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Gleichgeschlechtlicher Sex verbreitet bei Affen – das bietet Vorteil

Gleichgeschlechtlicher Sex verbreitet bei Affen – das bietet Vorteil
Foto: CC0 Public Domain - Pexels/ Klub Boks

Gleichgeschlechtlicher Sex ist auch im Tierreich verbreitet – und könnte für die Fortpflanzung sogar von Vorteil sein. Zu diesem Schluss kommen Forscher:innen, die das Sexualverhalten von männlichen Rhesusaffen analysiert haben.

Forschende des Imperial College in London haben über mehrere Jahre hinweg das Sexualverhalten männlicher Rhesusaffen in Puerto Rico beobachtet. Nun wurden ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution veröffentlicht. Sie konnten feststellen, dass eine große Mehrheit der beobachteten Männchen in der Kolonie gleichgeschlechtliches Sexualverhalten zeigte. Die Forscher:innen vermuten, dass dieses Verhalten einen evolutionären Vorteil bringt.

Studie: 72 Prozent der Männchen bestiegen männliche Affen

Die Forscher:innen analysierten von 2017 bis 2020 das Verhalten einer in Freiheit lebenden Rhesusaffen-Kolonie auf der kleinen Insel Cayo Santiago in Puerto Rico. Diese umfasst rund 1.700 Tiere – für die Studie wurde das Besteigungsverhalten von 236 männlichen Affen ausgewertet.

Die Forscher:innen stellten fest, dass 72 Prozent der Männchen gleichgeschlechtliche Affen bestiegen, 46 Prozent verschiedengeschlechtliche. Gleichgeschlechtlicher Sex ist in der Rhesusaffenkolonie unter Männchen also weit verbreitet.

Bisexuelle Affen möglicherweise erfolgreicher bei Fortpflanzung

Dass Männchen gleichgeschlechtliches Sexualverhalten zeigen, kann verschiedene Gründe haben. Erstautor Jackson Clive vom Georgina Mace Centre for the Living Planet am Imperial College erklärte in einer Pressemitteilung: „Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass Männchen, die sich gegenseitig bestiegen haben, auch eher bereit waren, sich bei Konflikten gegenseitig zu unterstützen – vielleicht ist das einer der vielen sozialen Vorteile gleichgeschlechtlicher sexueller Aktivität.“

Die Affen, die gleichgeschlechtliches Sexualverhalten zeigten, hatten dadurch keinen Nachteil beim Zeugen vom Nachkommen. Im Gegenteil: Laut Studie waren diese Männchen möglicherweise erfolgreicher bei der Fortpflanzung – durch Vorteile, die sich aus ihrer Verbindung mit anderen männlichen Affen ergaben.

Sexualverhalten teils vererbbar

Die Studie belegt laut Clive auch, dass die Variation der gleichgeschlechtlichen Aktivität vererbbar sei – das Verhalten könnte evolutionär begründet sein. Weil die Primatenkolonie schon seit Jahrzehnten beobachtet wird, standen dem Team umfassende Stammbaumdaten der Affen zu Verfügung, welche sie auswerteten. Laut Studie wurde gleichgeschlechtliches Sexualverhalten zu 6,4 Prozent weitervererbt, was vergleichbar ist mit anderen vererbbaren Verhaltensweisen bei Primaten, wie z. B. Körperpflege und Sozialverhalten. Die soziale Stellung der Affen innerhalb der Kolonie war laut Studie kein wichtiger Faktor dafür, ob Affen gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr hatten.

Nicht nur Rhesusaffen zeigen gleichgeschlechtliches Sexualverhalten. Dieses wurde bei zahlreichen Tierarten beobachtet, zum Beispiel bei Insekten und Pinguinen.

„Gleichgeschlechtliches Verhalten bei Tieren weit verbreitet“

Die Studie widerlegt die Annahme, dass gleichgeschlechtlicher Sex ein seltenes Verhalten bei nicht-menschlichen Tieren oder lediglich das Ergebnis ungewöhnlicher Umweltbedingungen ist.

Vincent Savolainen, der Leiter der Studie, erklärt in der Pressemitteilung: „Leider glauben manche Menschen immer noch, dass gleichgeschlechtliches Verhalten ‚unnatürlich‘ ist, und in einigen Ländern wird leider immer noch die Todesstrafe für Homosexualität verhängt. Unsere Forschung zeigt, dass gleichgeschlechtliches Verhalten bei nichtmenschlichen Tieren tatsächlich weit verbreitet ist.

Verwendete Quellen: Nature Ecology & Evolution, Imperial College London

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