Sorgt Rosmarinöl (wieder) für volle Haare? In den sozialen Medien ist der Hype um das vermeintliche Haarwuchsmittel jedenfalls groß. Hier liest du, was wirklich dran ist.
Rosmarinöl zaubert eine volle Haarpracht – so heißt es jedenfalls auf diversen Social-Media-Plattformen, wo das Öl gerade als Wundermittel für die Haarpflege im Trend ist. Die Lösung für so manches Haarproblem scheint mit Rosmarinöl ganz einfach: Ein paar Tropfen und schon kannst du dich über eine dichte Mähne freuen.
Doch ist Rosmarinöl tatsächlich so gut für die Haare?
Rosmarinöl steckt voller Wirkstoffe für die Haare
Rosmarinöl ist ein ätherisches Öl, in dem eine Vielzahl an wirksamen Pflanzenstoffen steckt. Die Apotheken-Umschau nennt unter anderem Kampfer, 1,8-Cineol und weitere Bitterstoffe. Während Rosmarin als Küchengewürz verwendet die Verdauung fördert, sind Einreibungen mit Rosmarinöl ein Hausmittel gegen Muskelkater. Die Heilpflanze regt nämlich die Durchblutung an.
Eine Studie zeigt, dass die Pflanzenstoffe im Rosmarin gegen Bakterien und Pilze wirksam sind. Weitere wertvolle Eigenschaften von Rosmarin sind seine entzündungshemmende und antioxidative Wirkung. Antioxidantien sind Wirkstoffe, die Zellen vor Schäden durch Umwelteinflüsse schützen, zum Beispiel durch UV-Strahlen. Dabei fördern sie den körpereigenen Regenerationsprozess.
Diese Eigenschaften machen Rosmarinöl auch für die Haarpflege interessant. Dabei eigenen sich besonders zwei Chemotypen des Rosmarins: der Spanische Rosmarin (Chemotyp Borneon) und der Nordafrikanische Rosmarin (Chemotyp Cineol). Aber können die Wirkstoffe tatsächlich Haare an kahlen Stellen wachsen lassen?
Rosmarinöl für die Haare: Wichtig sind die Ursachen für Haarausfall
In den sozialen Medien ist Rosmarinöl als Allheilmittel gegen Haarausfall bekannt. Was dabei selten zur Sprache kommt: Es kann ganz unterschiedliche Gründe geben, warum die Haare ausfallen. Das Medizinportal Netdoktor nennt einige der vielen Ursachen:
- Mechanisch: Du verwendest vielleicht einen zu heißen Föhn. Durch die Hitze können die Haare abbrechen. Auch übermäßiges Haarstyling mithilfe Bürsten oder Glätteisen kann auf Kosten von Haaren gehen.
- Chemisch: Häufiges Haarefärben kann zum Haarausfall führen.
- Haartyp: Bei sehr fettigen Haaren bilden sich Schuppen, die einen Haarausfall begünstigen können. Die Apotheken Umschau berichtet, dass die Ursache für fettige Schuppen oftmals eine Pilzinfektion ist.
- Krankheitsbedingt: Haarausfall kann zum Beispiel als Folge von Medikamenten oder durch Schuppenflechte auf der Kopfhaut auftreten.
- Kreisrunder Haarausfall (alopecia areata): Dies ist eine besondere Form des krankhaften Haarausfalls. Zunächst bilden sich kreisrunde, kahle Stellen. Diese Stellen können sich vergrößern und bis zum völligen Verlust der Haare führen. Laut Netdoktor ist die Ursache noch nicht geklärt. Vermutlich entsteht der Haarausfall durch eine Autoimmunreaktion, bei der es zu Entzündungen an den Haarwurzeln kommt.
- Hormonell oder erblich: Das ist der Haarausfall, der mit zunehmendem Alter durch die hormonellen Veränderungen im Körper entsteht. Das Medizinportal Onmeda erläutert, dass der Haarausfall mit dem männlichen Hormon Testosteron zusammenhängt. Aus dem Grund sind Männer von einer Glatze häufiger betroffen. Aber auch bei Frauen können die Haare in Alter spärlicher wachsen. Es zeigen sich lichte Stellen vor allem am Scheitel und an den Schläfen. Hormonell bedingter Haarausfall kann bei Frauen auch durch die Einnahme der Pille oder bei einer Schwangerschaft entstehen.
Wer Rosmarinöl für die Haare einsetzt, erhofft sich dadurch, Haarausfall zu reduzieren. Doch es gibt so viele verschiedene Ursachen und Typen von Haarausfall, dass ein einziges Mittel unmöglich gegen jegliche Art des Haarverlusts helfen kann.
Rosmarinöl kann das Wachstum der Haare fördern
Die Fähigkeit von Rosmarinöl, bei Haarausfall zu wirken, hängt von dessen Ursache ab. Rosmarinöl für die Haare einzusetzen, macht nur Sinn, wenn die Haarwurzeln noch intakt sind. Denn dann könnte Rosmarinöl gegen Haarausfall so helfen:
- Durchblutungsfördernd: Rosmarin regt die Durchblutung an. Für die Haare kann das insofern von Vorteil sein, als dass dadurch mehr Nährstoffe in die Wachstumszellen in den Haarfollikeln gelangen. Haare wachsen nicht konstant, sondern zwischen den aktiven Phasen Ruhepausen einlegen. Durch die verbesserte Nährstoffzufuhr verkürzt sich die Ruhepause. Das Haar beginnt früher wieder zu wachsen.
- Antimikrobiell: Rosmarinöl wirkt aktiv gegen Pilzinfektionen. Damit könnte es solche Infektionen auf der Kopfhaut lindern und so die Ursache für diese Art des Haarausfalls bekämpfen.
- Kreisrunder Haarausfall: Eine Studie berichtet von Erfolgen durch Kopfmassagen mit ätherischen Ölen. Eine Versuchsgruppe verwendete eine Kombination aus Thymian, Rosmarin, Lavendel und Zedernholz. Sieben Monate danach hatte die Haardichte der Versuchsgruppe signifikant zugenommen.
- Hormoneller Haarausfall im Alter: Die Haarfollikel von Betroffenen besitzen mehr Hormonrezeptoren als gewöhnlich. Daran docken die männlichen Hormone an. Sie bewirken, dass sich die Wachstumsphasen der Haare verkürzen. Die Folge sind dünnere Haare. Gleichzeitig schrumpfen auch die Wachstumszellen, bis sie schließlich ganz verkümmern. Forschungen deuten darauf hin, dass Rosmarinöl das Haarwachstum in einer frühen Phase des Haarausfalls stimulieren kann. Die Voraussetzung ist jedoch, dass die Wachstumszellen noch nicht beschädigt sind. Eine weitere Studie stellt für Rosmarinöl eine vergleichbare Wirkung wie die eines gängigen medizinisches Präparats (Minoxidil) fest. Auch hier ließ sich eine Wirkung der beiden Mittel erst nach etwa sechs Monaten der regelmäßigen Anwendung erkennen.
Ob Rosmarinöl auch bei Haarausfall hilft, der durch Medikamente oder durch eine Chemotherapie verursacht ist, konnten laut Medical News Today noch keine wissenschaftlichen Studien herausfinden. Ebenso fehlen wissenschaftliche Belege, ob Rosmarinöl auch bei Haarausfall aufgrund von Schwangerschaft oder der Einnahme der Pille helfen könnte.
So wendest du Rosmarinöl für die Haare an
Ätherisches Rosmarinöl ist meist sehr konzentriert. In dieser Form kann es zu Hautreizungen und Unverträglichkeiten führen.
Du kannst das Öl mit einem anderen Pflegeöl vermischen, um es zu verdünnen. Zum Beispiel eignet sich für die Haarpflege Jojobaöl, Zedernöl oder Olivenöl. In das Olivenöl gibst du ein paar Tropfen von dem Rosmarinöl. Bei einer hohen Konzentration reichen auch zwei bis drei Tropfen auf einen Esslöffel Olivenöl aus.
Wichtig ist, dass du das Öl direkt an die Kopfhaut bringst. Das gelingt am besten mit einer Kopfmassage.
- Du trägst das Öl partienweise auf. Dafür ziehst du mit einem Kamm einen Scheitel von etwa einem Zentimeter Breite. Hier träufelst du etwas Öl entlang des Scheitels auf die Kopfhaut.
- Danach teilst du die nächste Partie ab, bis du auf den gesamten betroffenen Bereich das Öl aufgetragen hast.
- Dann massierst du es mit den Fingerspitzen ein. Am besten massierst du das Ölgemisch abends ein und lässt es nachts einwirken.
- Am Morgen spülst du die Reste mit der Haarwäsche wieder aus.
Wenn du zu fettigen Haaren neigst, kannst du das Rosmarinöl auch in dein Shampoo mischen. Bei dieser Anwendung nimmst du zehn Tropfen Rosmarinöl für eine Haarwäsche.
Beachte: Schwangere und stillende Personen sollten Rosmarin nur nach ärztlicher Beratung anwenden.
Fazit: Rosmarinöl für die Haare kann wirken, aber vollbringt keine Wunder
Rosmarinöl eignet sich generell für die Pflege der Haare. Die genannten Studien zeigen, dass seine Wirkstoffe das Haarwachstum unter bestimmten Voraussetzungen fördern können. Bei dem hormonellen Haarausfall weist das natürliche Rosmarinöl eine vergleichbare Wirkung auf wie gebräuchliche medizinische Präparate. Das Rosmarinöl kann eine rein pflanzliche Alternative sein oder die Behandlung ergänzen.
Aber Wunder kann auch Rosmarinöl nicht bewirken. Den hormonellen Haarausfall kann das Öl nicht stoppen, aber verlangsamen. Dafür ist es wichtig, dass du mit der Anwendung von Rosmarinöl für die Haare schon in einem sehr frühen Stadium des Haarausfalls beginnst – idealerweise, wenn sich die ersten Geheimratsecken zeigen. Aber auch dann werden unter Umständen an den kahlen Stellen keine neuen Haare sprießen. Das Rosmarinöl kann aber die Ausdehnung kahler Stellen etwas verzögern.
Bei der Behandlung von Haarausfall ist Geduld gefragt. Erwarte keine sichtbaren Resultate von heute auf morgen. Die Anwendung sollte immer über einen langen Zeitraum erfolgen. Genauso wichtig ist es, dass du Rosmarinöl regelmäßig anwendest. Am besten baust du es fest in deine Haarpflegeroutine ein. Achte außerdem darauf, Rosmarinöl in Bio-Qualität zu verwenden, um zu vermeiden, dass es Rückstände chemisch-synthetischer Pestizide enthält.
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