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Green Economy: So lassen sich Wirtschaft und Ökologie verbinden

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Foto: CC0 / Pixabay / JuergenPM

Die „Green Economy“ will Klima- und Umweltschutz mit Wirtschaftswachstum verbinden. Es gibt viele interessante Ansätze dazu – aber auch Bedenken.

„Green Economy“, „Green New Deal“ oder auch „Green Growth“: Hinter all diesen Begriffen steckt der Grundgedanke, Umwelt und Klima zu schützen und gleichzeitig die Wirtschaftsleistung und den Wohlstand zu steigern.

Geprägt hat das Konzept vor allem das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), welches im Jahr 2008 eine Initiative – den „Green New Deal“ – startete. Dieser Deal sollte es Entwicklungsländern ermöglichen, eine grünere Wirtschaft mithilfe von finanzieller Unterstützung aufzubauen. „Green Economy“ hat aber noch viel mehr Facetten.

Aspekte einer „Green Economy“

Eine "Green Economy" braucht Alternativen zum Erdöl.
Eine „Green Economy“ braucht Alternativen zum Erdöl. (Foto: CC0 / Pixabay / drpepperscott230)

Es gibt viele Möglichkeiten, die Wirtschaft klima- und umweltfreundlicher zu gestalten. Im folgenden Abschnitt werden einige konkrete Ideen dazu vorgestellt. Hier geht es jedoch erst einmal um die grundlegenden Aspekte einer „Green Economy“:

  • Alle Bereiche der Wirtschaft – von der Rohstoffförderung bis zu fertigen Produkten im Handel – werden so effizient wie möglich gestaltet, um Ressourcen zu sparen und Treibhausgas– und Schadstoff-Emissionen zu reduzieren. Dazu gehört auch, dass so viel wie möglich recycelt wird. Deshalb ist der Begriff der „Kreislaufwirtschaft“ („Circular Economy„) eng mit der Idee einer „Green Economy“ verbunden. In einer Kreislaufwirtschaft werden so viele Materialien wie möglich im nächsten Produktionszyklus wiederverwertet, um Emissionen, Müll und den Rohstoffbedarf zu reduzieren.
  • Der Anteil erneuerbarer Rohstoffe und Energien wird erhöht. Erneuerbar sind zum Beispiel nachwachsende Rohstoffe wie Holz oder Energieträger wie Wasser, während die Quellen für Erdöl oder Erdgas endlich sind. In dem Zusammenhang wird auch davon gesprochen, von einer erdölbasierten auf eine biobasierte Wirtschaft umzusteigen. In unserer heutigen Wirtschaft ist Erdöl nicht nur Energieträger, sondern es dient als Rohstoff für Kunststoffe aller Art. In zahlreichen Forschungsprojekten wird daran gearbeitet, Erdöl durch andere Stoffe zu ersetzen, die auf nachwachsenden Rohstoffen basieren.
  • Steuern, Subventionen und Investitionen werden so ausgelegt, dass nachhaltige Projekte gefördert und umweltschädliches Verhalten sanktioniert werden. Ein Beispiel für letzteres wäre eine CO2-Steuer. Mit diesem Punkt ist auch die Idee verbunden, die Natur stärker als bisher für ihre „Dienstleistungen“ zu honorieren. Beispielsweise stellt uns die Natur Wasser zur Verfügung und Insekten, die unsere Nutzpflanzen bestäuben.
  • Ökosysteme sollen geschützt und die Artenvielfalt erhalten werden.

„Green Economy“: Zwei unterschiedliche Ansätze von UNEP und OECD

Die OECD will die Wirtschaft durch technische Innovationen effizienter machen.
Die OECD will die Wirtschaft durch technische Innovationen effizienter machen. (Foto: CC0 / Pixabay / felixioncool)

Zwei Organisationen haben den Begriff der „Green Economy“ besonders geprägt: Das UNEP und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Ansätze der beiden Institutionen sind allerdings unterschiedlich:

  • Das UNEP will eine grünere Wirtschaft vor allem erreichen, indem verstärkt in eine nachhaltige Landwirtschaft, erneuerbare Energien, Umwelt- und Klimaschutz sowie öffentliche Verkehrsmittel investiert wird – und weniger in Eigentum, Finanzgüter und fossile Rohstoffe. Mit dem UNEP ist auch die Idee verbunden, sogenannte „Ökosystemdienstleistungen“, also Dienstleistungen der Natur, zu bezahlen.
  • Die OECD steht vor allem für den Begriff „Green Growth“, also grünes Wachstum. Das bedeutet, dass die Wirtschaft wachsen soll, während gleichzeitig die Auswirkungen auf Umwelt und Klima konstant bleiben oder am besten zurückgehen – beide Prozesse sollen entkoppelt werden. Aus Sicht der OECD ist dies möglich, wenn die Effizienz der Wirtschaft maximiert wird, sodass möglichst wenig Ressourcen verbraucht und Schadstoffe emittiert werden. Dafür sorgen sollen Innovationen in den Unternehmen. Diese wiederum will die OECD anstoßen, indem Unternehmen stärker als bisher für ihre Umweltbelastungen wie zum Beispiel CO2-Emissionen zur Kasse gebeten werden. Man spricht davon, dass die „Externen Effekte“ der Unternehmen internalisiert werden sollen. Zusätzlich will die OECD, dass umweltschädliche Subventionen, wie beispielsweise für Kohle, abgeschafft werden. Die Organisation rechnet damit, dass bis 2030 durch Innovationen in der Wirtschaft und den Ausbau erneuerbarer Energien 20 Millionen Jobs weltweit geschaffen werden können.

„Green Economy“ Initiativen weltweit

Kalifornien investiert massiv in Solarenergie und gilt als Vorreiter in Sachen "Green Economy".
Kalifornien investiert massiv in Solarenergie und gilt als Vorreiter in Sachen „Green Economy“. (Foto: CC0 / Pixabay / andreas160578)

Auf dem Klimagipfel 2012 in Rio de Janeiro war „Green Economy“ eins der wichtigsten Themen. Viele Staaten starteten im Anschluss Initiativen, um ihre Wirtschaft grüner zu gestalten. In Deutschland investierte das Bundesministerium für Bildung und Forschung bis 2018 350 Millionen Euro in Forschungsprojekte, die aufzeigen sollen, wie die deutsche Wirtschaft grüner werden kann.

Die einzelnen Forschungsprojekte und Ziele findest du auf der „Green Economy“ Plattform des Ministeriums. Im Zuge dessen befasste sich das Umweltbundesamt in einem umfangreichen Gutachten von 2016 mit der Frage, wie sich eine grüne Wirtschaft verwirklichen lässt. Es analysierte dafür, welche Initiativen es bereits gibt. Hier sind ein paar Beispiele:

  • Die Schweiz setzt auf das Prinzip der Kreislaufwirtschaft, was auch daran liegt, dass das kleine Land stark von Rohstoffimporten abhängig ist.
  • In Japan sollen technologische Innovationen die Wirtschaft grüner machen.
  • Südkorea hat ein eigenes System für einen Emissionshandel eingeführt und investiert verstärkt in nachhaltig wirtschaftende Unternehmen. Gleichzeitig setzt der Staat jedoch auf Atomkraft als Energiequelle.
  • In den USA gibt es keine bundesweite Strategie für eine „Green Economy“. Stattdessen fungiert vor allem der Staat Kalifornien als Vorbild: Dort gibt es unter anderem Maßnahmen zum Wasserschutz, strenge Grenzwerte für Autoabgase und eigene Emissionszertifikate. Außerdem werden die erneuerbaren Energien, insbesondere die Solarenergie, massiv ausgebaut.

Nicht alles ist grün: Kritik am Prinzip der „Green Economy“

Staudämme können als Wasserkraftwerke genutzt werden – für ihren Bau müssen jedoch Ortschaften und Ökosysteme weichen.
Staudämme können als Wasserkraftwerke genutzt werden – für ihren Bau müssen jedoch Ortschaften und Ökosysteme weichen. (Foto: CC0 / Pixabay / saslonch)

Ist es wirklich möglich, die Wirtschaft umwelt- und klimafreundlicher zu machen, ohne auf das Wirtschaftswachstum zu verzichten? Einige Organisationen, wie zum Beispiel die Heinrich-Böll-Stiftung, haben daran ihre Zweifel.

Im Vorfeld des Rio-Gipfels verfasste die Stiftung einen kritischen Bericht zur Idee der „Green Economy“. Zu diesem Zeitpunkt waren vor es vor allem die Ansätze von UNEP und OECD, die die „Green Economy“ ausmachten. Das sind einige der Kritikpunkte der Stiftung:

  • In beiden Konzepten zur „Green Economy“ bleibt ein wichtiger Punkt außen vor: Wer kontrolliert sie und wer profitiert daran? Konkreter kann die Frage zu den „Ökosystemdienstleistungen“ gestellt werden: Wer bezahlt dafür und an wen? Die Heinrich-Böll-Stiftung sieht die Gefahr, dass zum Beispiel Trinkwasserressourcen zu einem lukrativen Spekulationsobjekt werden könnten, wenn in Zukunft ein höherer Preis für sie gezahlt werden muss. Hinzu kommt, dass viele intakte Ökosysteme momentan in Gebieten liegen, in denen indigene Stämme leben. Wer stellt sicher, dass diese nicht von Unternehmen oder Staaten vertrieben werden, um an das Ökokapital heranzukommen?
  • Die Gefahr, dass der Wandel zur „Green Economy“ vor allem von einigen wenigen mächtigen Akteuren gesteuert wird, sieht die Stiftung auch beim Wandel von einer erdölbasierten zu einer biobasierten Wirtschaft. Beispielsweise sind es einige wenige Unternehmen wie Monsanto, die den Anbau von (genetisch veränderten) Energiepflanzen wie Mais oder Raps kontrollieren – genau wie einen großen Teil der Nahrungsmittelproduktion.
  • Was Nachhaltigkeit so schwierig macht, ist, dass häufig verschiedene Interessen miteinander konkurrieren. Die Energiepflanzen sind ein gutes Beispiel: Aus ihnen kann vergleichsweise klimafreundlich Energie erzeugt werden. Gleichzeitig brauchen sie viel Platz und konkurrieren somit mit Nahrungsmitteln, aber auch mit Regenwäldern. Außerdem werden sie meist in Monokulturen angebaut und laugen dadurch den Boden aus. Die Energiegewinnung aus Biomasse ist also nur begrenzt ausbaufähig. Ein anderes Beispiel sind Staudämme. Sie sind auf der einen Seite mächtige Wasserkraftwerke. Auf der anderen Seite müssen für ihren Bau häufig Dörfer und sensible Ökosysteme weichen.
  • Die Wirtschaft kann nur effizienter werden, wenn Einsparungen an anderen Stellen nicht wieder zunichte gemacht werden. Zum Beispiel bringen effizientere Automotoren nichts, wenn sie in größere und schwerere Autos eingebaut werden oder die Menschen häufiger damit fahren. Solche „Rebound“-Effekte wurden bisher nur wenig erforscht. Bei der deutschen Initiative zur „Green Economy“ sind sie jedoch eines der Forschungsfelder.
  • Das Thema „Menschenrechte“ bleibt bei Gedanken zur „Green Economy“ meist außen vor.

Die Autoren des Berichts meinen, dass eine wirkliche „Green Economy“ nur realisiert werden kann, wenn es einen grundsätzlichen Wandel des Systems gibt. Und dazu gehört auch, dass die Wirtschaft nicht immer und überall wachsen kann – sonst drohen Rebound-Effekte und Interessenskonflikte. Stattdessen muss der bisher erreichte Wohlstand besser verteilt werden. Dafür ist es jedoch essentiell, dass alle Bevölkerungsgruppen am Wandel zu einer „Green Economy“ teilhaben.

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