Das Moor ist ein natürlicher CO2-Speicher – damit sind Moorlandschaften für den Klimaschutz relevant. Hier erfährst du, wie der Speicherprozess funktioniert und wie wir Moore schützen können.
Moore stellen einen ganz besonderen Lebensraum dar, den es aus mehreren Gründen zu schützen gilt:
- Sie bieten zahlreichen Moorpflanzen und Tierarten einen Lebensraum und sind damit wichtig für die Biodiversität.
- Die Moore spielen eine große Rolle im Hochwasserschutz, denn der wasserreiche Boden bildet natürliche Pufferzonen, die Hochwasser zurückhalten.
- Und nicht zuletzt sind Moore ein wichtiger CO2-Speicher und tragen so dazu bei, die Emissionen von Treibhausgasen zu senken.
Letzteres macht die Moore für den Klimaschutz höchst relevant, wie das Forschungsinstitut Helmholtz Zentrum erklärt: Moore sind die einzigen Ökosysteme, die langfristig Kohlenstoff speichern können. Doch wie genau funktioniert es?
Moore als CO2-Speicher und Treibhausgase
(Foto: CC0 / Pixabay / 652234)
Treibhausgase sind ein entscheidender Faktor in der Beschleunigung des Klimawandels. Sie entstehen unter anderem, wenn Pflanzen verwesen, denn Pflanzen binden Kohlenstoff, den sie aus der Atmosphäre aufnehmen.
Zerfällt eine Pflanze, löst jedoch der Sauerstoff aus der Luft den Kohlenstoff aus der Pflanze. Aus dieser chemischen Verbindung entsteht Kohlendioxid (kurz CO2), welches nun freigesetzt wird – mit großen Folgen: Laut Umwelt Bundesamt ist Kohlendioxid das bei weitem bedeutendste Klimagas.
Und genau an dieser Stelle kommen die Moore ins Spiel, in denen Pflanzenreste nicht an der Bodenoberfläche zerfallen, wie zum Beispiel in einem Wald, sondern im sumpfigen Wasser versinken. Es kann keine Luft an sie gelangen – und damit kein Sauerstoff. Der Kohlenstoff bleibt somit unverändert im Moorboden erhalten.
Laut Helmholtz Zentrum schätzen Expert:innen, dass weltweit mindestens 550 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in Moorböden gebunden sind.
Trockengelegte Moore sind dagegen Klimakiller
(Foto: CC0/pixabay/PublicDomainImages)
Moore können ihre Aufgaben nur erfüllen, wenn der Mensch sie nicht trockenlegt. Das Problem ist, dass Moore üblicherweise nur dann als nützlich galten und teilweise immer noch gelten, wenn sie Torf lieferten. Dieser wurde beziehungsweise wird abgebaut und das übrige Moorland entwässert, um neue Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen.
Dieser Torfabbau und die Trockenlegung sind besonders kritisch für das Klima, weil Torf den Kohlenstoff speichert. Über den Torf, der zum Beispiel in Blumenerde enthalten sein kann, gelangen die gebunden Stoffe zurück in den natürlichen Kreislauf – mit der Konsequenz, dass aus ihnen auch wieder Treibhausgase entstehen können.
Noch immer gibt es Torfabbau in Deutschland. Über elf Prozent der weltweiten Produktion, nämlich mehr als zweieinhalb Millionen Tonnen Torf wurden 2023 noch in Deutschland abgebaut. Zwar soll zumindest für private Gärtnerei bis 2026 Schluss damit sein, doch ob das pünktlich klappt, wird sich noch zeigen.
Der NABU erinnert daran, dass Moore einmal mehr als vier Prozent der deutschen Landesfläche bedeckten. 95 Prozent davon sind heute entwässert. Das hat Folgen für das Klima, denn entwässerter Moorboden kann keinen Kohlenstoff mehr binden: Die schädlichen Treibhausgase werden freigesetzt.
Die Bundesregierung berichtet, dass die jährliche Menge an CO2-Emissionen aus entwässerten Mooren etwa 45 Million Tonnen beträgt. Das entspricht rund fünf Prozent der Treibhausgase, für die Deutschland jedes Jahr insgesamt verantwortlich ist.
Wie naturbelassene Moore zum Klimaschutz beitragen können
(Foto: CC0/pixabay/MichaelGaida)
Ein naturbelassenes Moor wächst stetig – und damit auch sein Speicher. Mit jeder weiteren Schicht an Pflanzenresten schließt der Moorboden mehr Elemente wie Kohlenstoff, Stickstoff, Kalium und Phosphat ein.
Doch ganz ohne Treibhausgase geht es auch bei Mooren nicht: Moorböden verhindern zwar, dass sich Treibhausgase wie Kohendioxid oder Lachgas aus Stickstoff bilden. Allerdings gibt ein aktiver Moorboden dafür das Treibhausgas Methan ab. Dennoch sind intakte Moore in Summe betrachtet klimaneutral.
Trockengelegte Moore begünstigen dagegen die Klimaerwärmung. Bei ihnen fehlt die besondere Speicherwirkung durch das Wasser. Die beiden Treibhausgase Kohlendioxid und Lachgas entstehen, dafür allerdings kaum Methan. Laut Landesamt für Umwelt überwiegen somit die klimaschädlichen Emissionen.
Die Bundesregierung erläutert dazu, dass die Klimaschäden durch die Kohlendioxid-Lachgas-Mischung deutlich schwerer wiegen als die Methan-Emissionen aus natürlichem Moorboden. Die Treibhausgase haben unterschiedlich starke Wirkung auf das Klima. Um sie vergleichbar zu machen, gibt es das CO2-Äquivalent mit einer entsprechenden Umrechnungsformel. Laut EU-Berechnungstabelle ist eine Tonne Lachgas 298-mal so schädlich wie eine Tonne Kohlendioxid. Methan ist damit „nur“ 25-mal aggressiver als eine Tonne Kohlendioxid.
Wiedervernässung der Moore rechnet sich – nicht nur für das Klima
Die Erkenntnis, dass Moore Treibhausgasemissionen senken, führt auch bei Politiker:innen zum Umdenken. Das Umweltbundesamt entwickelt bereits seit 2017 Pläne, um mithilfe von Moorgebieten das Klima zu schützen. Im November 2022 beschloss die Bundesregierung außerdem die nationale Moorschutzstrategie, welche unter anderem folgende Punkte umfasst:
- Wiedervernässung trockengelegter Moore
- Verbot von industriellem Torfabbau
- Keine Subventionen für Ackerland auf ehemaligen Moorgebieten, denn solche staatlichen Subventionen stehen dem Klimaschutz im Wege.
Das Helmholtz Zentrum rechnet vor, dass auch wirtschaftliche Gründe dafür sprechen, trockengelegte Moore wieder zu bewässern:
- Trockengelegte Moore belasten die Klimabilanz mit Emissionen, bewässerte Moorgebiete sind dagegen wieder klimaneutral. Das ist Klimaschutz, der weniger kostet als beispielsweise Windenergie.
- Moorgebiete lassen sich trotzdem noch landwirtschaftlich nutzen – zum Beispiel mit Schilf- oder Holzwirtschaft. Laut Überlegungen der Forscher:innen könnten Landwirt:innen trotzdem einen Gewinn aus dem Land ziehen.
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Überarbeitet von Freya Petersen
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