waren in so schlechter Qualität, dass sie nicht verkauft werden können. „Das bedeutet, dass 55.500 bis 74.000 Tonnen davon tatsächlich Textilabfälle sind. Dies entspricht etwa 150 bis 200 Tonnen Textilabfall pro Tag.“
Da es keine Infrastruktur für die Entsorgung gibt, werden Textilabfälle an Siedlungsgrenzen oder Flüssen abgeladen, wie am Nairobi River in Kenia. „Ein Teil davon wird offen verbrannt, was zu Gesundheitsproblemen bei den Anwohner:innen führen kann. Die Verstopfung von Flüssen und Abflüssen kann zudem zu Überschwemmungen führen. Die sich über Jahrhunderte hinziehende Zersetzung von Plastik-Kleidung setzt zudem Methan frei, ein schädliches Treibhausgas, das zum Klimawandel beiträgt. Darüber hinaus enthalten viele Kleidungsstücke gefährliche Chemikalien, die während des Produktionsprozesses verwendet werden.“
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Forderung von Greenpeace: Die Fashion-Industrie muss sich verlangsamen
Im März verabschiedete die Europäische Union eine Europäische Textilstrategie. In ihr ist beispielsweise ein Vorschlag festgehalten, durch den Produzenten die Anzahl an weggeworfenen und zerstörten Produkten transparent machen müssen. Außerdem enthält die Strategie Pläne für verbindliche Anforderungen an Haltbarkeit, Recyclingfähigkeit, Reparatur und Wiederverwendung, sowie Kriterien zur Unterscheidung zwischen Abfällen und Secondhand-Kleidung.
„Um den Strom von Textilabfällen zu stoppen, die in Ländern wie Kenia und Tansania entsorgt werden, muss sich die Fast Fashion-Industrie massiv verlangsamen“, heißt es seitens Greenpeace. „Globale Modemarken reden zwar gerne über Kreislaufwirtschaft, aber nur sehr wenige von ihnen ergreifen tatsächlich wirksame Maßnahmen. Und noch weniger von ihnen unternehmen Schritte, um den Materialfluss zu verlangsamen.“ Aus diesem Grund sei eine globale Gesetzgebung notwendig. Für Greenpeace braucht es folgende Kernfolgerungen:
- Nur Altkleider, die noch tragbar sind, dürfen exportiert werden.
- Unbrauchbare Altkleider können garantiert in das Herkunftsland zurückgeschickt werden.
- Eine globale Steuer auf jedes Produkt soll die umweltverträgliche, getrennte Sammlung von Textilien finanzieren.
- Ebenfalls durch die Steuer werden Hersteller für die Kosten zur Beseitigung der Umwelt- und Gesundheitsschäden finanziell verantwortlich gemacht.
- So schnell wie möglich soll ein Ausstieg aus der Verwendung von Kunstfasern erfolgen (Polyester: Weshalb der Kunststoff problematisch ist).
- Informationen über Materialien der Kleidung sollen transparent sein.
Die Textilberge am Nairobi River sind kein Einzelfall. In der chilenischen Atacama-Wüste – der trockensten Wüste der Welt – liegen Berge voller Kleidung aus den USA und Europa. Leider ist es für Konsument:innen oft schwer sicherzustellen, dass ihre gespendete Kleidung sinnvoll weiterverwendet wird. Das zeigte auch die sogenannte Sneakerjagd. Insgesamt elf Prominente haben ihre Sneaker gespendet. Mit GPS-Trackern ausgestattet wurden die Schuhe entweder in Altkleidercontainer und Recyclingboxen gelegt oder neue Schuhe als Retoure zurückgeschickt. Wo die Schuhe gelandet sind, kannst du hier weiterlesen: Sneakerjagd per GPS: Louisa Dellerts Schuhe sind aufgetaucht.
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