Dürre, Stürme und Borkenkäfer – unser Wald ist aktuell vielen Gefahren ausgesetzt. Was schiefläuft und wie du den Wald schützen kannst, erfährst du hier.
Wälder spielen in unserem Leben eine große Rolle – oft unbewusst: Sie sind Rückzugs- und Freizeitort für uns und Lebensraum für Millionen Tier- und Pflanzenarten. Sie sind Rohstofflieferant und Klimaschützer, Luftreiniger und Wasserspeicher, Kapitalanlage und Ort der letzten Ruhe. Und trotzdem: Mit der Art, wie wir mit unseren Wäldern umgehen, gefährden wir sie massiv.
Der Wald in Deutschland
Deutschland ist ein vergleichsweise waldreiches Land: Fast ein Drittel der Fläche Deutschlands ist von Wald bedeckt, insgesamt rund elf Millionen Hektar (BMEL). Nach der Landwirtschaft (etwa 52 Prozent) ist dies der größte Flächenanteil.
Mit dem romantischen Bild vom Wald, das viele vor Augen haben, hat das allerdings wenig gemein: Nur ein Bruchteil unserer Waldfläche ist Naturwald. Der weitaus größere Teil ist wirtschaftlich genutzter Forst.
Für was wird unser Holz verwendet?
2020 wurden in Deutschland 80,4 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen (UBA). Der Großteil stammt von Nadelbäumen wie Fichten, Tannen, Douglasien, Kiefern und Lärchen – einiges jedoch auch aus Buchen-, Eichen- sowie anderen Laubbaum-Beständen.
Je nach Holzsorte dient das in Deutschland geschlagene Holz als Baumaterial, Brennmittel (Brennholz / Energieholz), zur Papierherstellung oder zur Produktion von Verpackungsmaterialien.
Was wir tun können, um Wald (in Deutschland) zu schützen
Der Wald in Deutschland leidet unter den Folgen einer Forstwirtschaft, die auf Monokulturen setzt – und unter dem Klimawandel. Denn die anhaltend trockenen Hitzesommer der letzten Jahre erhöhen nicht nur die Waldbrandgefahr, sondern nützen auch Schädlingen. Rindenbrütende Borkenkäferlarven ernähren sich zum Beispiel von den Baumsäften unter der Rinde. Ist der Baum gesund, kann er das Eindringen der Tiere durch Ausharzen verhindern, ist der Baum jedoch beispielsweise durch Trockenheit geschwächt, schafft er es nicht mehr, sich zu schützen.
Um den Wald zu schützen, muss der Anteil an Waldschutzgebieten dringend zunehmen, der Einschlag in natürliche bzw. naturnahe Wälder aufhören und es muss gelingen, den gesamten wirtschaftlich genutzten Wald möglichst naturnah umzugestalten. Dazu kann jede:r von uns etwas beitragen – etwa, indem wir diese sechs Dinge beachten:
1. Verbrauche möglichst wenig Papier
Mache dir und deinem Umfeld bewusst, dass für Papierprodukte Bäume gerodet werden. Papier wird aus Faserstoffen hergestellt, die primär aus Holz gewonnen werden. Also: Je mehr Papier wir nutzen, desto mehr Bäume müssen gefällt werden.
Nun gelingt es uns im Alltag in der Regel nicht, völlig auf Papier zu verzichten. Es gibt jedoch durchaus Situationen, in denen wir gedankenlos Papier verschwenden – diese Situationen sollten wir vermeiden. Deshalb: Nicht immer gleich zur Küchenrolle greifen, wenn es ein Lappen tut. Beim Einkaufen die Stofftasche nicht vergessen. Geschenke nicht in Geschenkpapier wickeln, sondern nachhaltig verpacken. Nur drucken, wenn es wirklich sein muss. Einen „Bitte keine Werbung”-Aufkleber am Briefkasten anbringen sowie sich in die Robinsonliste eintragen. Und hast du schon mal überlegt, Papiertaschentücher und -servietten gegen schöne Varianten aus Stoff zu tauschen?
2. Bevorzuge Recyclingpapier und recycle
Leider gibt es nicht immer eine sinnvolle Alternative zu Papier – zum Glück sind wir in Deutschland einigermaßen gut darin, unseren Müll zu trennen. Vor allem unseren Papiermüll.
Dank eines funktionierenden Recycling-Kreislaufs sind Toilettenpapier, Schulhefte, Verpackungsmaterialien, Druckerpapier, Blöcke und vieles mehr auch aus wiederaufbereitetem Altpapier erhältlich. Diese sollten wir Produkten aus Frischfaserpapier immer (!) vorziehen.
Der Blaue Engel vom Umweltbundesamt garantiert dir, dass ein Produkt zu hundert Prozent aus Recyclingpapier besteht. Zudem untersagt er den Einsatz von Chlor oder schwer abbaubaren Stoffen bei der Herstellung.
Übrigens: Die Bezeichnung “Holzfrei” bedeutet nicht, dass für das Produkt keine Bäume gerodet wurden – meist ist sogar das Gegenteil der Fall.
Wichtig: Ohne Altpapier kein Recyclingpapier! Achte also darauf, deinen Müll zu trennen. Hier findest du heraus, was ins Altpapier gehört und was nicht:
3. Bevorzuge hochwertige, langlebige Holzprodukte mit Naturland-Siegel
Während bei Papierprodukten der Blaue Engel ein einfacher, zuverlässiger Anhaltspunkt ist, verhält es sich bei Holzprodukten leider intransparenter. Das Beste, was du tun kannst, ist ausschließlich hochwertige, langlebige Holzprodukte zu kaufen. Halte dich zudem an die Siegel von Naturland und dem FSC.
Der Forest Stewardship Council (FSC) ist eine nichtstaatliche, gemeinnützige Organisation, die weltweit ökologische und soziale Standards erarbeitet und sich für eine nachhaltige Waldnutzung einsetzt. Leider steht sie wegen (für die Verbraucher:innen undurchsichtiger) industrieller Waldwirtschaft in Urwäldern in der Kritik.
Beim Kauf von FSC-Produkten können wir uns nie vollkommen sicher sein, dass es sich nicht um Urwaldholz handelt. Dieser Mangel an Transparenz war unter anderem ausschlaggebend dafür, dass Greenpeace seine Mitgliedschaft im FSC 2018 beendete. Trotzdem: Auf dem internationalen Markt ist das FSC-Siegel unsere beste Orientierungshilfe.
Falls die Herkunft erkennbar ist, solltest du Holz aus Urwäldern unbedingt vermeiden! In Deutschland gibt es das Wald-Zertifizierungssystem von Naturland. Dieses hat strengere Richtlinien als das des FSC. Möbel aus nachhaltigem Holz findest du zum Beispiel in unserer Bestenliste für nachhaltige Möbelhäuser und Möbel.
4. Werde Waldpate oder unterstütze Umweltorganisationen
Du willst über kleine Veränderungen in deinem Alltag hinaus dem Wald helfen? Dann ist eine Wald-Patenschaft für dich sicher interessant. Waldpate oder -patin kannst du zum Beispiel beim NABU werden. Dieser kauft Waldgebiete und initiiert Projekte zum Schutz der Wälder und somit der dort heimischen Tier- und Pflanzenarten.
Vielleicht gibt es in deiner Nähe sogar eine Ortsgruppe, die sich für den Schutz von heimischen Wäldern einsetzt? Erkundige dich doch einmal in deiner Umgebung. Bei Aufforstungsprojekten raten wir dazu, dich genau mit den Organisationen und ihren Zielen auseinanderzusetzen, bevor du sie unterstützt. Worauf du achten musst, erfährst du hier:
5. Erlebe den Wald
Wir schätzen und schützen, was wir kennen. Verbringen wir Zeit in unseren Wäldern, führen wir uns vor Augen, welchen Schatz wir aufs Spiel setzen.
Für Schüler:innen- oder andere Gruppen kann ein Waldspaziergang mit dem/der zuständigen Förster:in eine lehrreiche Abwechslung sein. Informiere dich doch mal, ob es bei dir diese Möglichkeit gibt. Du erfährst dadurch mehr über deinen Heimatwald und die Tiere, die darin leben.
Am besten packst du dir darüber hinaus vor jedem Waldspaziergang und jeder Jogging-Runde eine alte Tüte ein – so kannst du Abfälle, die du unterwegs findest, gleich mitnehmen.
6. Informiere dich und gehe wählen
Informiere dich vor Wahlen, wie die Parteien unsere und die Wälder weltweit schützen wollen – denn hier gibt es durchaus Unterschiede. Frage doch einmal bei deinen örtlichen Politiker:innen nach. Den Schutz von Wäldern in seiner Dringlichkeit nicht zu priorisieren, ist im Hinblick auf Klima-, Arten- und Umweltschutz schlicht fahrlässig.
7. Vermeide Produkte mit Palmöl
Nicht nur heimische Wälder brauchen unseren Schutz: Mit deinem Verhalten kannst du auch Wälder schützen, die nicht in Deutschland liegen: Von Nutella und Veggie-Brotaufstrichen über Babynahrung, Tütensuppen und Keksen bis hin zu Shampoo und Eyeliner: Palmöl ist günstig, ertragreich und auch aus diesen Gründen das meistverwendete Pflanzenöl der Welt. 2019/20 wurden etwa 73 Millionen Tonnen produziert.
Das Problem: Für den größten Teil der Produktion wurden und werden schützenswerte Urwälder gerodet. Versuche deswegen, möglichst wenige Produkte mit Palmöl (auch Palmfett) zu nutzen. Wenn überhaupt, dann aus nachhaltigerem Bio-Anbau.
Wir zeigen:
Und weitere Alternativen zu beliebten Produkten mit Palmöl.
8. Reduziere deinen Fleischkonsum
Dafür, den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren, sprechen viele Gründe: einer von ihnen ist der Schutz von Wald. Ein Großteil der Waldzerstörung wird durch die Landwirtschaft verursacht – allen voran für die Fleischproduktion.
Viehhaltung – auch artgerechte Haltung – benötigt Land. Für Weiden sowie für die Futtermittelproduktion für Hühner, Schweine und Rinder werden riesige Waldflächen gerodet. Und selbst wenn diese z. B. in Brasilien liegen, so geschieht es auch für unseren Konsum in Deutschland.
Je mehr Fleisch wir essen, desto mehr Fläche benötigt die (industrielle) Fleischproduktion. Indem wir unseren Konsum einschränken, schützen wir nicht nur Klima, Tiere und Menschen, sondern auch Wälder – weltweit.
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