Desertifikation ist die Verwüstung von Trockengebieten und eines der drängendsten Probleme unserer Zeit: Denn dies hat Konsequenzen für Mensch und Natur. Hier zeigen wir die Ursachen für Desertifikation und was du dagegen tun kannst.
Was bedeutet Desertifikation?
„Wüst machen“ oder „verwüsten“– so wird der Ursprung des Wortes „Desertifikation“ übersetzt. Desertifikation hat an sich aber nichts mit dem Ökosystem der Wüste zu tun. Der Begriff beschreibt stattdessen eine spezielle Form der Landveränderung in Trockengebieten durch klimatische und menschliche Einflüsse. Die Resultate werden deshalb auch als „man made deserts“ bezeichnet.
Desertifikation ist ein Prozess, bei dem der Mensch durch eine zu intensive Nutzung den Boden, das Wasser und die Vegetation in trockenen Gegenden zerstört. Im Gegensatz zu natürlichen Dürreperioden liegen bei der Desertifikation die Ursachen im menschlichen Handeln in Kombination mit klimatischen Bedingungen.
Wie akut ist Desertifikation?
Weltweit machen Trockengebiete 40 Prozent der Landfläche aus. Gleichzeitig sind sie Lebensraum und Existenzgrundlage für einen Großteil der Weltbevölkerung. Umso bedrohlicher ist, dass in schätzungsweise 70 Prozent aller Trockengebiete bereits Desertifikationserscheinungen erkennbar sind.
Die Tendenz zur Desertifikation ist steigend. Schätzungen zufolge kommen jährlich 70.000 Quadratkilometer an von Menschen gemachte Wüste hinzu.
Ursachen von Desertifikation
Der Mensch als Ursache: Desertifizierte Regionen sind von extremen Bevölkerungsanstiegen gekennzeichnet, die das Ökosystem sehr stark belasten. Weide-, Forst- und Landwirtschaft wird bis an ihre Grenzen betrieben, um die die Bevölkerung zu versorgen. Dabei kommt es zu…
- …Überweidung von Flächen: Dabei wird zu viel Vieh auf zu kleiner Fläche gehalten. Das Vieh frisst alle Weidepflanzen, wodurch der Boden seine schützende Pflanzenschicht verliert und zunehmend aufgelockert wird. Es kommt schließlich zur Erosion, der Abtragung von Bodenmaterial, wodurch die Anpflanzung neuer Vegetation erschwert wird.
- …Bodenmisswirtschaft: Böden werden dauergenutzt ohne Regenerationspausen (vekürzte Brachezeit), Verwendung von Anbautechniken, die Erosion begünstigen und mangelhafte Bewässerungstechniken, die eine Versalzung des Bodens fördern.
- …Abholzung von Wäldern: Der Baumbestand wird stark verringert, um Flächen für Industrie, Landwirtschaft oder Wohnflächen zu schaffen und um genügend Brenn- und Baumaterial aus Holz zu gewinnen. Dadurch entstehen kahle, verödete Flächen, denn die fruchtbaren Bodenschichten werden zusammen mit dem Wurzelwerk der Bäume und anderer Vegetation abgetragen.
- …extremer Wasserverbrauch: Wasserressourcen werden in bedenklichem Maß zur Versorgung der wachsenden Bevölkerung und der Viehbestände, zur landwirtschaftlichen Bewässerung und für den Ausbau und die Aufrechterhaltung des Tourismus benötigt und aufgebraucht.
Klimawandel als Ursache: Desertifikation tritt vermehrt in trockenen Klimazonen auf. Durch den Klimawandel werden die ohnehin ungünstigen Bedingungen vor Ort noch verstärkt. Da es ohnehin wenig regnet und durch die starke Verdunstung von Bodenfeuchtigkeit wird die Wüstenbildung verstärkt. Dürreperioden sind in trockenen Gebieten Alltag, doch wenn darauf keine regenreiche Zeit folgt, sondern weitere Dürren, beginnt die Versteppung. Diese begünstigt eine Entwicklung hin zur Desertifikation.
Folgen der Desertifikation
Desertifikation hat bedrohliche Konsequenzen für die Umwelt und die Menschen, unter anderem…
- …die Gefährdung des Ökosystems: Der Boden verändert seine biologische Produktivität in hohem Maße. Hinzu kommt, dass die Biodiversität abnimmt, denn Überweidung und Abholzung führen zur Zerstörung der Vegetation und damit auch des Lebensraums einheimischer Tiere und Insekten.
- …die Gefährdung menschlicher Existenzgrundlagen: Desertifikation macht den Boden für lange Zeit unfruchtbar, wodurch wertvolle Ackerflächen schrumpfen. Für Menschen, die von der Landwirtschaft leben, bedeutet dies wirtschaftliche Verluste bis hin zur Gefährdung ihrer Lebensgrundlage. Aktuell sind bis zu zwei Milliarden Menschen aufgrund von Desertifikation direkt oder indirekt gefährdet. Besonders betroffen sind die ländlichen Bevölkerungen in Schwellenländern, die mit einer Verschlimmerung von Armut und Mangelnernährung rechnen müssen.
- …die steigende Gefahr sozioökonomischer Konflikte und Probleme: Mit wachsender Armut und schwindender Ernährungssicherheit gehen auch soziale Konflikte einher. Der Kampf um Ressourcen befeuert Ungleichheit zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und -schichten. Die Arbeitslosigkeit steigt, da landwirtschaftliche Arbeiter nicht mehr gebraucht werden. Abwanderung in die Städte ist die Folge, wo bezahlbarer Wohnraum und freie Arbeitsplätze knapp werden und sich Slums bilden können.
Auch Europa betrifft Desertifikation
Schwellen- und Entwicklungsländern sind von der Desertifikation am stärksten betroffen. Doch Desertifikation entwickelt sich zu einem globalen Problem:
Europäische Gebiete sind betroffen: Landdegradierung gibt es auch in Teilen Osteuropas und des Mittelmeerraums. So ist beispielsweise Spanien stark betroffen. Ursache dafür sind nicht nur klimabedingte Faktoren wie vermehrte Dürreperioden und geringere Niederschlagsraten, sondern vor allem auch der Bauboom in der Tourismusbranche.
Europas Importe: Andererseits betrifft uns Desertifikation auch, weil Europa Rohstoffe und Nahrungsmittel aus den betroffenen Ländern bezieht. Europäische Importe erhöhen den Druck auf die Landwirtschaft betroffener Länder, ausreichend Erträge zu bringen, mit denen sowohl die wachsende Bevölkerung vor Ort versorgt als auch die Nachfrage aus westlichen Industrieländern erfüllt werden können. Um das zu erreichen, werden Ressourcen weiter ausgeschöpft und Desertifikation so vorangetrieben.
Maßnahmen gegen Desertifikation
Verwüstung ist ein menschengemachtes Problem, es liegt also auch am Menschen, aktiv dagegen vorzugehen:
- Die effektivste Gegenmaßnahme ist das Umschwenken auf eine nachhaltigere Bodennutzung und schonenderen Ressourcenumgang. Dazu gehört zum Beispiel Wiederaufforstung. Denn mehr Bäume und Vegetation bedeuten nicht nur mehr Wurzelwerk, das die oberen Bodenschichten vor Erosion schützt, sondern auch die Wiederherstellung eines funktionierenden Ökosystems.
- Auch an die lokalen Bedingungen angepasste Anbaumethoden sind eine wichtige Gegenmaßnahme. Der Anbau in Terrassenform oder mithilfe von Steinwällen und Hecken verhindert, dass sich die oberen fruchtbaren Erdschichten durch Wind und Regen abtragen.
- Auch wir in Deutschland können durch bewussten Konsum einen kleinen Beitrag zur Bekämpfung von Desertifikation leisten, indem wir die Herstellung vieler Rohstoffe hinterfragen, die enorme Ressourcen verbrauchen und den Nutzungsdruck auf die Landwirtschaft erhöhen.
- Baumwolle beispielsweise benötigt große Mengen an Wasser. Deswegen wurde das Wasser aus dem Aralsee zwischen Usbekistan und Kasachstan jahrzehntelang zum Bewässern riesiger Baumwollfelder verwendet. Heute ist der Aralsee (früher der viertgrößte Binnensee der Welt) fast komplett ausgetrocknet. Du kannst aktiv Ressourcen schonen, indem du deine Kleidung so lange wie möglich trägst oder secondhand kaufst.
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