Kulturfolger sind Tiere und Pflanzen, die sich in Kulturlandschaften ansiedeln. Das hat für sie und auch für den Menschen Vor- und Nachteile. Was du über Kulturfolger wissen solltest und wie du am besten mit ihnen umgehst, erklären wir dir hier.
Kulturfolger sind Tier- und Pflanzenarten, die davon profitieren, dass Menschen Landschaften kultiviert und für sich nutzbar gemacht haben. So folgen sie Menschen in kultivierte Gebiete, in denen sie günstige Lebensbedingungen vorfinden. Als menschliche Kulturlandschaften gelten unter anderem:
- Forste
- Äcker und Wiesen
- Verkehrswege
- Siedlungen und Gebäude
Was unter günstigen Lebensbedingungen zu verstehen ist, unterscheidet sich von Fall zu Fall. Einige Tierarten nisten beispielsweise in Gebäuden oder gehen in Städten auf Nahrungssuche. Pflanzen siedeln sich dort an, wo für sie günstige Licht- oder Bodenverhältnisse herrschen – zum Beispiel auf Ackerflächen oder in Gärten. Das kann sowohl für die Tiere selbst als auch für den Menschen positive und negative Folgen haben.
Kulturfolger: Diese Tiere und Pflanzen zählen dazu
Viele Tiere, die regelmäßig in den Gärten und Hecken von Wohngebieten anzutreffen sind, zählen zu den Kulturfolgern. Manche Arten wie Ratten, Mäuse und verschiedene Vogelarten nisten sich auch in Gebäuden ein, zum Beispiel in Kellern, unter Dächern oder in Mauernischen. Häufig vorkommende regionale Kulturfolger sind zum Beispiel:
- Igel
- Steinmarder
- Füchse
- Hasen
- Waschbären
- Eichhörnchen
- Wildschweine
- Hausmäuse und -ratten
- viele heimische Vögel (zum Beispiel Amseln, Kohlmeisen, Stadttauben oder der Weißstorch)
Bei Pflanzen, die sich als Kulturfolger einordnen lassen, handelt es sich häufig um Arten, die ursprünglich in südlicheren Gebieten verbreitet waren. Dazu gehören unter anderem:
Kulturfolger: Diese Vorteile bringen sie mit sich
Die Tiere und Pflanzen selbst ziehen aus ihrem Verhalten als Kulturfolger verschiedene Vorteile. In besiedelten und kultivierten Gebieten ist für Tiere die Nahrungssuche oft einfacher, weil sie leicht an Essensreste und Abfälle gelangen. Teilweise stellen Menschen sogar selbst Futtergaben bereit – zum Beispiel in Form eines selbst gemachten Meisenknödeln. Auch geschützte Quartiere sind in vielen Kulturlandschaften leicht zu finden: Je nach ihren Vorlieben können sich Tiere zum Beispiel in Gärten oder Parks, in leerstehenden Gebäuden oder in Häuserfassaden einnisten.
Ein allgemeiner Vorteil von Kulturfolgern ist es, dass sie einen Beitrag zur Artenvielfalt in den Städten leisten. Mittlerweile kommen in Städten teilweise mehr heimische Tier-und Pflanzenarten vor als im Umland – das bestätigt zum Beispiel die Deutsche Umwelthilfe. Insbesondere die Pflanzenvielfalt wird dadurch begünstigt, dass sich auch ehemals gebietsfremde Pflanzen in der Stadt ansiedeln, weil sie günstige Bedingungen vorfinden.
Das betrifft vor allem die Temperaturen: Aufgrund der vielen versiegelten Flächen und dichtstehenden Gebäude, die Wärme speichern, ist es in Städten in der Regel wärmer als im Umland. Diese Besonderheit wird als Stadtklima bezeichnet. Dass sich gerade Pflanzenarten in den Städten ansiedeln, die ursprünglich an südlichere Temperaturen gewöhnt waren, ist unter diesem Gesichtspunkt nicht verwunderlich. Auch für Tiere ist das wärmere Klima in den Herbst- und Wintermonaten ein Anreiz.
Tiere & Pflanzen in der Stadt: Die Nachteile
Der positive Effekt der Artenvielfalt kann allerdings kippen, wenn die Verbreitung einer Kulturfolgerpflanze überhand nimmt und invasiv wird. Gerade bei pflanzlichen Kulturfolgern handelt es sich häufig um Unkräuter. Sie profitieren beispielsweise davon, dass auf Äckern oder in Gärten gute Wuchsbedingungen für Nutzpflanzen geschaffen werden und gedeihen unter diesen Umständen ebenfalls gut. Für die Landwirtschaft, aber auch für Kleingärtner:innen kann das mitunter ein Problem darstellen, weil solche Kulturfolger die anderen heimischen Pflanzen in ihrem Wachstum einengen und behindern.
Tierische Kulturfolger können in besiedelten Gebieten ebenfalls Schaden anrichten. Häufig kommt es zum Beispiel vor, dass sich Marder im Dach einnisten oder Autokabel durchbeißen. Auch ein Mäuse- oder Rattenbefall im eigenen Haus oder in der Wohnung ist keine angenehme Sache.
Und schließlich haben auch die Tiere selbst als Kulturfolger nicht nur Vorteile. In Wohngebieten sind sie verschiedenen Gefahren ausgesetzt – zum Beispiel dem Autoverkehr. Hinzu kommt, dass neben günstigen Nist- und Versorgungsbedingungen in Städten auch Zustände herrschen können, die dem natürlichen Rhythmus der Tiere entgegenstehen.
Kohlmeisen beginnen in der Stadt zum Beispiel früher zu brüten als auf dem Land und ziehen deshalb oft schwächeren Nachwuchs heran. Das zeigte eine Studie aus dem Jahr 2016 der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die genauen Gründe sind noch unklar, aber dieser Effekt lässt sich vermutlich auf veränderte Licht- und Wärmebedingungen in der städtischen Umgebung zurückführen.
Kulturfolger: So hilfst du, Tiere zu schützen
Auch wenn manche von ihnen durchaus Probleme verursachen können: Für den eigenen Garten sind die meisten Kulturfolger harmlos. Auch Tiere, die in menschliche Wohn- und Kulturgebiete vorgedrungen sind, meiden meist menschlichen Kontakt. Häufig bekommst du sie also gar nicht zu Gesicht. Begegnest du ihnen doch einmal, kommst du ihnen am besten nicht zu nahe und lässt sie einfach in Ruhe.
Einigen Kulturfolgern wie Igeln, Eichhörnchen oder Vögeln kannst du besonders im Herbst und im Winter helfen, indem du ihnen im Garten Winterquartiere oder Futter bereitstellst. Genauer kannst du dich darüber zum Beispiel in diesen Artikeln informieren:
- Igel im Garten: So schützt du die Tiere
- Igelhaus bauen: Materialien und Bauanleitung für das Winterquartier
- Igel füttern: Das musst du beachten
- Eichhörnchen füttern: Was sie fressen und was du beachten solltest
- Vögel im Winter: Arten und wie du ihnen am besten hilfst
Von diesen Ausnahmen abgesehen, solltest du Wildtiere in der Stadt aber besser nicht füttern. Bei Tauben trägst du sonst nur dazu bei, den sehr hohen Taubenbestand in den Innenstädten aufrechtzuerhalten, der sowohl für Anwohner:innen als auch für die Tiere selbst ein Problem darstellt. Auch wenn du Enten fütterst, kannst du damit zu einer Überpopulation beitragen. Zudem ist altes Brot eher ungesund für sie. Aus diesen und anderen Gründen ist das Füttern von Wildtieren in Deutschland sogar verboten und mit einem Bußgeld belegt.
Wildwachsende Pflanzen im Garten
Wildwachsende Pflanzen im Garten sind nicht unbedingt gleich ein Grund zur Sorge. Sie tragen nicht nur zur Artenvielfalt bei, sondern verbessern als Gründünger häufig sogar die Bodenqualität – wie beispielsweise der Ackersenf. Außerdem sind viele vermeintliche Unkräuter sogar essbar.
Wenn du im Gemüsebeet keine unerwünschten Kulturfolger haben möchtest, kannst du als Kompromiss eine wilde Ecke im Garten einrichten, die du nicht kultivierst, sondern frei wachsen lässt. Eine solche Ecke trägt auch zu einem insektenfreundlichen Garten bei.
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