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Bodenschutz: Das kann jeder Einzelne tun

Bodenschutz
Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos

Wir treten unseren Boden mit Füßen – wörtlich und im übertragenen Sinne. Dabei ist Bodenschutz essentiell, um unsere Ernährung zu sichern. Warum der Boden überhaupt bedroht ist und was du dagegen tun kannst, zeigen wir dir hier.

Warum braucht es Bodenschutz?

Der Boden ist eines unserer wichtigsten Güter: Er ist buchstäblich die Grundlage für unser Leben, speichert große Mengen an Kohlenstoff und dient als Wasserspeicher, Nährstoffspeicher, Puffer und Filter. Außerdem ist der Boden ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Lebewesen. Aber durch menschliche Eingriffe ist er zahlreichen Veränderungen unterlegen und seine für uns und alle Lebewesen wichtigen Funktionen sind bedroht:

  • Der Einsatz von schweren Traktoren und Landwirtschaftsmaschinen führt zur Verdichtung des Bodens. Das beeinträchtigt seine Fähigkeiten, Wasser zu speichern, zerstört die Bodenstruktur und vermindert den Sauerstoffgehalt.
  • Brachliegende Ackerflächen und der Anbau von Monokulturen verursachen eine Bodenerosion, also den Abtrag von Boden durch Wind und Niederschläge.
  • Durch die intensive Bewirtschaftung vieler Böden kommt es zu einem immensen Nährstoffverlust und Humusabtrag.
  • Über die Luft gelangen Schadstoffe aus dem Verkehr, der Industrie oder den Haushalten in den Boden. Besonders problematisch sind Schwermetalledie für viele Bodenlebewesen und Pflanzen sehr giftig sind.
  • Infolge der Klimakrise gibt es vielerorts weniger Niederschläge. Der Boden ist dadurch stärker davon bedroht, auszutrocknen. Im schlimmsten Fall versalzt der Boden: Das geschieht dann, wenn das Wasser verdunstet und die im Wasser enthaltenen Salze an der Oberfläche zurückbleiben, so Spektrum.
  • Die Forstwirtschaft, die leider zu häufig noch auf schnellwachsende Nadelbäume setzt, sorgt so für eine Bodenversauerung.
  • Der Bau von Straßen, von Häusern und von Industrieanlagen sorgt dafür, das immer mehr Boden versiegelt wird. Der Boden ist dann nicht mehr wasserdurchlässig und kann auch nicht mehr atmen. Er stirbt normalerweise ab.

All diese Bedrohungen für unseren Boden kommen durch eine falsche Bewirtschaftung oder andere menschliche Einflüsse zustande. Sie führen zu einem massiven Verlust der wichtigen Funktionen des Bodens, die dann wiederum auch zahlreiche Auswirkungen auf unsere Umwelt und uns selbst haben. Wird die Filter- und Pufferfunktion des Bodens beeinträchtigt, beispielsweise durch Bodenverdichtung, gelangen Schadstoffe schneller ins Grundwasser und gefährden auch unsere Trinkwasserversorgung. Durch den Nährstoffverlust und die Bodenerosion fallen Ernteerträge immer spärlicher aus. Auf Dauer ist also die Ernährungssicherheit der Menschheit gefährdet. Daher müssen wir achtsamer mit unserem Boden umgehen und ihn schützen.

Wer schützt den Boden bereits?

Baummonokulturen und Kahlschlag tragen nicht zum Bodenschutz bei.
Baummonokulturen und Kahlschlag tragen nicht zum Bodenschutz bei. (Foto: CC0 / Pixabay / HansLinde)

Grundlage für den Bodenschutz in Deutschland ist das Bundesbodenschutzgesetz. Ziel des Gesetzes ist es, die Bodenfunktionen langfristig zu sichern, Gefahren für den Boden abzuwenden und schädliche Bodenveränderungen wieder zu sanieren. Daneben gibt es noch Gesetze mit spezifischeren Regelungen, die dem Bodenschutz dienen: Zum Beispiel das Düngemittelrecht oder das Baugesetz. Wo ungeregelte Lücken in diesen Gesetzeswerken bestehen, tritt das Bundesbodenschutzrecht in Kraft.

Ein wichtiger Grundsatz für den Bodenschutz ist die Vorsorge: Entstandene Schäden am Boden lassen sich nur schwer wieder beseitigen. Daher ist es wichtig darauf zu achten, dass sie gar nicht erst entstehen.

Die Aufgabe des Bodenschutzes kann nicht von einzelnen Akteuren getragen werden. Das Umweltbundesamt benennt viele verschiedene Gruppen, die daran bereits mitwirken und mitwirken müssen:

  • Land– und Forstwirte müssen bei der Bewirtschaftung auf eine nachhaltige Bepflanzung achten. Für Wälder heißt das: Eine möglichst große Vielfalt anbauen anstelle von Fichten-Monokulturen, in der Landwirtschaft können Landwirte durch Gründüngung den Boden verbessern, die den Boden befestigt, mit ihrem Wurzelwerk durchlüftet und Humus- und Nährstoffgehalt verbessert.
  • Altlastensanierer sind zuständig dafür, Konzepte zu entwickeln und umzusetzen, wie Schadstoffe aus dem Boden wieder entfernt werden können. Über die Altlastensanierung enthält das Bundesbodenschutzgesetz einige Regelungen.
  • Raumplaner sollten bei der Planung darauf achten, dass mit der Ressource Boden sparsam umgegangen wird.
  • Gewerbeaufsichtsbeamte sollten bei der Erteilung von Baugenehmigungen auch stets den Boden und damit einhergehenden Schutz im Fokus haben.
  • In Schulen und Kindergärten kann das Thema Boden und seine Bedeutung greifbar und anschaulich gemacht werden, um Kinder und Jugendliche dafür zu sensibilisieren.
  • Forschungseinrichtungen und -projekte auf kommunaler, Landes-, Bundes- oder europäischer Ebene widmen sich der Aufgabe, den Boden genauer zu erforschen und Richtlinien zu seinem Schutz zu erarbeiten.
  • NGOs und Umweltschutzorganisationen geben dem Thema eine Präsenz in der Öffentlichkeit und treten für den Schutz und die Rechte des Bodens ein.

Nicht immer sind sich allerdings alle einig, wie der Boden zu schützen ist. Nur allzu häufig stehen die natürlichen Bodenfunktionen als beispielsweise artenreicher Lebensraum im Konflikt mit den Nutzungsinteressen von Landwirten.

Was kannst du als Konsument für den Bodenschutz tun?

Dein bodenfreundlicher Einkauf: Möglichst fleischarm, bio und regional-saisonal.
Dein bodenfreundlicher Einkauf: Möglichst fleischarm, bio und regional-saisonal. (Foto: CC0 / Pixabay / tinajedlicka)

Aber nicht nur Landwirte, Raumplaner oder Gewerbeaufsichtsbeamte können dazu beitragen, dass unser Boden geschützt wird und seine Funktionen erhalten bleiben. Das Umweltbundesamt hat dafür eigens ein Handbuch mit dem Titel „Boden schützen leicht gemacht“ herausgebracht, in dem du wertvolle Tipps für den Alltag bekommst:

  • Für deinen Einkauf empfiehlt das Umweltbundesamt einen möglichst regional-saisonalen, biologischen und fleischarmen Einkauf. So trägst du zum Verzicht auf lange, schadstoffintensive Transportwege, den Einsatz von künstlichen Düngemitteln und Pestiziden und den großen Flächenverbrauch durch den Futtermittelanbau bei.
  • Biodynamische Landwirtschaft wie Demeter-Anbau geht sogar noch einen Schritt weiter, hier werden die Bodenfunktionen erhalten und verbessert durch den Wechsel der angebauten Kulturen.
  • Achte bei der Entsorgung von Batterien und Akkus, Lack- und Farbresten, Ölen beim Ölwechsel am Auto, bei Plastikmüll etc. darauf, alles fachgerecht zu entsorgen – so kann es schon mal nicht in der Umwelt und damit im Boden landen.
  • Verwende beim Streichen von Wänden und dem Lackieren von Holz oder Ähnlichem umweltfreundliche, schadstoffarme und biozidfreie Farben und Lacke. Ein erster guter Anhaltspunkt hierfür kann für dich das Umwelt Siegel Blauer Engel sein.
  • Verwende im Winter lieber Sand oder Split anstelle von Streusalz.

Wie kannst du deinen Boden im Garten schützen?

Wer einen eigenen Garten hat, kann auch bei dessen Gestaltung etwas für den Bodenschutz tun. Deine Pflanzen, Regenwürmer und andere Insekten werden es dir danken. Viele Tipps bietet zum Beispiel der WWF oder das Umweltbundesamt im oben angesprochenen kostenfreien Handbuch:

  • Mit deinen Gartenabfällen und Küchenabfällen kannst du einen fruchtbaren Kompost herstellen, der deine Beete und Pflanzen gut mit Nährstoffen versorgt. Aber Achtung: Mit Pestiziden behandelte Obst- oder Gemüseabfälle solltest du besser nicht kompostieren.
  • Beim Kauf von Erde solltest du darauf achten, torffreie Erde zu kaufen: Denn der Torfabbau zerstört weltweit unsere Moore, die ihrerseits einen wichtigen Lebensraum und Kohlenstoffspeicher bilden.
  • Achte darauf, dass deine Beete ganzjährig bedeckt sind. An kahlen Stellen oder zu kahlen Jahreszeiten kannst du mit Mulch nachhelfen. Dadurch bewahrst du deinen Boden vor dem Austrocknen.
  • Achte darauf, die richtigen Pflanzen für die richtigen Standortbedingungen auszusuchen und sorge für eine Abwechslung beim Pflanzen, damit der Boden nicht einseitig ausgelaugt wird. Das kannst du zum Beispiel durch Mischkulturen oder Fruchtwechsel erreichen.
  • Verzichte auf den Einsatz von schweren Gartengeräten, die den Boden verdichten, sondern arbeite lieber mit Harke und Besen. Laubbläser produzieren Abgase und töten Kleinstlebewesen im Boden, so das Umweltbundesamt.
  • Versiegle so wenig Flächen wie möglich und entsiegle bebaute Flächen. Achte beim Bau auch darauf, wasser- und luftdurchlässige Bodenbeläge zu verwenden.
  • Dünge deine Pflanzen mit einer natürlichen GründüngungDabei werden Pflanzen angebaut, die anschließend im Boden untergepflügt werden und somit den Boden wieder mit Nährstoffen versorgen. Bei Gründüngungen gibt es auch welche, die besonders bienenfreundlich sind.
  • Entferne Unkräuter mit der Hand und verzichte auf den Einsatz von Pestiziden.
  • Zur Bekämpfung von Schädlingen gibt es eine Reihe von natürlichen Mitteln, die künstliche Pflanzenschutzmittel überflüssig machen. Der WWF empfielt zum Beispiel Kapuzinerkresse gegen Blattläuse, Lavendel gegen Ameisen und Thymian und Knoblauch gegen Schnecken.
  • Wer auf Laubbläser, Häcksler und Co. verzichtet und stattdessen öfter Besen, Rechen oder Astschere einsetzt, der vermeidet nicht nur den Ausstoß von Stickoxiden und viel Lärm, sondern spart auch noch Energie.

Das kannst du beim Bau für den Boden tun

Raupenbagger verteilen ihr Gewicht und belasten den Boden so gleichmäßiger.
Raupenbagger verteilen ihr Gewicht und belasten den Boden so gleichmäßiger. (Foto: CC0 / Pixabay / Didgeman)

Der Neubau eines Hauses bedeutet in der Regel einen massiven Eingriff und eine starke Veränderung des Bodens. Dennoch gibt es auch hier einige Maßnahmen, die du beachten kannst, um den Bau möglichst bodenfreundlich zu gestalten:

  • Eine bodenschützende Bebauung fängt bei der Planung an. Erkundige dich im Vorfeld nach dem Boden deines Grundstücks, ob eventuell Altlasten vorliegen und wie der Wasserhaushalt des Grundstücks ist – liegt es zum Beispiel in einem Überschwemmungsgebiet, neigt der Boden zu Staunässe?
  • Wie viel Boden musst du versiegeln? Wo gibt es auch andere Möglichkeiten?
  • Plane flexible Zeiten ein, sodass bei starker Nässe auch mal eine Pause eingelegt werden kann.
  • Halte den Bodenabtrag so gering wie möglich und achte auf eine fachgerechte Auffüllung des Bodens.
  • Beim Einsatz von Baufahrzeugen solltest du möglichst leichte Fahrzeuge verwenden und außerdem lieber Raupen– statt Radfahrzeuge wählen. So verteilt sich das Gewicht auf mehr Fläche und das Risiko einer starken Bodenverdichtung verringert sich. Bodenverdichtung erschwert das Pflanzenwachstum, führt zu Staunässe und mangelnder Belüftung.
  • Eine Bearbeitung des Bodens bei Nässe führt ebenfalls zu einer stärkeren Bodenverdichtung.
  • Achte darauf, dass kein Bauschutt oder andere Materialien nach dem Bau im Boden verbleiben.
  • Während des Baus sollten so wenig Flächen wie nötig befahren werden und die Eingriffsfläche begrenzt bleiben. Bestimme Tabuflächen, die beim Bau nicht befahren werden sollen.
  • Für Bagger gibt es auch Baggermatten, die einen Schutz gegen Verdichtung bieten sollen.

Genauere Informationen zu diesen und weiteren Tipps findest du auf den Seiten des Bundesverbands Boden und des Umweltbundesamts.

Bodenschutz gleich Klimaschutz

Das Boden nicht nur ein Hinterhof- bzw. Hintergartenthema ist, hat 2019 auch das Agrar- und Klimacamp „Free the Soil“ gezeigt, das sich mit Klimaaktivismus gegen die massiven Auswirkungen von industrieller Landwirtschaft einsetzt. Im Fokus steht dabei die Düngemittelindustrie, die mit ihren künstlichen Düngemitteln stark zur Klimakrise beiträgt.

Auch vielen Umweltschutzorganisationen ist das Thema Bodenschutz wichtig, denn sie haben ebenfalls erkannt: Der Schutz unseres Bodens ist eng mit dem Schutz unseres Klimas verwoben. Der Einsatz für eine klimaverträgliche Landwirtschaft ist daher ein essenzieller Baustein im Kampf gegen die Klimakrise. Zehn Tonnen fruchtbarer Boden geht jährlich durch die Landwirtschaft verloren – wertvoller, gebundener Kohlenstoff, so der WWF. Der damit eingehende Nährstoffverlust wird dann durch den intensiven von stickstoffhaltigen Düngern ausgeglichen, was wiederum zur klimaschädlichen Emission von Lachgas führt.

In einer nachhaltigen Landwirtschaft liegt viel Potenzial, klimaschädliches Kohlenstoffdioxid im Boden zu binden, statt weitere klimaschädliche Gase auszustoßen. Das zeigt: Ein weitreichender Bodenschutz hat auch das Potenzial für einen weitreichenden Klimaschutz.

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