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Überweidung: Entstehung und was es für Ökosysteme bedeutet

Überweidung
Foto: CC0/pixabay/Leamsii

Die Überweidung ist ein vom Menschen verursachtes Umweltproblem, dessen Folgen er auch zu spüren bekommt. Welche das sind und was du selbst gegen Überweidung tun kannst, liest du hier.

Der Fachbegriff „Überweidung“ bedeutet vereinfacht, dass Tiere ihre Weide buchstäblich kahl fressen. Wie das Wissensmagazin Spektrum erklärt, hat Überweidung hauptsächlich zwei Ursachen:

  1. Es sind zu viele Tiere auf der Weide.
  2. Die Tiere grasen über einen zu langen Zeitraum am selben Ort.

In beiden Fällen reichen die Futterpflanzen für die Tiere nicht aus. Aufgrund des knappen Futters fressen sie daher gleich die jungen, nachwachsenden Triebe weg. Zusätzlich zertreten die Kühe, Schafe oder Ziegen mit ihren Hufen den Boden. Es bilden sich dort kahle Stellen. Besonders gefährdet ist der Boden rund um die Wasserstellen.

Spektrum berichtet weiter, dass Überweidung meist durch Nutztiere verursacht ist. Seltener sind weidende Wildtiere die Ursache.

Überweidung hat fatale Folgen für die Umwelt

Viehherden in der Mongolei verwandeln die Steppe in Wüste.
Viehherden in der Mongolei verwandeln die Steppe in Wüste.
(Foto: CC0/pixabay/Natalia_Kollegova)

Die Folgen von Überweidung greifen mitunter weit in das Ökosystem der Weidelandschaft ein. Das zieht ernste Folgen nach sich:

  • Veränderung der Vegetation – Die nährstoffreichen Futterpflanzen verschwinden, es bleiben oft nur noch die ungenießbaren Pflanzen zurück. Spektrum erläutert, dass dies Pflanzen mit geringem Futterwert sind, etwa giftige Sorten oder Arten, die sich mit Dornen wehren können.
  • Verlust der Artenvielfalt – Das Bundesministerium für Umwelt nennt Überweidung als eine der Ursachen, die das Artensterben vorantreiben.
  • Bodenzerstörung oder Bodendegradation – Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erklärt, dass Überweidung eine der Hauptursachen für die weltweite Bodendegradation ist. Sie macht insgesamt einen Anteil von 35 Prozent daran aus. Im Zug von Degradation verliert der Boden seine Humusschicht und bleibt als unfruchtbares Land zurück.
  • Desertifikation – Schreitet die Zerstörung weiter voran, entstehen trockene, wüstenartige Flächen. Das Bundesministerium für Entwicklung erläutert, dass Desertifikation als umfassender Begriff den Zustand des Bodens beschreibt. Dagegen bezieht sich der Begriff der Degradation mehr auf seine Fruchtbarkeit und Produktivität.

Die Auswirkungen von Überweidung spürt auch der Mensch

Überweidung führt zu kahlen Stellen und zerstört den Boden.
Überweidung führt zu kahlen Stellen und zerstört den Boden.
(Foto: CC0/pixabay/fietzfotos)

Überweidung und die dadurch ausgelöste Zerstörung von fruchtbaren Böden gefährden auch die Ernährung der Menschheit.

Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt die Problematik so: Um ausreichend Lebensmittel für die wachsende Weltbevölkerung zu produzieren, müsste eigentlich die landwirtschaftliche Fläche zunehmen oder aber noch mehr Ertrag bringen. Tatsächlich blieben in den letzten Jahren die nutzbaren Flächen in Summe etwa gleich. Im gleichen Tempo, in dem neue Flächen entstanden, gingen alte Nutzflächen verloren. Solange es also nicht gelingt, die Bodenzerstörung aufzuhalten, bleibt das Ziel – mehr Lebensmittel zu ernten – weitestgehend unerreicht.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung beziffert das Ausmaß der weltweiten Bodenzerstörung mit jährlich 10 Millionen Hektar. Die Ursachen dafür hat fast immer der Mensch zu verantworten. Hauptsächlich sind dies Überweidung und Versalzung der Böden sowie intensive Landwirtschaft.

Die Vereinten Nationen greifen diese Themen, die den Planeten und seine Bewohner:innen gefährden, in ihren 17 Nachhaltigkeitszielen auf. Diese Ziele, die auf Englisch 17-SDG-Goals heißen, verabschiedete die Staatengemeinschaft 2015 mit der Agenda 2030. Das 15. Ziel ist der Landfläche und dem Erhalt ihrer Fruchtbarkeit gewidmet.

Überweidung – ein Problem rund um den Globus

Auch auf Almweiden gibt es Anzeichen von Überweidung.
Auch auf Almweiden gibt es Anzeichen von Überweidung.
(Foto: CC0/pixabay/Pixel-Sepp)

Überweidung kann überall dort auftreten, wo viele Herdentiere auf begrenztem Raum zusammenkommen. Das kommt inzwischen überall auf der Welt vor – einige Beispiele:

  • Ostafrika und die Sahelzone – Die UN weist auf einen fatalen Zusammenhang in diesen Regionen hin. Die lokalen Bauern halten traditionell große Viehherden, um im Fall von Ernteausfällen durch Trockenheit eine Nahrungsalternative zu haben. Aufgrund von Überweidung trägt jedoch genau diese „Versicherung“ gegen Missernten mit zu dem Problem der unfruchtbaren Böden bei.
  • Mongolei – Eine Studie ermittelte, dass rund 70 Prozent der mongolischen Steppe bereits Wüste sind. Hauptsächlich ist für diese Entwicklung die Überweidung durch Millionen von Schafen und Ziegen verantwortlich.
  • Griechische Inseln – Eine Studie erläutert, dass die Viehwirtschaft auf den griechischen Inseln oft noch die Haupteinnahmequelle vieler Familien ist. Die Studie nennt die Überweidung und ihre Folgen eine soziale und ökologische Abwärtsspirale. Die intensive Nutzung der Weidefläche führt schließlich zum Verlust der Vegetation. Damit steht auch die Lebensgrundlage der Bewohner:innen auf dem Spiel.
  • Südtirol – Eine Studie entdeckte Anzeichen von Überweidung auf den Almweiden der Region Trentino.

Wie sieht es mit Überweidung in Deutschland aus?

Überweidung nennen Institutionen hier nicht als Grund, wenn es um den Verlust von fruchtbarem Boden geht. Das Umweltbundesamt weist auf die zunehmende Gefährdung durch Wassererosion hin. Vom Klimawandel verursachte starke Regenfälle und intensive Bearbeitung mit dem Pflug gefährden die Böden. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften nennt neben Wasser auch die Erosion durch Wind als Ursache.

    Überweidung: Was ist zu tun?

    Eine vegane Ernährung schützt unter anderem auch vor Überweidung.
    Eine vegane Ernährung schützt unter anderem auch vor Überweidung.
    (Foto: CC0/pixabay/LC-click)

    Überweidung ist ein Problem, dass durch Übernutzung von Weideflächen entsteht. Ein konsequentes Weidemanagement kann helfen, die Nutzung besser zu regulieren. Dabei sind die Anzahl der Tiere sowie die Nutzungs- und Ruhephasen genau festgelegt – angepasst an die Bedingungen des jeweiligen Standorts. Das Online-Handbuch der Almwirtschaft der Bayrischen Akademie für Naturschutz enthält zum Beispiel detaillierte Anweisungen für Weidemanagement.

    Der WWF fordert zur Verbesserung der Bodenqualität generell eine nachhaltige Landwirtschaft. Bei dieser Forderung ist auch die Tierhaltung mit einbezogen.

    Lies auch: Warum du bei Ziegenkäse genauer hinschauen solltest

    Diese Maßnahmen lösen jedoch noch nicht die sozialen Hintergründe, durch die es teilweise zu einer Übernutzung der Flächen kommt. Die UN sehen hier wichtige Ansatzpunkte für ihre Entwicklungsarbeit – unter anderem in dem genannten Beispiel aus Ostafrika. Die geplanten Entwicklungsmaßnahmen sollen den Bauern alternative Einnahmequelle eröffnen. So könnten sie ihre Herden verkleinern und trotzdem ihr gesichertes Auskommen haben.

    Auch du kannst im Alltag etwas gegen Überweidung unternehmen, indem du deine Ernährung überdenkst. Eine Ernährung mit mehr pflanzlichen Produkten bedeutet zugleich weniger Bedarf an Nutztieren. PETA ruft daher zu einem veganen Lebensstil auf, weil die wachsende Nachfrage für Fleisch und Milchprodukte zu einer Reihe von Umweltproblemen führt. Neben Klimaschäden durch die Treibhausgase, die die Tiere freisetzen, zählen dazu eben auch Überweidung und Bodenzerstörung.

    Viele Lebensmittel mit tierischem Ursprung kannst du durch pflanzliche Alternativen ersetzen:

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