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„Von unvorstellbarem Ausmaß“: Lecks in Gaspipelines beunruhigen Umweltbundesamt

Lecks in Gaspipelines beunruhigen Umweltbundesamt
Foto: Foto: Stefan Sauer/dpa

Noch immer sind die genauen Umstände zu den Lecks der Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 ungeklärt. Die EU und die Nato gehen von Sabotage aus. Das Umweltbundesamt warnt vor großen Klimaschäden.

Das Umweltbundesamt (UBA) ist nach den Lecks an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 besorgt über freitretendes Methan. Nach Berechnungen der Behörde führen die Schäden zu etwa 7,5 Millionen Tonnen an sogenannten CO2-Äquivalenten. Das entspreche etwa einem Prozent der deutschen Jahres-Gesamtemissionen, teilte das UBA am Mittwoch mit. Die Berechnung stütze sich auf geschätzte Informationen zu Füllzustand und Volumen der beiden Pipelines.

Zur besseren Vergleichbarkeit werden andere Treibhausgase in CO2-Äquivalente umgerechnet. Maßstab ist ihr jeweiliger Beitrag zur Erderwärmung im Vergleich zu Kohlendioxid.

„Superemitter-Event von unvorstellbarem Ausmaß“

Das UBA geht davon aus, dass durch die Lecks 0,3 Millionen Tonnen Methan in die ⁠Atmosphäre gelangen werden. Die Deutsche Umwelthilfe forderte die Betreiber der Nord Stream-Pipelines und die deutschen Aufsichtsbehörden auf, das verbleibende Gas aus allen Strängen der Ostsee-Pipelines unverzüglich abzupumpen. „Die Lecks sind ein Superemitter-Event von unvorstellbarem Ausmaß“, sagte Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner in einer Mitteilung. „Das verbleibende Gas muss sofort aus allen Pipeline-Strängen abgepumpt werden.“

Viertes Leck entdeckt

Insgesamt drei Lecks waren nach ersten Druckabfällen Anfang der Woche sowohl in einer der Röhren der Nord-Stream-2-Pipeline wie auch an beiden Röhren von Nord Stream 1 entdeckt worden. Die Lecks befinden sich in der Nähe der dänischen Insel Bornholm. In der Region wurden Anfang der Woche Explosionen registriert. Am Donnerstagmorgen meldete die die schwedische Küstenwache ein viertes Leck, wie die Zeitung Svenska Dagbladet berichtet.

Die EU und die Nato gehen von Sabotage aus. Sollte es sich um einen Anschlag handeln, würde angesichts des technischen Aufwands eigentlich nur ein staatlicher Akteur infrage kommen, heißt es aus Sicherheitskreisen.

Nach Ansicht des polnischen Regierungschefs Mateusz Morawiecki sind die Lecks auf Sabotage zurückzuführen. „Wir kennen heute noch nicht die Details dessen, was da passiert ist, aber wir sehen deutlich, dass ein Sabotageakt vorliegt“, sagte Morawiecki am Dienstag im polnischen Goleniow bei Stettin, wo er an der Eröffnung der Gaspipeline Baltic Pipe teilnahm. Dieser Sabotageakt sei „wahrscheinlich die nächste Stufe der Eskalation, mit der wir es in der Ukraine zu tun haben“.

EU-Chefdiplomat: „Diese Vorfälle sind kein Zufall und gehen uns alle an“

Ein Sprecher der Nord Stream 2 AG sprach am Mittwoch von einem möglichen „Riesenriss“. Ein Sprecher der Nord Stream AG sagte, es sei „beispiellos“, dass innerhalb kurzer Zeit derartige Schäden an mehreren Leitungen eingetreten seien.

EU-Chefdiplomat Borrell betonte, man sei über die Schäden sehr besorgt. „Diese Vorfälle sind kein Zufall und gehen uns alle an“, erklärte der Spanier. „Alle verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass diese Lecks das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung sind.“ Man werde jede Untersuchung unterstützen, die Klarheit schaffen solle. Zugleich machte er deutlich, dass jede vorsätzliche Störung der europäischen Energieinfrastruktur inakzeptabel sei und „mit einer robusten und gemeinsamen Reaktion beantwortet“ werde. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen äußerte sich ähnlich.

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