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Ökonom Fratzscher zu Energiepreisen: „Wir laufen in eine soziale Katastrophe“

Ökonom Fratzscher zur Energiekrise: "Wir laufen in eine soziale Katastrophe"
Foto: Screenshot ZDF Markus Lanz

Die Energiekrise wird uns laut dem DIW-Chef Marcel Fratzscher weitere zwei Jahre herausfordern. Bereits jetzt führe sie zu einer „sozialen Katastrophe“, wie der Ökonom bei Markus Lanz im ZDF warnt. Der Grund: Fehlende Rücklagen der Bürger:innen.

Expertinnen warnen, dass angesichts der steigenden Energiepreise auf Verbraucher:innen weiter schwierige Zeiten zukommen. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, schätzt die Situation als dramatisch ein. Der Grund: Viele Bürger:innen hätten kaum bis keine Rücklagen, um die Strom- und Gaskosten zu begleichen.

Vierzig Prozent der Deutschen hätten keine Reserven, um auf den Kostenanstieg reagieren zu können, erklärte der Ökonom bei Markus Lanz im ZDF. „Wir haben das Ende der Fahnenstange noch nicht gesehen. Ich glaube, das realisieren viele nicht.“ Deshalb sei es notwendig, dass die Bundesregierung vor allem Menschen mit geringen Einkommen entlaste. Fratzscher zufolge werde es Preisanstiege noch 2023 und 2024 geben. „Und das ist, was mir Sorge macht, dass wir hier sehenden Auges in eine soziale Katastrophe laufen.“

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Stadtwerke in Deutschland rechnen bereits mit Zahlungsausfällen

Tatsächlich rechnen Stadtwerke in Deutschland bereits mit bis zu 15 Prozent Zahlungsaufällen seitens der Kund:innen – weil die Preise derart rapide steigen. „Bisher lagen die Zahlungsausfälle unter einem Prozent. Jetzt preisen viele Stadtwerke schon bis zu acht Prozent an Verlusten ein. Es gibt aber auch Stadtwerke, die mit bis zu 15 Prozent Forderungsausfällen kalkulieren. Das wird dann bedrohlich“, sagte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Aus diesem Grund fordert Liebing ein Insolvenzantragsmoratorium für Energieversorger. Ökonom Fratzscher sieht Unternehmen hierzulande im Wettbewerb mit jenen in Ländern, die sich weniger abhängig von russischen Energieträgern gemacht haben. Daraus entstünde deutschen Unternehmen ein Nachteil. Der DIW-Chef appellierte bei Lanz für den Ausbau Erneuerbarer Energien, die mehr Unabhängigkeit in der Energieversorgung sicherten.

„Bewährte Instrumente müssen genutzt werden“

Laut Liebling brauche es noch im Herbst Entlastungen. Konkret schlägt Liebing vor, die Mehrwertsteuer nicht nur für Gas, sondern auch für Strom und Wärme auf sieben oder fünf Prozent zu senken und die Stromsteuer auf das zulässige Mindestmaß zu reduzieren. Weiter sagte der VKU-Hauptgeschäftsführer: „Die bewährten Instrumente wie das Wohngeld und Heizkostenzuschüsse müssen genutzt werden. Die Einkommensgrenzen sollten dabei erhöht werden, um den Empfängerkreis zu weiten.“

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hingegen rechnet angesichts der bereits recht gut gefüllten Gasspeicher von mehr als 80 Prozent mit wieder sinkenden Preisen.

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