Insektenhotel bauen: Bauanleitung und Tipps Von Melanie von Daake Kategorien: Umweltschutz Stand: 4. März 2022, 16:22 Uhr Foto: Melanie von Daake / Utopia Mit einem selbstgebautem Insektenhotel kannst du aktiv etwas gegen das Insektensterben tun. Mit etwas handwerklichem Geschick baust du mit dieser bebilderten Anleitung Wildbienen, Marienkäfern und Co. einen Unterschlupf. Wozu dient ein Insektenhotel? Wildbienen und andere Insekten finden immer weniger natürliche Rückzugsräume. (Foto: Melanie von Daake / Utopia) Der Menschen greift immer mehr in die Lebensräume der Insekten ein, etwa durch: Ausbau der Infrastruktur industrielle Landwirtschaft Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden Umweltverschmutzung durch Abgase und wachsendes Müllaufkommen Dadurch gibt es immer weniger Rückzugsräume für Insekten und immer kleiner werdende Populationen. Mit einem Insektenhotel kannst du einen Beitrag leisten, um den Insekten einen sicheren Raum zu bieten. Es dient verschiedenen Arten von Insekten als Nisthilfe oder als Überwinterungsmöglichkeit. Außerdem kannst du deinen Garten insektenfreundlich gestalten und bienenfreundliche Sträucher pflanzen. Insektenhotel – wichtige Tipps vor dem Bau Marienkäfer suchen sich im Herbst eine sichere Überwinterungsmöglichkeit. (Foto: CC0 / Pixabay / Myriams-Fotos) Ein Insektenhotel wird von den Tieren nur angenommen, wenn es richtig aufgebaut wird. Es gibt viele kleine Tipps, damit dein selbst gebautes Insektenhotel zum Nisten und Überwintern angenommen wird. Allgemein gilt, dass die Materialien: trocken und unbehandelt (keine giftigen Lacke oder Holzschutzmittel) sein sollten. Wie bei uns Menschen zählt auch bei Insekten die richtige Lage des Hotels: Insekten mögen es wettergeschützt, jedoch auch sonnig und warm zum Nisten. Sie benötigen eine freie Anflugschneise. Optimal ist daher eine süd-östliche oder süd-westliche Ausrichtung (je nach Wetterseite). Für die einzelnen Insektenarten in dem selbstgebauten Hotel gilt zusätzlich: 1. Wildbienen sind Hohlraumnister. Das heißt, sie legen ihre Brut in Hohlräumen ab, die sie dann verschließen. Um ihnen im Frühjahr einen geeigneten Nistplatz zu bieten, beachtest du am besten Folgendes: Holzblock als Nisthilfe: Wenn du Löcher in einen Holzblock bohren möchtest, nutze bitte trockenes, unbehandeltes Hartholz (z.B. Esche, Buche). Bitte nimm keine weichen oder nassen Hölzer, da die Gefahr von Splittern sonst groß ist. Diese könnten die Bienen verletzen, was zu ihrem Tod führt. Bohre nur ins Hartholz, nicht ins Hirnholz (wenn du die Jahresringe im Holz siehst), sonst könnten sich die Insekten verletzen. Bohre verschieden große Löcher in den Block, von vier bis acht Millimetern Durchmesser. So ist die Nisthilfe für verschiedene Wildbienenarten attraktiv. Die Löcher sollten nicht komplett durch den Holzblock gebohrt werden. Die Rückseite sollte verschlossen sein. Bambusstangen: Nutzt du Bambusstangen, gilt das Gleiche wie beim Holzblock. Nimm nur trockenen Bambus, auch hier besteht sonst Splittergefahr. Schleife die Bambusstangen an der Schnittfläche ab, wenn du sie kleiner schneidest. Nutze Bambusstangen, die unterschiedlich große Durchmesser haben. So gibst du verschiedenen Wildbienenarten die Möglichkeit einen Nistplatz zu finden. 2. Marienkäfer suchen sich im Herbst einen Unterschlupf zum Überwintern. In Gruppen schwärmen sie aus, um einen geeigneten Platz für den Winterschlaf zu finden. Daher sollte das Hotel für sie im Winter an einem wettergeschützten Ort stehen. 3. Florfliegen mögen die Farbe Rot. Sprichwörtlich fliegen sie so sehr auf diese Farbe, dass du das Kästchen für sie mit einem ungiftigen Lack/Farbe rot streichen kannst. Damit machst du den Kasten attraktiv für sie. Wie die Marienkäfer suchen sie ebenfalls im Herbst nach einer passenden Winterbleibe. 4. Für Schlupfwespengelten die gleichen Tipps wie für Wildbienen. Hinweis: Es gibt viele Wildbienenarten (z.B. Sandbienen), die im Erdboden nisten. Diese Arten benötigen extra Nisthilfen. Bauanleitung für ein Insektenhotel Die Bodenplatte versiehst du mit Winkeln. (Foto: Melanie von Daake / Utopia) Für den Bau deines eigenen Insektenhotels benötigst du folgendes Material: 1. Gehäuse: Bodenplatte 38,3×38,3×1,8cm 2 Seitenplatten 38,3×38,3×1,8cm Rückseite 35x30x2,8cm Dachplatte 8 Winkel (4 oben, 4 unten) 32 Schrauben 3,5x15mm 9 Schrauben 5x35mm 3 Schrauben 6x65mm 2. Innen: min. 4 Bambusstöcke (5-8mm Innendurchmesser) (z.B. aus dem Baumarkt) Baumwollwatte 4 Pappelholzplatten 25x15cm (du kannst auch andere dünne Holzplatten nutzen) Leiste 1,5cmx1,5cm Stärke, Gesamtlänge 50cm (2x25cm) Leiste 2cmx2cm Stärke, Gesamtlänge 61cm (2x16cm, 2×14,5cm) Holzbrettreste ungiftiger roter Lack Pinsel ca. 50 Nägel 1,2x20mm Schrauben 3,5x15mm Stroh Pfeifenreiniger Schleifpapier in Stärke 50 3. Holzblock: Holzblock aus Hartholz, unbehandelt 30x15x15cm (z.B. aus dem Baumarkt) 4-8mm Holzbohrer Stift Schleifpapier in Stärke 50 Pfeifenreiniger 4. Ständer: 4 schmale Bretter ca. 85cm lang 6 Schrauben 6x65mm 5. Werkzeug: Akkubohrer mit Holzbohrern in verschiedenen Größen (4mm bis 8mm) Holzsäge Schraubstock Hammer Handbohrer Tipp: Wenn du einen Vogelschutz machen willst, kannst du auch in einem Abstand von fünf Zentimetern ein Edelstahlgitter mit großen Löchern vor das Insektenhotel bohren. Hinweise: Wenn du unbehandeltes Hartholz und andere Materialien noch von anderen Projekten hast, nutze diese ruhig mit. Bei diesem Insektenhaus wurden z.B. saubere und unbehandelte „Holzabfälle“ mit verwertet. Die Größenangaben kannst du gegebenenfalls an dein bereits vorhandenes Material anpassen. Die Kosten für das Insektenhotel belaufen sich auf ca. 20 bis 50 Euro, je nachdem wieviel Material du bereits zuhause hast. Grundgerüst für das Insektenhotel bauen Mit Winkeln baust du das Gerüst auf und verstärkst es von außen mit Schrauben. (Foto: Melanie von Daake / Utopia) So fängst du an, das Gerüst für dein Insektenhotel zu bauen: Lege die Bodenplatte auf die Arbeitsfläche. Nimm vier Winkel und bringe sie mit den Schrauben an der Bodenplatte folgendermaßen an: Zwei Winkel an den beiden hinteren Ecken, zwei Winkel an der Vorderseite, 5cm von der Front nach hinten versetzt. Schraube als nächstes die Seitenteile an. Schau dabei, dass die Seitenteile später mit der Rückseite gut abschließen. In den oberen hinteren Ecken setzt du jeweils einen Winkel, so dass du damit die Seiten- und das Rückenteil verbinden kannst. Setze danach die Rückseite an. Die Seitenteile verbindest du mit der Rückwand ebenfalls noch von außen mit Schrauben. Lege nun die Dachplatte oben drauf und befestige sie von außen mit Schrauben. Holzblock als Nisthilfe für Wildbienen und Schlupfwespen Mit verschieden großen Holzbohrern (4-8mm) bohrst du die Gänge für Wildbienen und Schlupfwespen. (Foto: Melanie von Daake / Utopia) So verwandelst du einen trockenen Holzblock aus Hartholz in einen sicheren Nistplatz für Wildbienen und Schlupfwespen: Markiere den Holzblock mit einem Stift an den Stellen, an denen du die Löcher in das Längsholz bohren möchtest. Wichtiger Hinweis: Bitte nicht ins Hirnholz – die Stirnseite des Holzblocks mit den Jahresringen – bohren. Es besteht die Gefahr von Splitterbildung, wodurch die Flügel der Insekten verletzt werden können. Die Löcher kannst du, wie abgebildet, von groß nach klein (acht bis vier Millimeter) anbringen oder die verschiedenen Lochgrößen wild durcheinander ansetzen. Die Abstände zwischen den Löchern sollten drei Zentimeter in der Höhe und 2,5 Zentimetern in der Breite betragen. So reißen die einzelnen Gänge nicht ein. Bedenke beim Bohren, dass der Bohrer schnell heiß werden kann. Am besten bohrst du immer nur ein kleines Stück in das Holz, ziehst den Bohrer raus. Dann bohrst du wieder ein Stück weiter hinein in den Holzblock. Glätte nach dem Bohren die Öffnungen mit Schleifpapier. So vermeidest du Splitter. Reinige mit dem Pfeifenreiniger zusätzlich noch die Löcher und entferne etwaige Späne aus den Gängen. Bringe den fertig gebohrten Holzblock nun an der Unterseite des Gerüsts an. Dazu schraubst du ihn einen Zentimeter nach hinten versetzt (als Überstand) an die Unterseite des Gerüsts. Bohre die Schrauben von oben durch das Gerüst am hinteren Ende des Blocks hinein. Das geht problemlos, weil die Gänge „nur“ knapp neun bis 10 Zentimeter in den Holzblock hineingebohrt sind. Ständer für das Insektenhotel bauen Der Ständer für das Insektenhotel wurde upcycelt – von einer alten Kindertafel. Du kannst aber auch einfach zwei Bretter pro Seite im Winkel anschrauben. (Foto: Melanie von Daake / Utopia) Die Ständer für das Insektenhotel kannst du aus je zwei Brettern bauen, die du im 30 bis 40 Grad Winkel mittig von außen an dem Gerüst anschraubst. Die hier genutzten Bretter für die Ständer sind 85 Zentimeter lang und am unteren Ende leicht angewinkelt, so dass sie gerade auf dem Boden stehen. Hinweis: Der hier verwendete Ständer ist upcycelt von einer alten Kindertafel. Die Bretter waren bereits gestrichen – mit einem Öko-Lack. Anleitung für den Innenausbau des Insektenhotels Nach dem Anbringen des Holzblocks geht es an die Aufteilung der "Zimmer". (Foto: Melanie von Daake / Utopia) Wenn du das Gerüst und den Holzblock aufgebaut hast, geht es weiter mit dem Innenausbau des Insektenhotels – den Zimmern: Dazu baust du ein „T“ aus zwei Brettern mit den Maßen: unteres Brett: 16cm hoch, 25cm tief, 2cm dick oberes Brett: 29,8cm breit, 1cm Überstand nach vorn zum unteren Brett Nun hast du unten zwei Abteile, die je 14 Zentimeter breit sind. Diese beiden Abteile werden für Florfliegen und Marienkäfer ausgebaut. Damit das „T“ sicher steht, schraube zwei Leisten an die Innenwand des Gerüsts. Die Querplatte des „T“s sollte genau darauf sitzen. Nutze dazu die 1,5×1,5 cm großen Leisten. Darüber ist ein Regalboden entstanden, auf dem du mit verschieden großen Bambusstäben Wildbienen eine weitere Nistmöglichkeit bieten kannst. "Zimmer" für Marienkäfer und Florfliegen zum Überwintern Die "Zimmer" für Marienkäfer und Florfliegen (rot gemalt) füllst du mit Stroh aus. (Foto: Melanie von Daake / Utopia) Die beiden „Zimmer“ für die Florfliegen und Marienkäfer sind vom Aufbau gleich. Das Abteil für die Florfliegen streichst du mit einem ungiftigen Lack rot an. So baust du die „Zimmer“: Zersäge die 2cmx2cm großen Leisten in folgende Stücke: zwei mal 14,5cm lang (gehen an die Außenkante mit den Stützleisten für das „T“) zwei mal 16cm lang Markiere zwei Pappelplatten so, dass du fünf Zentimeter hohe Stücke absägen kannst. Schleife die Sägekanten gründlich ab. Nagel die Leisten und die Plattenzuschnitte zusammen. Die Leisten mit den Brettern werden vorne auf die 14 Zentimeter breiten Abteile gesteckt. Schau deshalb, dass du sehr genau arbeitest, sonst passen sie nicht. Zwischen den einzelnen Platten sollten ca. 0,5 Zentimeter Abstand sein, so dass die Marienkäfer und Florfliegen problemlos ein- und ausfliegen können. Streiche die Front für die Florfliegen mit Öko-Farbe rot an. Fülle die „Zimmer“ mit Stroh und stecke die Frontteile vorne auf. Insektenhotel: Das "Bambus Penthouse" bauen Das fertige Insektenhotel ist auf der wettergeschützten Seite (hier: Süd-Ost) ausgerichtet, hat eine offene Anflugschneise und viel Sonnenschein. (Foto: Melanie von Daake / Utopia) Im obersten „Zimmer“ kannst du Bambusstäbe unterbringen für Wildbienen und Schlupfwespen. Entweder füllst du das gesamte Abteil mit Bambusstöcke aus oder baust, wie wir, eine Verblendung. Säge Bambusstöcke auf eine Länge von 23 Zentimetern zu. Schau dabei, dass du – je nach Wuchs des Stockes – eine offene Seite und eine geschlossene Seite durch die Scheidennarben im Bambus erhältst. Glätte die Öffnungen mit Schleifpapier, so dass sie splitterfrei sind. Reinige die Innenräume der Stangen mit einem Pfeifenreiniger und befreie sie so von Spänen. Sollte eine Bambusstange von innen noch verschlossen sein, lege der Gang mit einem Handbohrer frei. Bei Bambusstücken, die keine Scheidennarbe am Ende haben, kannst du etwas Baumwollwatte in das eine Ende stopfen. So haben die Bienen einen idealen Nistplatz, der nur an einer Seite geöffnet ist. Für unser Hotel haben wir vier Bambusstangen á zwei Metern gebraucht. Allerdings braucht es viel mehr, um das ganze „Zimmer“ zu füllen. Daher haben wir eine Verblendung gebaut. Du kannst natürlich auch noch mehr Insekten anlocken, indem du das komplette „Penthouse“ mit Bambus befüllst. Die Verblendung besteht aus Holzbrettresten und zwei Pappelholzbrettern. Je nachdem, wie viele Bambusstöcke du in dem Abteil haben möchtest, passt du die Verblendung entsprechend an. Die abgebildete Verblendung ist 29,8cm breit und 9,8cm hoch. Säge die Pappelbretter so zu, dass du einen passenden Freiraum für die Bambusstäbe hast. Nagel die Pappelzuschnitte und die passenden Holzbrettreste zusammen. Setze die Verblendung in das „Penthouse“ und stecke die Bambusstäbe in den Freiraum, so dass sie fest sitzen. Hinweis: Die Nist- und Überwinterungshilfen für die verschiedenen Insektenarten kannst du auch einzeln bauen und aufstellen. Die oben genannten Tipps helfen dir dabei. Jeder noch so kleine Beitrag zum Insektenschutz zählt. Anleitungen für kleine Nisthilfen gibt es auch beim NABU. Buchtipps: „Insekten- & Tier-Hotels – 50 Projekte mit Bauanleitungen“ (Kaufen: bei Buch7, Thalia oder Amazon) „Mein Insektenhotel – Wildbienen, Hummeln & Co. im Garten“ (Kaufen: bei Buch7, Thalia oder Amazon) „Das Kinder-Gartenbuch – Vom Minigarten bis zum Insektenhotel“ (Kaufen: bei Amazon) Weiterlesen auf Utopia.de: Mediatheken-Tipp: „Käfer, Hummeln, Schmetterlinge: Sterben die Insekten aus?“ Nachhaltig Wandern: im Einklang mit Mensch und Natur Urban Gardening: Diese Ideen machen Lust, den Balkon zu bepflanzen English version available: Bug Hotels: How to Build Your Own Insect House ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 90 8 Vielen Dank für deine Stimme! 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