Wenn Müll nicht richtig entsorgt und verwertet wird, können sich Krankheiten verbreiten. Einem Bericht zufolge sterben in Ländern des globalen Südens jährlich bis zu eine Millionen Menschen an den Folgen. Unser Plastikmüll ist mit verantwortlich.
Bei uns kommt die Müllabfuhr und holt den Abfall ab – viele Länder im globalen Süden haben kein funktionierendes Abfallsystem. Dort wird Müll zur tödlichen Gefahr: Laut einem Bericht der britischen Hilfsorganisation „Tearful“ sterben weltweit jedes Jahr zwischen 400.000 und einer Million Menschen, weil der Abfall liegen bleibt.
Durch herumliegenden Müll steigt das Risiko, sich mit Durchfall oder anderen Krankheiten anzustecken. Wenn die Erkrankungen nicht angemessen behandelt werden, können sie tödlich enden.
60 Doppeldecker-Busladungen Plastikmüll pro Minute
Ein besonderes Problem ist dabei Plastikmüll, weil sich Kunststoff, wenn überhaupt, nur langsam zersetzt. Wird er nicht verwertet oder entsorgt, kann er sich jahrzehntelang in den Straßen und der Umwelt sammeln.
Was das Ganze verschlimmert: Viele Länder im globalen Süden müssen nicht nur mit ihrem selbst produzierten Plastikmüll zurechtkommen, sondern auch mit dem von Industrieländern. Deutschland beispielsweise schickt jedes Jahr gut eine Millionen Tonnen Plastikmüll in andere Länder – aktuell vor allem nach Südostasien oder Indien. Neben den USA, Japan und Großbritannien zählt Deutschland zu den größten Exporteuren von Plastikmüll weltweit. Laut dem Tearful-Bericht werden in Ländern des globalen Südens pro Minute 60 Doppeldecker-Busladungen Plastikmüll abgeladen oder verbrannt.
Ungerechte Verteilung
Der viele Plastikmüll verschärft die Müll-Situation auf mehreren Ebenen:
- Plastik verstopft Wasserläufe und verursacht Überschwemmungen. Dadurch verbreiten sich wasserbürtige Krankheiten.
- Verschmutzter Plastikmüll ist ein idealer Brutplatz für Fliegen, Mücken und Schädlinge. Fliegen können Krankheiten wie Typhus und Tuberkulose übertragen, Mücken Malaria.
- In vielen Gegenden verbrennen die Menschen Plastikmüll, um ihn loszuwerden. Dabei gelangen giftige Dämpfe in die Luft. Diese können unter anderem Haut- und Augenkrankheiten, Atemwegserkrankungen oder Krebs verursachen.
- Immer wieder passieren in inoffiziellen Mülldeponien Unfälle, bei denen Menschen sterben.
Bei Plastik besteht ein ähnliches Ungleichgewicht, wie wir es schon vom Klimawandel kennen: Es sind vor allem internationale Großkonzerne in industriellen Ländern, die Plastik produzieren und in der Welt verbreiten. Mit den Konsequenzen müssen die Menschen in ärmeren Ländern leben.
Weniger Plastik produzieren – und weniger Plastikmüll exportieren
„Dieser Bericht ist einer der ersten, der aufzeigt, wie sich Plastikmüll nicht nur auf die Tierwelt, sondern auch auf die ärmsten Menschen der Welt auswirkt“, schreibt der britische Naturforscher David Attenborough im Vorwort der Tearful-Analyse.
Aus den Erkenntnissen des Berichts hat die Hilfsorganisation einige Forderungen formuliert, die sich an Konzerne, Regierungen und den einzelnen Verbraucher richten. Dazu gehört:
- Unternehmen sollen jegliches Einwegplastik recyceln, das sie in Länder des globalen Südens verkaufen.
- Regierungen sollen weniger Müll in solche Länder schicken. Wenn sie Müll exportieren, muss gewährleistet sein, dass er richtig verwertet werden kann.
- Verbraucher:innen sollen Druck auf Unternehmen und Politiker ausüben und ihren eigenen Verbrauch von Einwegplastik reduzieren.
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