Urin als Dünger für Pflanzen? Was zunächst befremdlich klingt, ist eine echte Dünger-Alternative. Wir erklären dir, für welche Pflanzen sich Urin als Dünger eignet und was du grundsätzlich beim Düngen mit Urin beachten solltest.
Urin ist grundsätzlich ein effektiver Dünger: Er enthält mit Stickstoff, Phosphor und Kalium wichtige Pflanzennährstoffe, die Pflanzen für ihr Wachstum benötigen. Während sich einige Pflanzen über Urin als Dünger freuen, vertragen andere Pflanzen ihn hingegen nicht. Wir zeigen dir, welche Pflanzen sich über Urin als Dünger freuen, und welche diesen Dünger nicht so gut vertragen.
Urin als Dünger: Allgemeine Hinweise
Wenn du deine Pflanzen mit Urin düngen möchtest, solltest du einige Dinge beachten:
- Urin ist ein hoch konzentrierter Dünger: Er enthält viele Nährstoffe und Salze. Deswegen solltest du ihn mit Wasser verdünnen. Vermische einen Teil Urin mit zehn bis 20 Teilen Wasser. So erhältst du einen Dünger mit Nährstoffkonzentrationen, die auch deine Pflanzen mögen. So verhinderst du auch eine Versalzung des Bodens.
- Sobald der Urin unsere Blase verlässt, werden Bakterien aktiv und setzen Ammoniak frei. Ammoniak hat einen stechenden und unappetitlichen Geruch. Verwende also stets frischen und gut verdünnten Urin, du solltest ihn nicht auf Vorrat lagern.
- Um deine Pflanzen nicht zu überdüngen, solltest du lieber selten mit Urin düngen. So vermeidest du auch, dass sich mit der Zeit eine unerwünschte Geruchsbelästigung entwickelt.
Übrigens: In einer Komposttoilette kannst du Urin gut auffangen und anschließend als Dünger verwerten.
Diese Pflanzen freuen sich über Urin als Dünger
Urin als Dünger enthält je nach Ernährungsweise unterschiedliche Konzentrationen an Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphor und Kalium. Der Stickstoffanteil ist jedoch meist sehr hoch, deswegen eignet sich Urin besonders gut als Dünger für Starkzehrer.
Pflanzen, die du mit Urin düngen kannst, sind zum Beispiel:
Urin als Dünger: Nicht bei diesen Pflanzen
Einige Pflanzen solltest du nicht mit Urin düngen. Dazu gehören Pflanzen, die besonders viel Nitrat einlagern. Nitrat ist zwar grundsätzlich ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen. Mithilfe von Mikroorganismen und Enzymen wird es jedoch in Nitrit umgewandelt. In unserem Körper wandelt Nitrit den roten Blutfarbstoff Hämoglobin in Methämoglobin um. Methämoglobin kann jedoch keinen Sauerstoff binden und in die Gewebe transportieren. Das führt letztlich zu Sauerstoffmangel im Gewebe und kann im schlimmsten Fall bis zur inneren Erstickung führen.
Folgende Pflanzen lagern besonders viel Nitrat ein:
Außerdem gibt es Pflanzen, die es gerne sauer mögen, wie zum Beispiel Heidelbeeren. Da der pH-Wert von Urin sehr unterschiedlich und von sauer bis alkalisch schwanken kann, mögen Heidelbeeren in der Regel keinen Urin als Dünger.
Wann du Urin nicht als Dünger verwenden solltest
Auch wenn Urin als Dünger grundsätzlich gut geeignet ist, so solltest du ihn in bestimmten Fällen nicht zum Düngen verwenden:
- wenn du Tabletten nimmst (zum Beispiel Antibiotika oder Hormontabletten wie etwa die Anti-Baby-Pille).
- wenn du rauchst.
So gelangen Stoffe, die dort nicht hingehören, in den Garten und auch auf dein selbst gezogenes Obst und Gemüse. Gewisse Stoffe können sowohl für die Pflanzen, für den Boden und für dich selbst wiederum schädlich sein.
Grundsätzlich enthält Urin außerdem immer Bakterien, die natürlich in dein Beet gelangen, wenn du mit Urin düngst. Ob diese Bakterien negative Auswirkungen haben, ist nicht abschließend geklärt.
Urin als Dünger-Alternative in der Landwirtschaft?
Ein im Frontiers in Environmental Science veröffentlichten Artikel schreiben die Autor:innen, dass Düngemittel aus recyceltem menschlichen Urin und Kot praktikabel und sicher für den Anbau von zum Beispiel Kohl sind. In Österreich, Liechtenstein und der Schweiz ist Aurin, ein Dünger auf Basis von menschlichem Urin, bereits als Düngemittel offiziell zugelassen. In Deutschland ist dieser auf menschlichen Exkrementen basierende Dünger bislang noch verboten.
Die Autor:innen der Studie betonten außerdem, dass der Gehalt an pharmazeutisch wirksamen Stoffen geringer war als beispielsweise in Klärschlamm oder Gülle. Die Ergebnisse zeigten, dass auf Urin basierende Düngemittel ein enormes Potenzial als Dünger in der Landwirtschaft haben: Damit könnte ein gewisser Teil des heute eingesetzten (Kunst)düngers ersetzt und zudem ein großer Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft unternommen werden.
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