Die Blutgruppendiät beruht auf der Annahme, dass Menschen je nach ihrer Blutgruppe unterschiedliche Lebensmittel vertragen. Die Idee klingt interessant – aber gibt es wissenschaftliche Belege, dass die Blutgruppendiät funktioniert?
In den 1990er Jahren erfand der amerikanische Naturheilkundler Peter J. D’Adamo die Blutgruppendiät. Sie beruht auf der Annahme, dass unsere Blutgruppe entscheidend dafür ist, welche Lebensmittel wir besser vertragen und welche schlechter. Wie könnte das funktionieren?
Die vier Blutgruppen 0, A, B und AB unterscheiden sich dadurch, dass auf den roten Blutkörperchen unterschiedliche Antigene sitzen. Laut D’Adamo koppeln bestimmte Eiweißstoffe aus Lebensmitteln, die Lektine, an unterschiedliche Antigene, wodurch das Blut „verklumpt“. Dadurch soll das Risiko für viele Krankheiten steigen.
Die Blutgruppendiät beinhaltet also, dass du solche Lebensmittel meidest, deren Lektine an die Antigene in deinem Blut koppeln. Dadurch sollst du gesünder und schlanker werden.
Blutgruppendiät: Welche Lebensmittel für welche Blutgruppe?
Laut der Blutgruppendiät verträgst du die Lebensmittel am besten, die deine Vorfahren gegessen haben, als die jeweilige Blutgruppe entstand. Daraus ergibt sich nach der Blutgruppendiät diese Liste:
- Blutgruppe 0: Diese Blutgruppe ist laut D’Adamo in der Steinzeit entstanden, als die Menschen als Jäger und Sammler lebten. Dementsprechend sollst du viel rotes Fleisch und Fisch essen, außerdem viel Obst und Gemüse. Getreide, Hülsenfrüchte und Milchprodukte sollst du dagegen meiden. Diese Ernährungsweise ähnelt somit einer eiweißreichen und kohlenhydratarmen (also low-carb) Paleo-Diät beziehungsweise einer ketogenen Ernährung.
- Blutgruppe A: Als die Menschen sesshaft wurden und begannen, Getreide und andere Nutzpflanzen anzubauen, soll diese Blutgruppe entstanden sein. Das heißt, du ernährst dich zum größten Teil vegan, hin und wieder sind auch Meeresfrüchte erlaubt.
- Blutgruppe B: Die Blutgruppe B soll bei den Nomadenvölkern Asiens entstanden sein. Dementsprechend stehen auf deinem Speiseplan vor allem Fleisch, Milchprodukte, Obst und Gemüse.
- Blutgruppe AB: Deine Ernährung entspricht einer ausgewogenen Mischkost.
Die Einteilungen nach D’Adamo sind teilweise noch wesentlich feiner, zum Beispiel sind bei der einen Blutgruppe diese, bei der anderen jene Fischsorten erlaubt.
Wirkt die Blutgruppendiät? Der Stand der Forschung
Es gibt bereits einige wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen, dass die Blutgruppendiät nicht sinnvoll ist:
- Eine Studie aus dem Jahr 2014 hat die Wirksamkeit der Blutgruppendiät untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass verschiedene Blutgruppen mit durchschnittlich unterschiedlichen Werten in beispielsweise Taillenweite und Blutdruck assoziiert sind. Jedoch hat sich der Untersuchung zufolge an diesen Werten nichts geändert, wenn sich die Teilnehmer:innen „passend“ zu ihrer Blutgruppe ernährt haben.
- Wissenschaftler:innen vom belgischen Roten Kreuz haben 2013 schon in einer systematischen Überblicksstudie nach Quellen gesucht, die belegen, dass die Diät wirkt. Sie haben keine einzige aussagekräftige Studie gefunden.
- Dieses Review hat auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) dazu veranlasst, in einer Pressemeldung zu schreiben, die Blutgruppendiät entbehre jeder wissenschaftlichen Grundlage.
- Die University of Toronto hat 2014 sogar eine Studie veröffentlicht, die zu dem Schluss kommt, dass es keinerlei Zusammenhang zwischen deiner Gesundheit und deiner Ernährung gibt, der von deiner Blutgruppe abhängt.
Laut dem momentanen Stand der Forschung ist auch D’Adamos Theorie, wie die Blutgruppen entstanden sind, falsch. 2012 haben Wissenschaftler:innen die Genome verschiedener Primatenarten analysiert und daraus geschlussfolgert, dass Blutgruppen schon seit Millionen von Jahren existieren.
Gibt es also Belege, dass die Blutgruppendiät funktioniert? Nein – keine Publikation zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen deiner Ernährung und deiner Gesundheit aufgrund deiner Blutgruppe gibt.
Fazit: Interessant, aber nicht empfehlenswert
Abnehmen kannst du, wenn du dich nach der Blutgruppendiät richtest, vermutlich schon: Je nach Blutgruppe ist die Auswahl der Lebensmittel, die du essen kannst, sehr eingeschränkt. Das bedeutet, dass du die Blutgruppendiät nur schwer in den Alltag integrieren kannst und dich wahrscheinlich unausgewogen ernährst.
Deshalb raten Experten auch unabhängig von der wissenschaftlichen Lage davon ab, die Blutgruppendiät anzuwenden. Wenn du dich ausgewogen ernährst und hauptsächlich saisonales Gemüse und Obst sowie Hülsenfrüchte isst, versorgst du dich mit allen Nährstoffen, die dein Körper braucht.
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