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Spezialeinheit „Grenzjäger“ schließt Veganer:innen aus – wegen schwieriger Bedingungen

Finnische Spezialeinheit schließt Veganer:innen aus
Foto: CC0 / Unsplash / Specna Arms

Rein pflanzliche Ernährung stellt nun ein Ausschlusskriterium für Soldat:innen einer finnischen Spezialeinheit dar. Laut dem Ausbilder der Einheit soll die Entscheidung die Sicherheit der Personen gewährleisten. Doch die neue Richtlinie stößt auch auf Kritik.

Eine Spezialeinheit des finnischen Militärs wird künftig keine Veganer:innen, Vegetarier:innen oder Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten akzeptieren, so der finnische Rundfunk YLE. Ville Juvonen, Ausbilder der Einheit, begründet die neue Regelung mit den schweren Bedingungen, die bei einem militärischen Einsatz eintreten können. Auch unter besonderen Umständen sollten Soldat:innen eine hinreichende Menge an Lebensmitteln gewährleistet werden, äußert der Ausbilder gegenüber dem finnischen Rundfunk.

Kritisiert wird die neue Regelung jedoch auch von der Ombudsstelle für Nichtdiskriminierung.

Begründung für die Richtlinie: Sicherheit der Soldat:innen

Die sogenannten „Grenzjäger“ nehmen künftig also keine Veganer:innen und Vegetarier:innen mehr auf. Auch Menschen, die unter einer schweren Laktoseintoleranz leiden, sind von der Regelung betroffen. Lediglich leichte Lebensmittelallergien würden toleriert, so YLE. Juvonen begründet diese Neuerung mit der Nahrungsmittelversorgung der Soldat:innen in Extremsituationen: „Mit dieser Entscheidung soll sichergestellt werden, dass jeder auch unter außergewöhnlichen Umständen eine angemessene Menge an nahrhaften Lebensmitteln erhält.“

Unter hoher körperlicher Belastung sei es möglich, mehr als 6000 Kalorien zu verbrauchen – dieser Bedarf könne beispielsweise mit „Hungerbrot“ allein nicht gedeckt werden, so Juvonen. Auch kann laut dem Ausbilder im Falle von allergischen Reaktionen unter den gegebenen Umständen nicht immer eine schnelle medizinische Versorgung gewährleistet werden.

Werden Menschen durch die neue Richtline diskriminiert?

Kritik an der neuen Regelung äußert auch die Ombudsstelle für Nichtdiskriminierung. „Anscheinend werden Menschen aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation und möglicherweise ihrer Überzeugungen benachteiligt“, so Robin Harms, leitender Berater der Stelle, gegenüber YLE. Er merkt jedoch weiter an, dass die Regelung mit der Sicherheit der Soldat:innen in außergewöhnlichen Situationen gut begründet sei.

„Letztlich muss man beurteilen, ob diese Richtlinien vernünftig sind. Sind sie in der heutigen Zeit wirklich absolut notwendig, oder kann das gleiche Ziel auch auf eine Weise erreicht werden, die die Rechte nicht in gleichem Maße einschränkt?“, so Harms.

Laut Juvonen funktionieren die aktuellen Regelungen gut – er sieht keinen Grund für eine Änderung der neuen Richtlinien. „In militärischer Hinsicht ist das, was möglich ist und das, was vernünftig ist, zwei komplett unterschiedliche Dinge“, so der Ausbilder. „Wir fangen bei außergewöhnlichen Umständen an, und die Dinge sind viel einfacher, wenn sie unkompliziert sind.“ Auch sei ein gewisser Interpretationsspielraum gegeben – abhängig von der Art und Schwere der Allergie sowie der Situation.

Teil der Ausbildung: In der Wildnis nach Nahrung suchen

In Kriegssituationen führen die Soldat:innen der Spezialeinheit eigene Feldverpflegung mit sich. Diese besteht aus gefriergetrockneten Lebensmitteln und wird mit heißem Wasser zubereitet. Jedoch lernen die „Grenzjäger“ in ihrer Ausbildung auch, in der Wildnis nach Nahrung zu suchen – beispielsweise durch Jagen und Fischen. Die finnischen Wälder bieten zwar essbare Pflanzen, diese seien jedoch nicht in ausreichender Menge vorhanden, so Juvonen.

Der Name der Spezialeinheit kann irreführend wirken: Die Grenzjäger:innen sind nicht beim Grenzschutz angesiedelt – es handelt sich um Wehrpflichtige, die ihren Militärdienst leisten. Jedoch leitet der Grenzschutz ihre Ausbildung. In Kooperation mit den finnischen Verteidigungskräften ist der Grenzschutz für Verteidigungsaufgaben zuständig.

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