Ökotest hat sich den Inhalt von 16 sogenannten „Obstquetschen“ mal genauer angesehen. Das Urteil sollte Eltern zu denken geben.
Die bunten Obstbrei-Tüten sind vor allem bei Kindern sehr beliebt, und Eltern greifen zu, weil „ohne Zuckerzusatz“ und „Bio“ draufsteht. Umso erschreckender ist das Ergebnis: Nur eine einzige Tüte schaffte es auf ein „gut“ (Probios 100% Polpa die Frutta“) , alle anderen konnten nicht oder nur eingeschränkt empfohlen werden. Unter den untersuchten Tüten waren auch Bio-Produkte – doch das hieß noch lange nicht, dass die besser abschnitten.
Pestizidrückstände in Tüten-Obstbrei
Unterscheiden lassen sich Obstbreie mit und ohne Altersbeschränkung. Der Grund: Für solche mit Altersempfehlung (etwa „für Kinder ab 1. Jahr“) gelten strengere Bedingungen. Die Produkte im Test, die eine Altersempfehlung ab sechs Monaten oder ab einem Jahr tragen, sind entsprechend tatsächlich pestizidfrei.
In sechs von acht Tüten ohne Altersempfehlung stecken hingegen Rückstände chemischer Pflanzenschutzmittel – die beiden Ausnahmen waren Bio-Produkte. Es gab aber auch Bio-Produkte, die hier enttäuschten, etwa „Poki Bio Pomme Banane“ von Daniela, in dem gleich drei Pestizidrückstände über Diätverordnung und dem Orientierungswert des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN) gefunden wurden.
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Zu viel Zucker – trotz „ohne Zuckerzusatz“
Das süßestes Produkt im Test war „Odenwald Pocket Fruchtmus“ mit 17,7 Gramm Zucker. Das ist etwa genau so viel, wie in zwei Milchschnitten oder in einem 0,2-Liter-Glas Fanta steckt. 16 bis 18 Gramm Zucker waren keine Seltenheit – und das obwohl die Produkte „ohne Zuckerzusatz“ beworben wurden.
Zucker wird versteckt: Es gibt verschiedene Mittel, den natürlichen Zuckergehalt in die Höhe zu treiben, um das Obst noch süßer zu machen – und das ganz ohne zugesetzten Kristallzucker. Das geht zum Beispiel durch Apfelsaftkonzentrat, Traubensaftkonzentrat oder Fruchtsüße. Fünf Hersteller fügten dem getesteten Obst versteckte Zucker zu. Es waren sogar vier Hersteller dabei, die mit der Aussagen „Ohne Zuckerzusatz“ warben, obwohl sie andere süßende Zutaten wie Konzentrate oder Fruchtsüße zugefügt hatten.
So kommen die meisten Obstbreie auf 16 bis 18 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Zum Vergleich: Nur Bananen (17,3g) und Trauben (15g) bringen es auf ähnlich viel Zuckergehalt, Äpfel (10,3), Birnen (10,2), Wassermelone (8,3g) liegen deutlich darunter und sind daher die bessere Wahl, auch weil Kauen auch für die Sprechfertigkeit wichtig ist.
Gefahren bei der Verpackung
Alle Verpackungen, die Ökotest (Jahrbuch 2016) untersuchte, enthielten Aluminium und/oder Weichmacher wie PVC/PVDC oder chlorierte Verbindungen. Dazu Ökotest: „Solange die Verpackung nicht erheblich beschädigt wird, kommt der Brei nicht in Kontakt mit dem Aluminium – was sich in unserem Test bestätigt hat.“ Die Aluminiumgehalte von bis zu zwei Milligramm pro Kilogramm erklärt sich Ökotest durch ein natürliches Vorkommen des Metalls im Obst.
Auch in Sachen Deklaration (fehlende Altersempfehlungen, fehlende Warnhinweise und die irreführende Werbung „ohne Zuckerzusatz“) und Verpackung fiel jedes zweite Produkt durch. Ein Problem: Einige der Obstbrei-Tüten hatten einen zu kleinen Verschluss, der von Kindern leicht verschluckt werden kann. Zudem birgt die Mischung aus Säure und Zucker eine erhöhte Kariesgefahr – vor allem für Milchzähne. Das schreiben einige Hersteller auch kleingedruckt auf die Packung und raten dazu, den Obstbrei per Esslöffel zu servieren – aber die meisten Kinder werden es wahrscheinlich eben doch aus der Flasche nuckeln.
Quatsch zum Quetschen
Nicht von Ökotest untersucht, aber trotzdem klar: Der Obstbrei in Tüten ist alles andere als umweltfreundlich. Egal, ob die Produkte bestimmungsgemäß unterwegs oder aber zuhause konsumiert werden, die Kunststoff-Verpackungen mit Plastikdeckel wandern unweigerlich in den Abfall. Gerade unterwegs nimmt man es mit den Mülltrennung dabei selten genau. Für ein paar Löffel püriertes Obst und Zucker wird so vollkommen unnötig jede Menge Plastikmüll erzeugt: Obstbrei in Tüten braucht niemand.
Utopia empfiehlt:
- Machen Sie Obstbrei aus Bio-Obst einfach selbst – das ist frischer und Sie können selbst entscheiden, wie süß der Brei ist. Außerdem fällt dabei im Idealfall deutlich weniger Plastikmüll an. Für unterwegs kann man den Brei ganz einfach in Schraubgläser oder Edelstahl-Boxen füllen, so kommt er nicht mit potenziell schädlichem Kunststoff oder Aluminium in Kontakt.
- Wenn Sie nun trotz allem noch unbedingt Plastik-Obstbrei füttern möchten, dann achten Sie zumindest auf die Altersempfehlung „ab sechs Monaten“ oder „ab einem Jahr“ – aufgrund strengerer Vorschriften sind hier meist weniger Pestizide enthalten. Schenken Sie Hinweisen wie „ohne Zuckerzusatz“ hingegen keinen Glauben: Zu süß sind die Tütchen fast alle.
Details zum Obstbrei-Test im Ökotest Jahrbuch 2016.
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