Fischschuppen und Läuse: Auch in Nagellack finden sich tierische Inhaltsstoffe. Hier erfährst du, worauf du bei veganem Nagellack achten solltest und welche zertifizierten Hersteller es gibt – von Benecos über OZN bis Sparitual.
Ein veganer Lebensstil hört längst nicht beim Verzicht auf Eier, Milchprodukte und andere tierische Lebensmittel auf. Viele Veganer:innen legen zudem Wert darauf, sämtliche Materialien zu meiden, die aus tierischer Herkunft stammen – wie Leder, Seide oder Wolle.
Auch bei Kosmetik sind Tierversuche und tierische Inhaltsstoffe für Veganer:innen ein Tabu. Neben offensichtlichen tierischen Bestandteilen wie Bienenwachs verstecken sich in Kosmetika allerdings auch einige Inhaltsstoffe, die sich erst auf den zweiten Blick als nicht-vegan herausstellen.
Was ist an Nagellack nicht vegan?
Bei Nagellack sind es vor allem die Farb- und Effektpigmente, die nicht vegan sind. Rote Nagellackfarbe wird meist mithilfe von Karmin hergestellt (auf der Verpackung auch unter „Cochenille“ oder „CI 75470“ zu finden).
Um dieses rote Pigment zu gewinnen, werden Schildläuse gequetscht. Für 450 Gramm Karmin müssen circa 70.000 Schildläuse sterben. Nun einfach auf roten Nagellack zu verzichten, löst das Problem allerdings noch nicht, denn die Schildläuse-Farbe findet sich nicht nur in klassischem Rot, sondern auch in Pink, Rosa, Violett, Braun und allen Farben, für die es Rot braucht.
Bei Effektpigmenten wird meistens Guanin verwendet; das macht den Nagellack schön schimmernd. Guanin wird allerdings aus Fischschuppen gewonnen. Die vegane Alternative zu Guanin ist oft das problematische Mineral Mica, in der Inhaltsstoff-Liste auch als „CI 77019“ gekennzeichnet.
Dieses Glimmermineral wird zu feinen Pigmenten vermahlen – so schimmert Mica dann zum Beispiel in Mineral-Make-Up, Gesichtspuder, Lippenstiften, Lidschatten und eben auch Nagellacken.
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Was natürlich auch alles andere als vegan ist: Nagellack, der an Tieren getestet wird. Um diese zu meiden, helfen Zertifikate wie Cruelty Free oder Leaping Bunny – Produkte mit diesen Siegeln sind garantiert tierversuchsfrei.
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Naturkosmetik bedeutet nicht gleich vegan
Wer Nagellack von Naturkosmetik-Herstellern kauft, tut seiner Gesundheit und der Umwelt schon einmal einen Gefallen – vegan sind die Produkte allerdings meist nicht. Auch viele Naturkosmetik-Pflegelacke und Pflegeöle enthalten beispielsweise Keratin, das aus Haaren, Hörnern oder Hufen gewonnen wird. Insgesamt gibt es bisher nur einen Nagellack mit einer Naturkosmetik-Zertifzierung (von Logona) – dieser ist allerdings nicht vegan. Auch andere Naturkosmetik-Hersteller bieten Nagellacke an, die sind dann jedoch nicht zertifiziert.
Veganer Nagellack: Inhaltsstoffe und Hersteller
Zuerst einmal ist es wichtig, die Bezeichnungen „3-free“, „5-free“ und „7-free“ zu kennen. Sogenannte „Free“-Nagellacke sind der Versuch, Nagellacke weniger giftig zu machen. Sie sind also frei von bestimmten Substanzen – wobei der Hersteller entscheidet, welche das sind:
Nagellacke, die sich „3-free“ nennen, verzichten meistens auf Phtalate, Formaldehyd und Toluol. „4-free“- und „5-free“-Lacke kommen in der Regel zusätzlich ohne Kampfer, Formaldehyd-Harze und/oder Kolophonium aus. Einige Hersteller bieten sogar „22-free“-Lack an, wie zum Beispiel das Münchner Label OZN.
Veganer Benecos Nagellack
- „8-free“: ohne Triphenyl Phosphate, Toluol, Kolophonium, Campher, Phthalate, Parabene, Silikone und halogenorganische Verbindungen
- Zertifikate: Benecos ist BDIH– und COSMOS-zertifiziert, die Lacke allerdings nicht
- Erhältlich** in einigen Bioläden, im Avocadostore, Ecco Verde oder BioNaturel
- um 3 Euro
- Website
Gitti Nagellack
- Es gibt wasserbasierte Nagellacke (geruchsarm, trocknen schnell) und pflanzenbasierte Nagellacke (halten länger)
- „19-free“: Formaldehyd-Freisetzer, Toluol, Phtalate, Kampfer, Tierische Inhaltsstoffe, Parabene, Zugesetzte Duftstoffe, Sulfonamid, Xylol, Aceton, Benzophenon-1, Benzophenon-3, Hydrochinone, Kolophonium, Mineralöle/Wachse, Mikroplastik (nach Definition der UNEP 2015), Diethylhexyladipat, EDTA, Triphenylphosphat
- Erhältlich im eigenen Onlineshop
- Um 18 Euro
- Website
Ozn Nagellack
- Alle Nagellacke made in Germany
- „22-free“: ohne Propyl Acetate, Ethyl Tosylamide, Triphenylphosphat (TPP/TPHP), Phtalate/Dibutylphthalat (DBP)/Diethylhexylphtalat (DEHP), Toluol/Methylbenzol, Xylol, Kampfer, Formaldehyd, Formaldehydharz, Kolophonium, Halogenorganische Verbindungen (AOX), Parabene, Silikon, Aceton, Duftstoffe, Duftöle, MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons)/MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons), Ethylhexyl Methoxycinnamate/Benzophenone-3/2-Hydroxy-4-methoxybenzophenone/Benzophenone-4, Triethanolamin, Mikroplastik, tierische Inhaltsstoffe, Tierversuche
- Zertifikate: Cruelty Free
- Zu kaufen in München, Augsburg und Berlin, im Onlineshop, auch** bei Avocadostore oder Amazon
- um 16 Euro
- Website
Sparitual Nagellack
- „5-free“: ohne DBP, Toluol, Parabene, Formaldehyd und Mikropartikel
- Zertifikate: Cruelty Free, Leaping Bunny, Halal
- Für die schimmernden Lacke wird Mica anstelle von Guanin verwendet
- Online erhältlich im eigenen Onlineshop auch** bei Ebay oder Amazon
- um 17 Euro
- Website
Zao Nagellack
- „7-free“: ohne Toluol, Formaldehyd, Kolophonium, synthetischen Kampfer, Dibutylphthalate, Parabene und Xylene
- Außer der Farbe „650 karminrot“ sind alle Lacke vegan
- nachhaltigere Verpackung: Glasfläschchen mit Bambus-Deckel
- Zertifikate: Cruelty Free
- Online erhältlich** u.a. bei Douglas, Flaconi oder Amazon
- um 13 Euro
- Website
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- Tierversuchsfreie Kosmetik: 11 empfehlenswerte Marken
English version available: 7 Vegan Nail Polishes in Every Color of the Rainbow
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