Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend. Da lohnt sich ein genauerer Blick auf die richtige Bettdecken-Füllung: Wir stellen dir natürlich und nachhaltige Optionen vor.
Manche schlafen ein, sobald sie die Augen schließen – andere müssen für guten Schlaf an so einiges denken. Was man vor dem Schlafen nicht essen sollte, blaues Licht und Social Media in den letzten Stunden des Tages zu meiden, oder eine bestimmte Abendroutine gehören für viele Menschen einfach dazu.
Schon eine Nacht ohne Schlaf wirkt sich auf unsere Stimmung und Leistungsfähigkeit aus. Chronischer Schlafmangel kann noch schlimmere Folgen haben. Natürlich kann dir auch ein für deine Bedürfnisse angemessenes Bett helfen, besser einschlafen zu können. Die richtige Bettdecken-Füllung kann den Unterschied machen zwischen Frieren und wohliger Wärme oder Nachtschweiß und einem trockenen, angenehmen Schlaf.
Wir erklären, welche Optionen du für natürlichen Bettdecken-Füllungen hast und erklären die Vor- und Nachteile von pflanzlichen versus tierischen Materialien.
5 Pflanzliche Bettdecken-Füllungen: Vor- und Nachteile
Die falsche Decke kann dir im schlimmsten Fall sogar den Schlaf rauben – Bettdecken mit Kunstfaser-Füllung beispielsweise bieten oft keine gute Luftzirkulation. Natürliche Füllungen bieten hier Vorteile:
1. Baumwolle
Baumwolle nimmt Feuchtigkeit gut auf und leitet sie weiter. Für dich bedeutet das: Der Schweiß, der über Nacht aus deiner Haut austritt – immerhin jede Nacht circa ein Liter – gelangt über die Baumwolle in die Luft. Du fühlst dich warm und trocken, was beim Schlaf natürlich hilft.
Baumwolldecken eignen sich eher für den Sommer. Um im Winter gut wärmen zu können, müsste eine ausschließlich aus Baumwolle bestehende Decke ziemlich dick – und dadurch auch schwerer – sein.
Für die Herstellung einer Decke aus Baumwolle wird zuerst aus der frisch geernteten Baumwolle ein Vlies hergestellt, der dann mit dem Obermaterial der Decke versteppt wird.
Wichtig: Achte, wenn möglich, beim Kauf auf Bio-Baumwolle. Die ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern garantiert auch, dass keine chemisch-synthetischen Pestizide mit dem Material deiner Bettdecke in Berührung gekommen sind. Mehr dazu:
2. Leinen
Ein weiteres pflanzliches Material für Bettdecken ist Leinen. Dieses Material zeichnen sich besonders durch seine Anpassung an verschiedene Temperaturen aus. Im Sommer kühlt eine Leinenbettdecke, im Winter wärmt sie. Außerdem nimmt auch eine Leinendecke die Feuchtigkeit auf, die du während des Schlafens abgibst. Waschbar ist Leinen bei bis zu 60 Grad, solange es nicht gefärbt ist, aber auch von sich aus ist der Naturstoff schmutzabweisend und sehr robust.
Ein weiterer Vorteil von Leinen: Es lädt sich nicht elektrostatisch auf. Auch bei trockener Heizungsluft im Winter brauchst du also keine kleinen Stromschläge von deiner Leinenbettdecke zu befürchten.
3. Kapok
Kapok ist einer der weniger bekannten Naturstoffe. Er wird aus der Hohlfaser des in den Tropen wachsenden Kapokbaumes gewonnen. Die Faser besteht zu einem Großteil aus Luft, was den Stoff besonders leicht macht. Schon lange wird das Material deshalb als Füllung für Schwimmwesten, Matratzen und Rettungsringe genutzt.
Die Faser ist von Natur aus mit einer wasserabweisenden Wachsschicht überzogen. Im Gegensatz zu anderen Naturstoffen wie Wolle oder Baumwolle nimmt Kapok dadurch keinen Nachtschweiß auf, aber leitet ihn dafür relativ effizient von deinem Körper weg.
Eine Bettdecken-Füllung aus Kapok hat relativ gute Selbstreinigungskraft, sodass deine Decke auch ohne häufiges Waschen sauber und hygienisch bleibt. Muss die Decke doch mal in die Waschmaschine, wähle ein Programm von höchstens 40 Grad Celsius mit einem Feinwaschmittel und vermeide Weichspüler.
4. Hanf
Hanf als Füllmaterial für Bettdecken bietet zahlreiche ökologische Vorteile, da die Pflanze äußerst genügsam ist – es wächst auf fast jeder Art Boden. Der Einsatz von chemisch-synthetischen Fungiziden oder Herbiziden ist dank der hohen Widerstandsfähigkeit der Pflanze nicht notwendig.
Als Bettdecken-Füllung ist Hanf antistatisch, hautfreundlich, gut klimatisierend und bei 60 °C waschbar. Diese Eigenschaften machen sie besonders für Allergiker:innen interessant.
5. Lyocell
Das recycelte Material Lyocell ist dir vielleicht unter dem Markennamen Tencel bekannt. Der Stoff entsteht aus aus Holz gelöster Cellulose und ist in seiner reinen Form biologisch abbaubar. Die Naturfaser bietet einen sehr guten Temperaturausgleich. Bei Kälte wärmt sie dank der glatten Oberfläche ihrer Fasern ähnlich gut wie Schurwolle, kühlt deswegen aber auch fast so gut wie Leinen.
Du kannst Bettdecken aus Lyocell bei 60 Grad Celsius waschen und sie bei Bedarf auch im Trockner trocknen. Der Stoff ist generell sehr reißfest, was ihn tendenziell langlebiger macht. Auch Lyocell ist für Allergiker:innen als Bettdecken-Füllung interessant.
4 Tierische Füllungen: Vor- und Nachteile
1. Schurwolle
Eine Bettdecke aus Wolle ist luftdurchlässig, und kann Wärme sehr gut eindämmen. Wolle bindet Feuchtigkeit, wie auch die bereits genannten Pflanzenfasern, sehr gut. Allerdings trocknet sie noch schneller als beispielsweise Baumwolle.
Doch Wolle ist nicht gleich Wolle. Wenn du ein Produkt aus reiner Schurwolle kaufen möchtest, bedeutet das, dass die Wolle von einem lebend geschorenen Schaf stammt und nicht wiederverwendet wurde oder von einem geschlachteten Tier kommt. Oft ist die Wollproduktion auch mit viel Tierleid verbunden. Wegen seiner vielen positiven Eigenschaften ist das Material weltweit sehr gefragt, sodass sie in Massenproduktion hergestellt wird. Bei Schurwolle müssen dafür natürlich auch massenhaft Schafe lebendig geschoren werden, und das geschieht für die Tiere oft unter Qualen.
In den wichtigsten Standorten für Wolle, Australien und Neuseeland, hat sich die Praxis des Mulesing etabliert. Dabei wird, um einem Fliegenbefall vorzubeugen, den Schafen oft ganz ohne Betäubung Haut am After entfernt. Wenn du solche Produkt vermeiden möchtest, achte beim Kauf auf Zertifizierungen wie das GOTS-Zertifikat oder den Responsible Wool Standard.
Was erst einmal exotisch klingt, ist gar nicht so ungewöhnlich: Viele Hersteller bieten Bettdecken mit Kamelhaar-Füllung. Das Kamelhaar als Füllung ist weiches Flaumhaar und wird in der Regel im Frühjahr bei jedem Fellwechsel aufwändig per Hand gesammelt, gekämmt und gewaschen. Bettwaren aus Kamelhaar haben deshalb auch einen höheren Preis als viele Alternativen.
Ähnlich verhält es sich mit Yakhaar als natürliche Füllung für Bettdecken. Das feine Unterhaar wird von dem recht scheuen und in großen Höhen lebenden Yak eingesammelt und verarbeitet. Die Hirten kämmen traditionell einige Woche vor der Schur die feine Unterwolle von den Tieren aus. Während des Sommers verlieren sie ihr Fell dann ganz von selbst.
Yaks eigenen sich noch weniger als Kühe für eine Stallhaltung, sie brauchen unbedingt durchgehend Zugang zur Weide. Auch auf zu hohe Temperaturen reagieren sie schlecht, weshalb man sie nur in geeigneten kühlen Klimazonen halten kann.
Es gibt noch keine Siegel, um Yakwolle aus artgerechter Haltung zu erkennen. Achte daher beim Kauf am besten darauf, dass der Ursprungsbetrieb rückverfolgbar ist. Dann kannst du dich im besten Fall direkt über deren Praktiken informieren.
Als Bettdecken-Füllungen sind die Tierhaare besonders leicht, weich, atmungsaktiv und sehr saugfähig.
3. Kaschmir
Kaschmirwolle ist auch für Kleidung ein beliebtes und hochwertiges Material, denn es wärmt hervorragend, ist sehr leicht und weich und fühlt sich für die meisten Menschen angenehm auf der Haut an.
Eine Bettdecke aus Kaschmir ist auch eine gute Wahl, wenn du sehr geräuschempfindlich bist. Vor allem in Kombination mit einem Satin-Bettbezug ist die Decke auch bei Bewegungen nahezu geräuschlos.
Beim Tierwohlaspekt ist Kaschmir jedoch nicht einwandfrei: Die Zucht von Kaschmirziegen erfolgt ausschließlich wegen ihrer Wolle. Tiere mit unverkäuflichem Fell werden oft geschlachtet, da die Haltung nicht rentabel ist.
In vielen Produktionsländern fehlen angemessene Tierschutzgesetze. In China ist beispielsweise erlaubt, die Tiere ohne Betäubung verbluten zu lassen. Im Winter sind die Ziegen außerde, auf ihr Fell angewiesen, da es in ihrem Lebensraum sehr kalt werden kann. Oft werden sie jedoch vorzeitig geschoren, um die Wolle schnell zu verkaufen. Bei unerwarteter Kälte können sie dann innerhalb weniger Stunden erfrieren.
Auch die Schur erfolgt oft unsachgemäß, da Mitarbeiter:innen unter starkem Zeitdruck stehen können und die Ziegen gewaltsam fixieren, was zu schweren Verletzungen führen kann.
Diese Probleme werden verstärkt, wenn der Kaschmir für einen immer niedrigeren Preis zu haben sein soll. Dem Tierwohl zuliebe solltest du deshalb auf billig produziertes Kaschmir verzichten. Achte auf die Siegel kbT, IVN-BEST und GOTS-Siegel, um Kaschmir aus artgerechterer Haltung zu erstehen.
4. Seide
Seide bietet als Bettdecken-Füllung einige einzigartige Vorteile. Sie kann Feuchtigkeit effizient aufnehmen und ist sehr leicht und geschmeidig.
Seide eignet sich außerdem auch für sehr empfindliche Haut und für Tierhaarallergiker:innen. Wer schnell schwitzt und Wärme als eher unangenehm empfindet, kann zu einer Bettdecke aus Seide greifen, um eine Kühlung Wirkung zu erzielen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Seidendecken sich kaum elektrostatisch aufladen, was unangenehme statische Entladungen während des Schlafens verhindert. Darüber hinaus sind sie, vor allem in Kombination mit einem Satinbezug, auch für geräuschempfindliche Schläfer:innen geeignet, denn die Kombination ist bei Körperbewegungen nahezu geräuschlos.
Auch Seide ist ein Tierprodukt, auch wenn es nicht wie die anderen hier vorgestellten Optionen von Säugetieren stammt. Der hochwertige Stoff entsteht aus den Kokons eines Schmetterlings namens Maulbeerspinner. Die Tiere werden für die Herstellung des Stoffs getötet. Nur wenige Raupen dürfen schlüpfen, damit sie sich weiter vermehren können. Der Stoff ist also keineswegs vegan oder tierfreundlich.
Daunen als natürliche Füllung
Der größte Vorteil einer Daunendecke ist ganz klar die wärmende Funktion von Daunen. Im Gegensatz zu Baumwolle wird hier keine extra dicke Decke benötigt. Schon eine leichte Daunendecke verspricht im Winter kuschelige Nächte.
Doch sind Daunen auch gleich Federn? Nein. Daunen befinden sich unter dem Federkleid und sind weich und fluffig, sodass sie Luft durchlassen, aber die Wärme speichern. Daunen- und Federdecken sind allerdings nicht ewig haltbar. Nach einiger Zeit intensiver Nutzung brechen die Federn oder die Daunen zerreißen.
Bei Daunen gibt es allerdings ein grundlegendes Problem: die Tierhaltung. Gänse und Enten werden oft unter grausamen Bedingungen gehalten, gemästet und teilweise lebend gerupft. Lebendrupf bedeutet für die Produzenten mehr Ertrag, da man die Gans mehrmals „ernten“ kann. Für die Tiere ist das eine Qual.
Ähnlich erschreckend sind die Prozeduren bei Zwangsstopfungen. Hier wird den Tieren mithilfe eines Rohres Mais und Fett in den Magen „gestopft“, damit sie schneller wachsen und die Leber größer wird (daher der Begriff Stopfleber). Diese brutal herangezüchtete Leber wird in vielen Ländern als Delikatesse verkauft und die Daunen und Federn der Tiere als Nebenprodukt an die Textilindustrie abgegeben.
Es gibt jedoch auch Hersteller, die es besser machen: Manche von ihnen verfolgen etwa eine Art Recycling-Prinzip. Hierfür werden schon genutzte Daunenwaren neu aufgearbeitet, was allerdings eine chemische Reinigung voraussetzt.
Falls du dich doch für eine Daunendecke entscheidest, gibt es Marken und Hersteller, die Daunendecken ohne Lebendrupf anbieten. Außerdem besteht die Möglichkeit, durch den Kauf von Produkten mit einem Zertifikat für Daunen eine verantwortungsvollere Produktion zu unterstützen.
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Überarbeitet von Denise Schmucker
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