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FSME- und Borreliose-Risiko: Die Zecken-Zeit beginnt diese Jahr früher

Zecken sind schon jetzt aktiv
Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Ein Spaziergang im Park kann reichen – schon hat man sich eine Zecke gefangen. Die Plagegeister können unter anderem FSME übertragen. Erhöht die Klimaerwärmung das Risiko?

Sobald die Temperaturen steigen, beginnt die Zecken-Zeit – und das teilweise schon recht früh im Jahr. „Wir hatten heuer bereits Phasen, wo Zecken schon stellenweise aktiv waren“, sagt Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. Generell gebe es eine Verschiebung der Aktivität nach vorne, erläutert der Experte. „Das zeigt sich auch daran, dass die FSME-Fälle früher auftreten.“

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) durch Zecken

Erst Anfang des Monates hatte das Robert Koch-Institut (RKI) drei neue deutsche FSME-Risikogebiete in Bayern und Sachsen ausgewiesen. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Hirnentzündung. Zecken können die Viren übertragen. Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome. Das Risiko einer schweren Erkrankung ist bei Menschen über 60 Jahren deutlich erhöht. In der ersten Phase gibt es dabei häufig grippeähnliche Symptome, später kann eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks folgen.

Ein Infektionsrisiko besteht laut RKI vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit dem Vorjahr auch im südöstlichen Brandenburg. Hinzu kommen einzelne Risikogebiete in anderen Bundesländern. Eine Karte zu den aktuellen Risikogebieten gibt es online beim Robert Koch-Institut (RKI).

Schutz vor einer FSME-Infektion

Gegen FSME kann man sich mit einer Impfung schützen. Sie ist empfehlenswert für Menschen, die sich viel draußen in der Natur aufhalten und in einem Risikogebiet leben.

Die Hersteller bieten verschiedene Impfschemata an. In der Regel erfolgt ein bis drei Monate nach dem ersten Impftermin die zweite Impfdosis. Alternativ gibt es auch eine Schnellimpfung. Dabei bekommt man die zweite Impfdosis bereits 14 Tage nach dem ersten Termin.

In beiden Fällen ist für einen vollständigen Schutz eine dritte Impfdosis nötig. Diese ist fünf bis zwölf Monate nach der zweiten Impfdosis fällig. Seinen Impfschutz sollte man dann nach drei Jahren auffrischen lassen.

Zecken können Lyme-Borreliose übertragen

Zecken können außerdem die Erreger der Lyme-Borreliose übertragen, was oft erst Stunden nach Beginn des Saugakts erfolgt. Sie ist laut RKI wesentlich häufiger und kommt deutschlandweit vor. Erstes Symptom ist oft eine größer werdende Rötung um die Einstichstelle herum.

Sind Zecken wegen dem Klimawandel früher unterwegs?

Nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in Tschechien, Österreich und der Schweiz gebe es trotz Impfung seit 2015 einen Anstieg bei den FSME-Zahlen, sagt Dobler. „Wir glauben, dass der Klimawandel dabei eine Rolle spielt. Wir wissen nur noch nicht wie“.

Zurzeit sammeln Dobler und sein Team deshalb in den Risikogebieten Zecken ein, um diese auf das Virus zu untersuchen. So habe er bereits im Februar Zecken in einem Münchner Park entdeckt, sagt Dobler. Die Klimakrise könnte seiner Ansicht nach auch dafür verantwortlich sein, dass sich die FSME-Fälle in höheren Lagen häuften.

Der Experte Volker Fingerle vom bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen hält es für wahrscheinlich, dass sich die hierzulande häufigste Zeckenart, der Gemeine Holzbock, weiter im Norden Europas ausbreiten könnte. Einzelne Studien hätten auch schon Hinweise darauf gebracht, dass diese vermehrt in höheren Lagen vorkommt. „Dafür braucht es aber Langzeitstudien.“

Weltweit 900 Zeckenarten bekannt

Mehr als 20 verschiedene Zeckenarten gibt es seinen Angaben nach in Deutschland. Weltweit seien es rund 900. Mit der Klimaerwärmung könnten auch neue Arten hierzulande Fuß fassen, meint Fingerle.

Ein Beispiel sei die sogenannte Hyalomma-Riesenzecke, die in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Süd-Europas beheimatet ist. Zugvögel bringen diese mit nach Deutschland. Normalerweise sterbe diese Zecke im Winter, weil sie die Kälte nicht ertrage, sagt Fingerle. „Uns wird sicherlich bevorstehen, dass das Klima so wird, dass sie den Winter übersteht oder dass sie sich anpasst.“ Auch wenn dies noch nicht etabliert ist: Erste überwinternde Hyalomma-Zecken wurden in Deutschland bereits nachgewiesen, wie die Universität Hohenheim 2019 mitteilte – fünf in einem Pferdehof in Nordrhein-Westfalen, eine auf einem Pferd in Niedersachsen.

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