Kakaowasser wird aktuell als neues Superfood mit Nachhaltigkeitsplus gehandelt und ist in Deutschland noch relativ unbekannt. Was tatsächlich hinter dem Saft der Kakaofrucht steckt, erfährst du hier.
Der Hype um Kakaowasser ist in den USA bereits groß. Dort wird es etwa als das „neue Kokoswasser“ gehandelt. Verschiedene Start-ups haben sich mittlerweile sogar auf Kakaowasser spezialisiert oder den neuen Drink in die Produktpalette aufgenommen. Dabei soll das Getränk nicht nur gesund, sondern auch noch nachhaltig sein. Ganz so unproblematisch, wie von einigen Herstellern beschrieben, ist das Produkt jedoch nicht.
Was ist Kakaowasser?
Für die Herstellung von Schokolade und anderen Kakaoprodukten werden in der Regel ausschließlich die Kakaobohnen benötigt. Diese befinden sich im Inneren der Kakaofrucht. Das darum liegende Fruchtfleisch bleibt in der Regel als Abfallprodukt zurück. Für Kakaowasser wird genau dieses Fruchtfleisch ausgepresst und so zu Kakaowasser verarbeitet.
Daher soll auch der Nachhaltigkeitsaspekt des Getränks rühren: Lebensmittelreste, die eigentlich in der Tonne landen, werden auf diese Art weiterverarbeitet. Kakaowasser ist damit ein Beispiel für ein kulinarisches Konzept, das durchaus lobenswert ist: Leaf-to-Root. Dabei geht es darum, jedes verwertbare Teil einer Pflanze auch zu verwenden.
Wie schmeckt Kakaowasser? Nach Schokolade schmeckt der neue Drink nicht. Er hat eher ein säuerlich-fruchtiges Aroma und schmeckt teilweise auch nach Litschi und Vanille. Einige Hersteller:innen setzen Kakaowasser auch weitere Geschmacksnoten hinzu und bieten zum Beispiel Mango- oder Passionsfrucht-Kakaowasser an.
Wie gesund ist Kakaowasser?
Wie sich Kakaowasser tatsächlich auf deine Gesundheit auswirkt, ist bislang noch nicht wissenschaftlich erforscht. Laut dem CleanEating Magazine liegt sein größter gesundheitlicher Vorteil wohl in dem hohen Gehalt an Elektrolyten. So ist es reich an Kalium und Magnesium. Aus diesem Grund könne es vor allem beim Sport nützlich sein.
Denn beim Sport schwitzen wir nicht nur Flüssigkeit aus, sondern auch Elektrolyte. Diesen Elektrolytverlust sollten Sportler:innen wieder ausgleichen, indem sie zum Beispiel eletrolythaltige Getränke zu sich nehmen. Besonders wichtig ist dabei jedoch Natrium – und gerade zum Natriumgehalt von Kakaowasser finden sich kaum nähere Angaben.
Kakaowasser ist also vermutlich teilweise gesünder als überzuckerte Sportgetränke. Ein Elektrolytgetränk ohne viel Zucker, ungewöhnliche Zutaten und mit einem angemessenen Natriumgehalt kannst du jedoch für deutlich weniger Geld selbst machen. Mehr dazu erfährst du hier: Elektrolytgetränke selber machen: 3 Rezepte
Kakaowasser: So nachhaltig wie sein Ruf?
Lebensmittelreste nicht einfach wegzuwerfen, sondern weiterzuverwenden, ist prinzipiell in der Regel ein guter Ansatz. Es ist jedoch kein Allheilmittel. Und schließlich bleiben auch bei der Herstellung von Kakaowasser Abfälle zurück – nämlich der Trester, also das ausgepresste Fruchtfleisch. Zudem kommen alle Kakaoprodukte, einschließlich Kakaowasser, aus tropischen Gebieten und müssen demnach weite Transportwege bis nach Deutschland zurücklegen. Auch Kakaowasser hat deshalb eine sehr schlechte Ökobilanz.
Stammen Kakaoprodukte nicht aus biologisch zertifiziertem Anbau, musst du zudem davon ausgehen, dass in der Landwirtschaft Pestizide eingesetzt wurden. Diese wirken sich negativ auf die Biodiversität aus und können deine eigene Gesundheit beeinträchtigen.
Nicht zuletzt kommt es gerade beim Kakaoanbau häufig zu Menschenrechtsverletzungen. Dazu zählen etwa Kinderarbeit, geringe Löhne unterhalb des Existenzminimums und ausbeuterische Arbeitsstrukturen. Deshalb ist es wichtig, bei allen Kakaoprodukten möglichst auf das Fairtrade-Siegel zu achten. Mehr dazu hier: Das musst du zu Fairtrade-Kakao wissen
Generell handelt es sich bei Kakaowasser also tendenziell um ein ökologisch und sozial problematisches Lebensmittel. Es ist entgegen der Marketingversprechen nicht besonders nachhaltig – und es ist zwar gesund, aber nicht viel gesünder als heimische Superfoods wie Hagebuttentee oder Kirschsaft.
Möchtest du das Getränk trotzdem einmal ausprobieren, empfehlen wir auf Bio- und Fairtrade-Qualität zu achten. Allerdings ist es bislang noch sehr schwer, das Getränk überhaupt online oder sogar im Laden zu finden.
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