Veganer Wein – diese Auszeichnung ruft oft Kopfschütteln hervor. Doch leider ist Wein tatsächlich nicht immer vegan. Wir erklären, was veganen Wein ausmacht und welche tierischen Stoffe in vielen Weinen enthalten sind.
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Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass bei der traditionellen Weinproduktion Stoffe tierischen Ursprungs zum Einsatz kommen können. So dienen oft Gelatine, Eiweiß oder Kasein dazu, Wein zu klären und zu stabilisieren.
Veganer Wein wird ohne den Einsatz dieser tierischen Hilfsmittel hergestellt. In den letzten Jahren wächst die Nachfrage nach veganen Alternativen, da sich immer mehr Menschen pflanzenbasiert ernähren und darüber hinaus beim Kauf von Lebensmitteln darauf achten, dass auch in der Produktion keine tierischen Stoffe zum Einsatz gekommen sind.
Veganer Wein: Frei von tierischen Zusatzstoffen
Beim Anbau der Trauben im Weinberg gibt es noch keinen Unterschied zwischen veganem und nicht-veganem Wein. Auch im fertigen Produkt sind meist keine tierischen Stoffe mehr zu finden. Aber bei der Herstellung entstehen häufig Trübstoffe im Wein oder es tauchen unerwünschte Geschmacksnoten, Farben oder Gerüche auf. Dann wird der Wein „geklärt“ oder „geschönt“.
Im Produktionsprozess setzt man dazu seit Jahrhunderten verschiedene tierische Eiweiße ein:
- Kasein: Kasein wird aus frischer Milch hergestellt. Es verbindet sich mit den Trübstoffen und setzt sich am Fassboden ab. Der klare Wein wird dann abgeschöpft, sodass so gut wie kein Eiweiß und keine Trübstoffe mehr im Wein enthalten sind.
- Albumin: Albumin ist in Eidotter enthalten. Es vermindert den Gerbstoffgehalt und macht den Wein milder. Im Wein bilden sich nach der Zugabe feine Körner, die herausgefiltert werden. Diese sogenannte Eiklarschönung wird vor allem bei Rotwein eingesetzt.
- Gelatine: Gelatine wird in der Regel aus Schweineknochen hergestellt. Der Hintergrund: Auch Gelatine verbindet sich mit den Trübstoffen und setzt sich am Fassboden ab. Der Wein wird dann abgezogen.
- Hausenblase: Eine Hausenblase ist die getrocknete Schwimmblase von Fischen. Genau wie Gelatine bindet sie kleine Teilchen wie Trübstoffe im Wein. Die Hausenblase sinkt mit den Teilchen zum Boden und der klare Wein wird abgeschöpft.
- Lysozym: Lysozym ist ein Enzym, das aus Eiweiß gewonnen wird. Neben der Milchwirtschaft wird es auch in der Weinwirtschaft eingesetzt. Bei der Weinherstellung kann es unerwünschte Bakterien hemmen und den Säuregehalt gezielt steuern.
Das ZDF hat sich ebenfalls mit tierischen Zusatzstoffen in Weinen beschäftigt:
Es gibt zahlreiche vegane Lösungen für Wein
In der Weinproduktion wird veganer Wein statt mit tierischen, mit pflanzlichen Eiweißen oder mineralischen Stoffen geklärt.
- Pflanzliche Proteine (aus Erbsen, Bohnen, Kartoffelstärke): Sie binden genau wie tierische Proteine die Trübstoffe im Wein und machen ihn klarer.
- Bentonit: Bentonit wird aus Vulkanasche oder der Verwitterung ähnlicher Ablagerungen gewonnen. Es kann genauso wie Proteine eingesetzt werden und gilt als sicherstes Mittel gegen eine Trübung.
- Aktivkohle: Auch Aktivkohle hilft gegen Geschmacksfehler, Geruchsirritationen oder Verfärbungen.
- Chitosan aus Pilzen: Statt wie bei tierischem Chitosan aus dem Außenskelett von Gliederfüßern kann der Stoff bei veganen Weinen aus Pilzen gewonnen werden. Er verhindert die Bildung von Essigsäurebakterien.
- Sedimentation: Lässt man Wein oder Most stehen, setzen sich Partikel von allein ab. Sie bleiben dann beim vorsichtigen Abschöpfen zurück. Dieses natürliche Verfahren gilt als qualitätsfördernd und besonders schonend – aber auch als sehr zeitintensiv.
Die Produktion von veganen Weinen ist nicht teurer als die Produktion mit tierischen Stoffen. Aber beachte unbedingt: Vegan hergestellt bedeutet nicht, dass der Wein auch ökologisch hergestellt wurde. Denn ökologische Kriterien schließen mit ein, dass etwa bestimmte chemisch-synthetische Pestizide wie Glyphosat nicht verwendet werden. Der Verzicht auf solche Pestizide ist wichtig, um die Artenvielfalt am Weinberg zu erhalten.
Woran erkenne ich veganen Wein?
Bei Wein gibt es keine Zutatenliste wie bei anderen Lebensmitteln. Die verwendeten Zutaten im Produktionsprozess müssen nicht aufgelistet werden. Das ist ärgerlich, denn es erschwert die Suche nach veganem Wein erheblich. Nur wenn Lysozym, Albumin oder Kasein die Grenzwerte überschreiten, muss das auf der Flasche angegeben werden. Der Grund: Diese Stoffe können Allergien auslösen.
Daher kannst du nur anhand veganer Siegel erkennen, ob ein Wein vegan ist:
- Mit dem V-Label prüft die Europäische Veganer-Union Lebensmittel auf tierische Inhaltsstoffe. Das V-Label bekommen nur Lebensmittel, bei denen auch in der Produktion keine tierischen Stoffe verwendet werden. Für Wein ist das entscheidend.
- Das Siegel der Vegan Society kennzeichnet ebenfalls vegane Produkte. Auch hier wird sowohl auf die Inhaltsstoffe des fertigen Produkts als auch auf einen veganen Produktionsprozess geachtet.
Ein Manko bleibt aber: Bei beiden Siegeln wird nicht auf Umwelt- oder Sozialstandards geachtet. So garantieren beide Siegel weder einen ökologischen Anbau noch einen fairen Handel mit angemessenen Löhnen und wenigen Zwischenhändlern – das ist zum Beispiel bei Wein aus Südafrika wichtig. Hier helfen Bio-Siegel, Demeter und Fairtrade-Siegel weiter.
Tipp: Veganen Wein leicht finden
Einige Anbieter haben sich auf Fairtrade-Wein spezialisiert. Während es bei manchen Onlineshops eine eigene Kategorie gibt, kannst du bei anderen eine Filteroption wählen, um nur vegane Weine angezeigt zu bekommen.
Online findest du vegane Weine in diesen Shops:
- delinat.com – mit großer Sorgfalt betriebener Shop für Bio-Wein mit eigenen Richtlinien, guten Beschreibungen und nützlicher Filterfunktion. Alle Weine ab Jahrgang 2017 sind vegan, Vegan-Filter durch unseren Link aktiviert.
- ludwig-von-kapff.de – eines der ältesten Weinhäuser Deutschlands, Vegan-Filter durch unseren Link aktiviert
- Memolife – Vegan-Filter durch unseren Link aktiviert
- club-of-wine.de – Vegan-Filter durch unseren Link aktiviert
- biowein-erlesen.de – hier findest du neben veganen Bioweinen auch ungeschwefelte und histamingeprüfte Weine.
Überarbeitet von Laura Hintereder
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