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Schwarzes Plastik: Darum ist es besonders schlimm

Schwarzes Plastik
Foto: CC0 / Pixabay / devrawat21

Schwarzes Plastik ist mitverantwortlich für schlechte Recyclingquoten – und damit noch problematischer als andere Plastikarten. Warum das so ist und welche Alternativen es gibt, kannst du hier nachlesen.

Plastikverpackungen sind aus mehreren Gründen problematisch. Neuer Kunststoff wird in der Regel auf Erdöl-Basis gewonnen und ist somit mitverantwortlich für Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung. Außerdem wird nur ein Teil des Plastikmülls recycelt – der Rest wird verbrannt oder landet auf Müllhalden. Von dort aus landet Kunststoff letztlich in jeglicher Form in der Natur. Die Folge: Die Meere sind voller Müll, und selbst in Fisch, Trinkwasser und menschlichem Kot wurde mittlerweile Mikroplastik festgestellt.

Deutschland gilt als Recycling-Vorreiter weltweit – und trotzdem wird nur ein Teil des anfallenden Plastikmülls wiederverwertet. Unter anderem ist schwarzes Plastik ein Grund dafür. Wir erklären dir, was es damit auf sich hat und wieso dieses so problematisch ist.

Schwarzes Plastik: Ein Problem für Recyclinganlagen

Schwarzes Plastik wird beim Recycling nicht erkannt.
Schwarzes Plastik wird beim Recycling nicht erkannt.
(Foto: CC0 / Pixabay / Jasmin_Sessler)

Alles, was in der gelben Tonne landet, wird zu Wertstoffanlagen gebracht – aber bei weitem nicht alles davon wird recycelt. Auf den Recycling-Höfen werden die unterschiedlichen Müllarten sortiert und getrennt, bevor sie zerkleinert und weiterverarbeitet werden. Ein erheblicher Teil des Plastikmülls landet letztlich aber auf Mülldeponien im Ausland oder wird verbrannt. Laut Plastikatlas 2019 werden nicht einmal 16 Prozent des anfallenden Plastikmülls in Deutschland tatsächlich recycelt. Mitverantwortlich dafür sind schwarze Plastikverpackungen.

Das Problem von schwarzem Plastik:

  • Recyclinganlagen erkennen die unterschiedlichen Verpackungen mittels Nah-Infrarot-Technologie: Die Sensoren identifizieren recycelbares Plastik durch reflektiertes Licht.
  • Schwarzes Plastik wird mit dieser Technologie nicht erkannt: Aufgrund des Farbstoffes sind schwarze Plastik-Verpackungen für die Anlage schlichtweg unsichtbar.
  • Die Folge: Schwarzes Plastik wird als Restmüll aussortiert und energetisch verwertet – es wird verbrannt.

Schwarzes Plastik enthält besonders gefährliche Stoffe

Schwarzes Plastik enthält häufig besonders gefährliche Stoffe.
Schwarzes Plastik enthält häufig besonders gefährliche Stoffe.
(Foto: CC0 / Pixabay / musthaqsms)

Schwarzes Plastik ist aber nicht nur für die Recyclinganlagen ein Problem, sondern auch aus gesundheitlicher Sicht problematisch:

  • Da die schwarzen Verpackungen letztlich nicht recycelt werden können, wird schwarzes Plastik zum Teil aus alten Gehäusen von Elektrogeräten hergestellt, so das Verbraucherportal codecheck.info.
  • Die Folge: Schwarzes Plastik enthält unter anderem chemische Stoffe wie Blei, Brom und Antimon, wie eine Studie der Universität Plymouth zeigte.
  • Diese Schwermetalle gelten als potentiell gefährlich für Mensch und Natur. So kann zum Beispiel Blei schwerwiegende Schäden im Körper anrichten, von Nervenschäden über Blutarmut und Bluthochdruck bis hin zu Fehl- und Frühgeburten, Nieren- oder Hirnschäden.
  • Weitere Informationen zu Schwermetallen und deren Gefahren erfährst du in unserem Spezial-Artikel zum Thema.

Weitere Recyclingprobleme für Plastikmüll

Beim Recycling von Plastikverpackungen fallen auch weitere Probleme an.
Beim Recycling von Plastikverpackungen fallen auch weitere Probleme an.
(Foto: CC0 / Pixabay / stux)

Aber nicht nur schwarzes Plastik ist problematisch in der Verwertung. Auch weitere Faktoren sorgen für eine schlechte Recyclingquote:

  • Prinzipiell kann nur sortenreines Plastik recycelt werden. Das heißt: Sobald mehrere Kunststoffarten zusammenkommen, ist kein Recycling möglich.
  • Das trifft auf viele Verpackungen zu, zum Beispiel harte Plastikschalen mit weichem Deckel, Plastikverpackungen mit angeheftetem Papier oder Metall sowie Joghurtbecher mit Aluminiumdeckel, wie etwa der NDR berichtet.
  • Bei Getränkekartons wie Tetrapacks sieht es ähnlich aus. Diese bestehen neben Karton auch aus plastikbeschichtetem Aluminium und anderen Plastikteilen.
  • Diese unterschiedlichen Stoffe ordentlich zu trennen, ist meist zu teuer. Kostengünstiger ist es, diese einfach zu verbrennen. Was viele nicht wissen: Energie aus der Müllverbrennung gilt als erneuerbare Energie und wird damit sogar subventioniert, wie das Wissensmagazin vom NDR Quarks berichtet.

Deutschlands offizielle Recyclingquote lässt sich zwar sehen, denn 2016 lag sie bei rund 45 Prozent. Allerdings ist diese Zahl irreführend: Als „recycelt“ gilt dabei jeglicher Plastikmüll, der an der Recyclinganlage ankommt. Aus den oben genannten Gründen wird aber nur ein Teil davon tatsächlich zu Rezyklat verarbeitet und weiterverwertet. Die tatsächliche Recycling-Quote liegt bei mageren 15,6 Prozent.

Neues schwarzes Plastik, neue Technologien – eine Lösung?

Neues schwarzes Plastik von Henkel kann nun recycelt werden.
Neues schwarzes Plastik von Henkel kann nun recycelt werden.
(Foto: Henkel Pressematerial)

Es gibt verschiedene Bestrebungen, das Recyclingproblem Schritt für Schritt anzugehen:

  • So hat die Firma Henkel inzwischen recycelbare schwarze Plastikverpackungen entwickelt. Diese rußfreien Verpackungen enthalten einen speziellen Farbstoff. Damit können herkömmliche Nah-Infrarot-Sensoren dieses schwarzes Plastik als recycelbares Plastik erkennen.
  • Das sogenannte REC-NIR-BLACK-Masterbatch wurde bei den Plastics Recycling Awards Europe 2019 als „Product Technology Innovation of the Year“ ausgezeichnet.
  • Forscher der Fraunhofer-Instituts haben zudem eine neue Sortiermaschine entwickelt, die auch herkömmliches schwarzes Plastik als recycelbaren Kunststoff erkennt.
  • Beide Innovationen sind gute und wichtige Lösungsansätze. Letztlich braucht es aber ein fundamentales Umdenken bei Industrie und Verbrauchern, um das weltweite Plastikmüllproblem und dessen Folgen zu lösen.

Plastikmüll: Das kannst du konkret tun

Kaufe Lebensmittel lieber unverpackt anstatt in Plastik.
Kaufe Lebensmittel lieber unverpackt anstatt in Plastik.
(Foto: CC0 / Pixabay / congerdesign)

Um die globale Plastikmüllproblematik nachhaltig in den Griff zu bekommen, bedarf es Handlungen von allen Seiten – der Politik, der Hersteller und der Verbraucher. Konkret kannst du Folgendes tun:

  • Vermeide Plastik am besten komplett. Kaufe Lebensmittel unverpackt, lose oder in Stoffbeuteln – am besten im Bioladen oder auf dem Wochenmarkt. Aber auch im Supermarkt kannst du Verpackungen vermeiden.
  • Kaufe regionale Getränke lieber aus Glasflaschen. Im Vergleich zu Tetrapaks schneiden diese besser ab – vorausgesetzt, sie wurden nicht zu weit transportiert. Wir haben die Ökobilanz von Tetrapaks und Glasflaschen in einem separaten Artikel verglichen.
  • In unserer Bildergalerie zum Thema zeigen wir dir 15 einfache Tipps, wie du plastikfrei leben kannst.
  • Wenn du Produkte in Plastikverpackungen kaufst, dann möglichst Verpackungen aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff. Wenn auf der Flasche „100 % Recyclingmaterial“ steht, kannst du dich in der Regel darauf verlassen. Und: Solche Verpackungen werden dann auch wieder recycelt.
  • Wenn du um neues Plastik nicht herumkommst, kaufe gut recycelbares Plastik – also sortenreine Verpackungen aus den Kunststoffen PET, PP, PE. Achte daher darauf, ob das Plastik an einigen Stellen härter, an anderen weicher ist – dann besteht es aus verschiedene Plastiksorten. Vermeide schwarze Plastikverpackungen.
  • Noch einen Schritt weiter geht die Zero-Waste-Bewegung: Wir geben dir 16 Tipps für den Alltag, um gänzlich Müll zu vermeiden.

Weiterlesen auf Utopia.de:

English version available: What Makes Black Plastic an Environmental Nightmare?

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