Wassersparende Duschköpfe, Öko-Waschmaschinen, Toiletten mit Sparspültaste: Wir alle bemühen uns, Wasser zu sparen. Doch bringt das der Umwelt wirklich etwas?
Wassermangel ist ein globales und ständig aktuelles Thema und die Klimaerwärmung wird die Situation in den nächsten Jahrzehnten wohl zusätzlich verschärfen. Weltweit ist daher Wassersparen angesagt! Wir Deutschen verhalten uns dabei schon jetzt mehr oder weniger vorbildlich: Seit 1990 konnten wir unseren täglichen Wasserverbrauch von rund 147 auf 127 Liter pro Kopf reduzieren. Nicht die Welt – aber auch nicht nichts.
Man könnte meinen, wir sind auf dem richtigen Weg. Doch bringt es wasserarmen Regionen tatsächlich etwas, wenn wir hier in Deutschland weiterhin unseren Wasserkonsum reduzieren? Gäbe es vielleicht andere, wirksamere Wege aus der weltweit kritischen Wassersituation?
Wassernutzung ist Gebrauch, kein Verbrauch
Viele unserer Produkte werden hergestellt, verbraucht und dann zu Abfall. Beim Wasser ist das anders: Es wird lediglich für einen gewissen Zeitraum aus dem Wasserkreislauf „ausgeborgt“.
„Man nutzt das Wasser, gibt es über die Toilette, die Kanalisation und das Klärwerk zu uns und von dort aus geht es als gereinigtes Wasser in das nächste Gewässer. Es versickert dann, wird zu Grundwasser und letztlich wieder Trinkwasser“, sagt Astrid Hackenesch-Rump von den Berliner Wasserbetrieben. „Im Prinzip ist der Mensch also Teil des Wasserkreislaufs.“
Entscheidend ist vor allem, was ins Abwasser gelangt
Natürlich kostet es Energie, Grundwasser zu entnehmen, es zu Trinkwasser aufzubereiten und an die Haushalte weiterzuleiten. Weitaus mehr Energie verbraucht es jedoch, das Wasser nach der Nutzung wieder zu reinigen. „Nachhaltig zu handeln bedeutet daher in diesem Fall nicht Wasser zu sparen, sondern sorgsam damit umzugehen“, so Hackenesch-Rump.
Im Klartext: Wie viel Wasser aus der Leitung kommt, ist weniger wichtig, als darauf zu achten, was wir über Abfluss, Gully oder Toilette in den Wasserkreislauf einbringen. So ist es für die Umwelt beispielsweise besser, nach jedem Toilettengang ausgiebig zu spülen und dafür die Toilette nur selten mit einem Putzmittel zu säubern – anstatt Wasser zu sparen und dafür die Toilette häufiger mit Chemie zu reinigen.
Was nicht im Abfluss landen darf, erfährst du hier:
Dünger und Pflanzenschutzmittel belasten das Grundwasser
Doch nicht nur über die Abflüsse wird unser Grundwasser verschmutzt. Ein Problem sind auch Dünger und Pflanzenschutzmittel, die in Landwirtschaft und Privatgärten eingesetzt werden, wie zum Beispiel das weit verbreitete Glyphosat. Sie sickern in die Erde und gelangen so in unsere Gewässer. Insbesondere in landwirtschaftsreichen Gebieten, wie in Niedersachsen oder Bayern, überschreitet der Nitratgehalt im Grundwasser regelmäßig vorgeschriebene Grenzwerte. Nitrat wiederum ist ein Bestandteil von Düngemitteln.
Um qualitativ hochwertiges Trinkwasser zu erhalten, wird das Grundwasser daher in energieintensiven Anlagen wiederaufbereitet. In der ökologischen Landwirtschaft dürfen synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel nicht oder nur im geringen Ausmaß eingesetzt werden. Wer Bio-Lebensmittel kauft, sorgt also indirekt dafür, dass nicht so viele Schadstoffe ins Grundwasser gelangen.
Wir haben genug Wasser: Ist sparen trotzdem sinnvoll?
Deutschland ist ein wasserreiches Land: nur in vier Prozent unserer Grundwasserspeicher wird weniger Wasser gebildet, als wir daraus entnehmen. In den Übrigen bleibt der Pegel gleich oder es wird sogar mehr Grundwasser gebildet, als wir brauchen.
„Aus der Nachhaltigkeit heraus ist es per se immer gut, wenn man Ressourcen spart“, so Roland Gramling, Sprecher für Wasser und Landwirtschaft beim WWF Deutschland. Nicht zuletzt verbraucht schließlich auch die Wasserförderung und -verteilung auf die Haushalte Energie.
In Deutschland haben wir jedoch ein ganz anderes Problem: „In den 1960er Jahren wurde die Wasserinfrastruktur für eine viel größer antizipierte Bevölkerung gebaut – nämlich rund 120 Millionen, die wir aber nie geworden sind und voraussichtlich auch nicht werden“, erklärt uns Gramling. „Die Kanäle sind daher viel zu groß dimensioniert. Außerdem ist der Wasserverbrauch aufgrund neuer Techniken zusätzlich gesunken. Die großen Rohre werden deshalb oft nicht richtig durchgespült. Dies führt dazu, dass sich dort Bakterien ansammeln oder die Leitungen schnell verstopfen, wenn Müll in die Abflüsse gelangt.“
Aus diesen Gründen müssen die Wasserversorger die Leitungen zusätzlich durchfluten, was hohe Kosten verursacht. Diese Problematik betrifft aber in erster Linie die Wasserbetriebe und nicht direkt uns Verbraucher.
Für uns gilt: Wir sollten Wasser nicht verschwenden oder gar aus Rücksicht auf die Rohrleitungen mehr als nötig verbrauchen. Die Wasserbetriebe können ihre Probleme zielgerichteter und daher auch energie- und wassersparender behandeln. Ein akribisches Wassersparen der Umwelt zuliebe ist aber auch nicht nötig – mit einer wichtigen Ausnahme.
Hier macht Sparen wirklich Sinn: Warmwasser
„Je weniger Wasser für Duschen und Baden erhitzt werden muss, desto weniger Energie wird verbraucht“, sagt Thomas Holzmann, Vizepräsident des Umweltbundesamtes (UBA). „Das entlastet das Klima und die Haushaltskasse.“
Laut Umweltbundesamt ergeben sich für die gesamte Wasserversorgung einer Privatperson zwischen 360 und 985 kWh pro Person und Jahr. Davon entfallen nur knapp 30 kWh auf die allgemeine Trinkwasserbereitstellung und rund 30–55 kWh auf die Abwasserentsorgung in den Klärwerken. Den Rest, also in etwa 300–900 kWh, verschlingt die Warmwasserversorgung.
Heißwasser verbraucht also in etwa 10 Mal mehr Energie als die bloße Wasserbereitstellung und -entsorgung. Den größten Umweltschutzeffekt können wir daher durch das Sparen von Warmwasser erreichen. Lies dazu auch diesen Beitrag:
Wasserfußabdruck: So viel Wasser brauchen wir tatsächlich
127 Liter pro Kopf und Tag – im europäischen Vergleich liegen wir Deutschen beim direkten Wasserverbrauch im unteren Mittelfeld. Spanier, Kroaten oder Rumänen beispielsweise verbrauchen im Durchschnitt täglich rund doppelt so viel Wasser pro Kopf.
„Ein viel größerer Wasserverbrauch steckt aber in den Produkten, die wir konsumieren. Also dort, wo wir nicht unbedingt damit rechnen“, so WWF-Sprecher Roland Gramling. „Dieser indirekte oder auch virtuelle Wasserverbrauch ist extrem hoch und liegt bei rund 5.100 Liter Wasser täglich.“ Anders formuliert: In Wahrheit verbrauchen wir nicht 121 Liter täglich, sondern mehr als 40 Mal so viel. Diesen Verbrauch nennt man virtuelles Wasser.
Der Grund ist, dass viele unserer Produkte nicht in Deutschland angebaut oder hergestellt werden. „Und andere Länder dieser Welt sind eben nicht so wasserreich wie Deutschland. Wir sind also indirekt dafür verantwortlich, wenn an anderen Orten der Welt Wasserknappheit herrscht“, erklärt Gramling.
Als Verbraucher sind unsere Handlungsmöglichkeiten begrenzt, weil der Produktionsprozess für ein gezieltes Handeln meist viel zu undurchsichtig ist. „Hier stehen in erster Linie die Unternehmen in der Pflicht, sich um die Probleme vor Ort zu kümmern“, so Gramling.
Ein bisschen was können wir als Konsument aber trotzdem tun: Indem wir saisonal und regional einkaufen, können wir sicher sein, dass nur hiesiges Wasser benutzt wurde. Wer bio kauft, sorgt indirekt dafür, dass die Gewässer nicht so stark verschmutzt werden. Und nicht zuletzt sollten wir Waren wie Fleisch und Baumwolle, für deren Produktion sehr viel Wasser verbraucht wird, nur in Maßen kaufen.
Unsere Empfehlungen
Wenn du wirklich etwas Gutes für die Umwelt und unser Wasser tun willst, solltest du diese drei Tipps beherzigen:
1. Reduziere deinen Warmwasserverbrauch. Dusch kurz und nicht zu heiß. Lass beim Zähneputzen nicht unnötig warmes Wasser laufen. Erwärme dein Wasser im Wasserkocher statt auf dem Herd. Achte beim Waschen darauf, dass Spül- und Waschmaschinen immer voll beladen sind und wasch deine Wäsche nur im Ausnahmefall bei mehr als 30 °C beziehungsweise verwende das Eco-Programm der Spülmaschine.
2. Mache keine Müllkippe aus deiner Toilette. Diese 10 Dinge haben nichts im Abfluss verloren. Überlege dir, wann und wie du persönlich Schadstoffe in den Wasserkreislauf einbringst und versuche, diese zu verringern.
3. Schränke deinen indirekten Wasserverbrauch ein. Berechne deinen persönlichen Wasserfußabdruck und kauf seltener Produkte, für deren Herstellung extrem viel Wasser verbraucht wird. Wähle zudem regionale und biologische Produkte.
Viele weitere Tipps zum Wassersparen findest du hier:
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