Wer zuhause Wert auf Nachhaltigkeit legt, möchte auch im Urlaub ökologisch unterwegs sein. Doch welche Unterkünfte können da mithalten und wie findet man sie? Stiftung Warentest hat nun sechs Nachhaltigkeitssiegel für Hotels überprüft – und kann drei empfehlen. Auf welches Öko-Siegel Verlass ist und was du zusätzlich beachten solltest.
Im Supermarkt kennen wir Bio-Siegel für Gemüse, Käse und Co., in der Drogerie sind Shampoo, Deo und Duschgel mit Naturkosmetik-Labels ausgezeichnet. Doch wie verlässlich sind Nachhaltigkeitssiegel bei Hotels? Stiftung Warentest hat sechs solcher Siegel geprüft und attestiert nur der Hälfte von ihnen eine “hohe” Aussagekraft.
Stiftung Warentest prüft Nachhaltigkeitssiegel für Hotels
Die Warentester:innen wählten nach eigener Aussage sechs Umweltzeichen für Hotels aus, die in Deutschland eine bedeutende Rolle spielen und für Reisende leicht erkennbar sowie online gut auffindbar sind. Das sind die Siegel von: Bio Hotels, Blaue Schwalbe, Dehoga Umweltcheck, Green Key, GreenSign und Viabono.
Verlässliche Hotelsiegel: Bio Hotels, GreenSign und Green Key überzeugen im Test
Drei der sechs überprüften Nachhaltigkeitssiegel für Hotels haben laut Stiftung Warentest eine “hohe” Aussagekraft, die Bestnote “sehr hohe” Aussagekraft erhielt keines der Siegel. Die besten Hotelsiegel im Test sind:
Bio Hotels
- Verfügbarkeit: 45 zertifizierte Hotels in fünf europäischen Ländern, vor allem in Deutschland und Österreich
- Kriterien des Siegels: Zertifizierte Bio-Hotels verpflichten sich zu bio-zertifizierten Lebensmitteln und Kosmetika sowie zu Ökostrom, sie müssen Vorgaben unter anderem zum Ressourcen- und Energieverbrauch erfüllen.
- Stärken laut Stiftung Warentest: Viele Anforderungen sind für Hotelgäste sichtbar, etwa Bio-Produkte beim Frühstück und E-Auto-Ladestationen. Es erfolgen regelmäßige Vor-Ort-Kontrollen durch unabhängige Zertifizierer.
- Testfazit: Aussagekräftiges Siegel – nicht nur für Bio-Fans.
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Green Key
- Verfügbarkeit: 4.900 zertifizierte Hotels in über 60 Ländern weltweit
- Kriterien des Siegels: Die zertifizierten Hotels müssen ökologische und soziale Vorgaben erfüllen, etwa zum Umgang mit Müll, Wasser und Energie. Eigene Auditor:innen prüfen vor Ort, ob das Hotel die Vorgaben einhält.
- Stärken laut Stiftung Warentest: Regelmäßige Kontrollen vor Ort.
- Testfazit: Der „Grüne Schlüssel“ öffnet verlässlich das Tor zu nachhaltigeren Unterkünften.
GreenSign Hotel
- Verfügbarkeit: 904 zertifizierte Hotels in 17 Ländern weltweit, sehr viele davon in Deutschland
- Kriterien des Siegels: Ähnlich wie bei Green Key ein breiter Fokus auf Umwelt- und Arbeitsbedingungen, zum Beispiel zum Energieverbrauch, inklusive regelmäßiger Überprüfungen vor Ort mit eigenen Auditor:innen
- Stärken laut Stiftung Warentest: Enthält umfassende ökologische Kriterien, etwa zum Energie- und Wasserverbrauch.
- Testfazit: Glaubwürdiges Siegel mit umfassenden Vorgaben und weiter Verbreitung in Deutschland
Test: Welche Öko-Siegel wenig aussagen
Den anderen drei Hotelsiegeln attestiert Stiftung Warentest nur eine “niedrige” Aussagekraft. Das Siegel “Blaue Schwalbe” der Fairkehr Verlagsgesellschaft gibt es seit 1991 und hat derzeit 71 zertifizierte Unterkünfte in sechs europäischen Ländern, die laut Siegelkriterien mit dem ÖPNV erreichbar sein sollen. Ökostrom und Naturkosmetik sind ebenfalls Pflicht. Laut Warentester:innen finden jedoch kaum Vor-Ort-Kontrollen statt. Das Testfazit lautet daher: ein Vorreiter mit Schwächen.
Auch bei den Siegeln Dehoga Umweltcheck und Viabono kritisiert die Stiftung Warentest fehlende Vor-Ort-Prüfungen und zu wenige umfassende Kriterien. “Wenig nachvollziehbar” beurteilen die Tester:innen deshalb den Dehoga Umweltcheck und Viabono als “unkonkret”. Beide Siegelgeber überarbeiten ihre Zertifizierung jedoch laut eigener Aussage aktuell.
Nach diesen Kriterien bewertete Stiftung Warentest die Hotelsiegel
Stiftung Warentest prüfte die Nachhaltigkeitssiegel für Hotels anhand von vier Hauptkriterien mit unterschiedlicher Gewichtung:
- Anforderungsniveau (45 Prozent der Gesamtnote): Hier flossen ökologische sowie soziale Kriterien ein. Die Warentester:innen prüften unter anderem, ob das Siegel klare Vorgaben für Nachhaltigkeitskonzepte macht und dazu etwa Energie-, Wasser- und Abfallverbräuche überwacht, Ökostrom nutzt und Plastik und Chemikalien reduziert. Der Umweltschutz in der Region war ein weiteres Testkriterium, ebenso eine nachhaltige Beschaffung, also ob etwa Bio-Lebensmittel verwendet werden. Bei den sozialen Kriterien prüfte Stiftung Warentest beispielsweise den Arbeits- und Gesundheitsschutz der Angestellten und eine faire Entlohnung.
- Siegelvergabe (25 Prozent der Gesamtnote): Hier wollten die Tester:innen wissen, ob verschiedene Interessensgruppen an der Entwicklung der Kriterien beteiligt waren, wie transparent der Vergabeprozess ist und ob klare Vorgaben für die Auswahl von Prüfstellen sowie die Unabhängigkeit der Auditor:innen existieren. Wie oft Kontrollen stattfinden und wie lange das Siegel gültig ist, spielten ebenfalls eine Rolle für die Bewertung.
- Kontrolle der Siegelanforderungen (25 Prozent der Gesamtnote): Stiftung Warentest prüfte hier, wie systematisch die Einhaltung der Kriterien kontrolliert wird; also ob Vor-Ort-Besuche stattfinden und einheitliche Überprüfungsmechanismen existieren. Zudem wurde geprüft, wie mit Verstößen oder Verschlechterungen umgegangen wird. Belege wie Auditberichte und digitale Auswertetools flossen in die Bewertung ein.
- Transparenz (5 Prozent der Gesamtnote): Hier wurde beurteilt, ob die sechs Siegelgeber die Fragen von Stiftung Warentest beantworteten, ihre Angaben belegten und einem Vor-Ort-Besuch zustimmten. Alle Siegelgeber zeigten sich dabei laut Tester:innen “sehr transparent”.
Nachhaltiger verreisen: die wichtigsten Tipps
Um nachhaltiger Urlaub zu machen ist jedoch nicht nur eine nachhaltige Unterkunft wichtig, sondern auch:
- Die An- und Abreise ist beim Verreisen der wichtigste Faktor. Flugreisen sollte man möglichst meiden und wenn man doch fliegt, Direktflüge wählen und möglichst lange am Reiseort bleiben. Wie sinnvoll es ist, deinen Flug zu kompensieren, liest du in diesem Artikel: CO2-Kompensation in der Kritik: Solltest du deine nächste Reise ausgleichen?
- Vor Ort Fahrräder leihen, statt ein Mietauto.
- Camping und kleine Unterkünfte sollte man bevorzugen, sie haben einen niedrigeren Energieverbrauch als ein großes Hotel (mit Wellnessbereich).
- All-you-can-eat-Buffets meiden und auch selbst kein Essen wegwerfen.
- Wie auch zuhause gilt beim Reisen: Müll vermeiden, Müll trennen und sparsam duschen.
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