Die „Garten-Therapie“ gab es in ihren Grundzügen schon im alten Ägypten – und auch heute noch kann uns Gärtnern dabei helfen, zufriedener und gelassener zu werden. Wir erklären dir, wie das gelingt.
Besonders während der Zeit der Corona-Lockdowns wurde für viele Gartenbesitzer:innen die eigene Grünfläche umso wichtiger – das hat eine Studie der Hochschule Geisenheim ergeben. Zudem waren befragte Garten-Besitzer:innen im Schnitt zufriedener als Menschen ohne Garten.
Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass Garten-Besitzer:innen im Schnitt wohlhabender sind. Doch das Comeback der Garten-Therapien lässt vermuten, dass Gärtnern tatsächlich glücklich macht und psychische Heilungsprozesse unterstützen kann. Im Garten zu arbeiten, kann wesentlich zum emotionalen Wohlbefinden beitragen. Auch die Internationale Gesellschaft Garten-Therapie verweist auf die positiven Wirkungsmöglichkeiten der gärtnerischen Beschäftigung. Wir nennen dir fünf Gründe dafür und geben dir Tipps, wie du auch ohne einen eigenen Garten glücklich werden kannst.
Tipp 1: Garten-Therapie dank Vitamin D
Die Befragung der Hochschule Geisenheim hat auch ergeben, dass Gartenbesitzer:innen im Schnitt doppelt so viel Zeit im Freien verbringen wie Menschen ohne Garten. Das macht Gärtner:innen noch nicht zwangsläufig glücklicher oder die Garten-Therapie zum Allheilmittel. Allerdings gibt es Hinweise für einen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und der psychischen Gesundheit: Bei depressiven Personen ist der Vitamin-D-Spiegel oft sehr niedrig. Ein erhöhter Vitamin-D-Spiegel kann offenbar Symptome der Depression lindern oder das Risiko reduzieren, an einer solchen zu erkranken.
Vitamin D produziert unser Körper überwiegend mithilfe von UV-B Strahlung aus dem Sonnenlicht. Um über ausreichend Vitamin D zu verfügen, sollten wir uns täglich im Freien aufhalten. Ein Garten bietet dafür eine gute Möglichkeit.
Tipp 2: Bewegung in der Garten-Therapie
Im Garten gibt es immer viel zu tun. Bei der Gartenarbeit beanspruchen wir unseren ganzen Körper auf vielfältige Weise – meistens nicht sehr stark, aber dafür über einen langen Zeitraum. Für Menschen, die sich im Alltag eher weniger bewegen, ist die Garten-Therapie deshalb ein guter Ausgleich. Zudem zeigen Studien, dass Bewegung die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden erhöht.
Tipp 3: Achtsamkeit und Entschleunigung
Der Garten lässt sich sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken – wir erfahren ihn mit allen Sinnen. Wissenschaftlich lässt sich vermutlich schwer ergründen, ob und wie Garten-Therapie dadurch glücklich macht. Die Erfahrung mit allen Sinnen erleichtert es jedoch, Achtsamkeit zu lernen und sich bewusst auf eine Sache zu konzentrieren.
Greife beispielsweise in die Erde. Du siehst ihre Farbe und dass sie mit Steinchen und Wurzeln durchsetzt ist. Du spürst sie kühl und feucht auf deiner Haut und riechst ihr tiefes Aroma. Währenddessen zwitschern um dich herum Vögel und Blätter rascheln im Wind.
Zusammen mit wiederholten einfachen Bewegungen (zum Beispiel beim Einpflanzen von Setzlingen) kann Gartenarbeit dadurch meditativ wirken. Zudem verlaufen Prozesse in der Pflanzenwelt eher langsam und wiederholen sich Jahr für Jahr. Auch das kann Gärtner:innen helfen, ihr Leben zu entschleunigen und Stress abzubauen.
Tipp 4: Garten-Therapie durch gute Bakterien
Im Boden leben zahlreiche Mikroorganismen. Darunter befindet sich auch das Mycobacterium vaccae, ein Bakterium, das den Serotonin-Spiegel zumindest bei Depressiven erhöht, zum Beispiel also bei einem Serotonin-Mangel. Du atmest es beispielsweise ein, wenn du in der Erde gräbst.
Tipp 5: Selbstwirksamkeit erleben
Gartenarbeit kann anstrengend sein – nicht nur körperlich: Manchmal ist die Natur unberechenbar. Der Wind knickt Blumen ab, Schnecken knabbern den Salat an und der Apfelbaum hat irgendeine Krankheit. Nicht alles im Garten gelingt beim ersten Versuch. Doch grade durch das Meistern dieser Herausforderungen kann die Garten-Therapie das Gefühl von Selbstwirksamkeit fördern. So bist du letztendlich stolz auf all die Dinge, die du in deinem Garten trotz Wind, Wetter oder Schädlingen selbst erschaffen hast: von schönen Blumen bis hin zu aromatischen Kräutern, Obst und Gemüse.
Tipp 6: Garten-Therapie ohne eigenen Garten
Du hast keinen eigenen Garten, willst aber trotzdem von den Vorteilen der Garten-Therapie profitieren? Kein Problem! Auch ohne einen eigenen Garten bietet die Natur dafür vielfältige Möglichkeiten:
- Für Pflanzen brauchst du keinen eigenen Garten. Viele gedeihen auch auf dem Balkon, auf einer Fensterbank oder sogar in einer schattigen Zimmerecke. Auf dem Balkon kannst du beispielsweise einen kleinen Kräutergarten anlegen oder Tomaten pflanzen. Und in der Wohnung sorgen pflegeleichte Zimmerpflanzen für Farbtupfer und ein besseres Raumklima.
- In vielen Gegenden kannst du einen Garten mieten. Vielleicht tust du dich mit Freund:innen zusammen, um einen Schrebergarten zu mieten? In vielen Städten gibt es außerdem Urban Gardening-Projekte, bei denen du mitwirken kannst.
- Gehe raus in die Natur und mache beispielsweise einen Waldspaziergang – in Japan ist das Waldbaden eine Therapieform. Du kannst in öffentlichen Grünanlagen zwar keiner Gartenarbeit nachgehen, aber die Natur mit allen Sinnen genießen, dich bewegen und deinen Vitamin-D-Speicher auffüllen.
- Du kannst Seed Bombs selber machen und sie, wo erlaubt, ausstreuen, um eine grüne Fläche mit mehr Artenvielfalt zu belegen.
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Überarbeitet von Laura Hintereder
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