Weisheitszähne ziehen: Wann ist es nötig?

Weisheitszähne ziehen
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Die Weisheitszähne ziehen zu lassen, ist ein Eingriff, den wir lieber vermeiden wollen. Warum es jedoch manchmal unerlässlich ist, die speziellen Zähne loszuwerden und was du bei der OP beachten solltest, erfährst du in diesem Artikel.

Eine Weisheitszahn-OP macht vielen Betroffenen Angst und bringt Unsicherheit mit sich. Nicht immer müssen Weisheitszähne gezogen werden. In einigen Fällen kann das jedoch unbedingt notwendig sein, um Komplikationen und unerwünschte Folgen für die anderen Zähne zu vermeiden.

Wir erklären dir, wann Weisheitszähne gezogen werden müssen, was dabei passiert und was du vor und nach der Operation beachten solltest.

Welche Rolle spielen Weisheitszähne?

Das Gebiss des modernen Menschen ist oft zu klein für die Weisheitszähne.
Das Gebiss des modernen Menschen ist oft zu klein für die Weisheitszähne. (Foto: CC0 / Pixabay / muklinika)

Weisheitszähne waren vor allem für unsere Vorfahren von Bedeutung, da sie feste Nahrung noch unverarbeitet zerkauen mussten. Im Lauf der Zeit hat sich unser Gebiss jedoch verändert. Heute nehmen wir überwiegend weiche, gegarte Speisen zu uns, sodass wir keine besonders starken Zähne mehr benötigen. 

Die vier Weisheitszähne haben sich trotzdem gehalten. Sie befinden sich in der oberen und unteren Zahnreihe auf der rechten und linken Seite je an hinterster Stelle und werden auch als „Achter“ bezeichnet. Das liegt daran, dass sie in jedem Viertel unseres Gebisses als letzter und achter Zahn hinzukommen.

Das Problem: Im Laufe der Evolution hat sich unser Kiefer verkleinert, sodass unser Gebiss heute oft zu klein für die Weisheitszähne ist. 

Weisheitszähne ziehen: Warum ist es notwendig?

Oftmals brechen die Weisheitszähne nach dem 16. Lebensjahr, teilweise auch deutlich später, durch. Haben sich die Weisheitszähne im Mundraum gerade ausgerichtet, gilt die Zahnentwicklung als abgeschlossen.

Dies ist jedoch bei einem großen Teil der Bevölkerung nicht der Fall, wenn mindestens ein Weisheitszahn nur teilweise durchbricht oder vollständig im Kiefer verborgen bleibt. Für Betroffene kann dies völlig unbemerkt und schmerzfrei bleiben.

Einige mögliche Probleme, die jedoch auftreten können, sind unter anderem:

  • Infektionen zwischen Zahnkrone und Knochen
  • Schmutzansammlung auf teils sichtbaren Weisheitszähnen
  • Kariesbildung am Weisheitszahn und benachbarten Zähnen
  • Entstehung von Zysten

Zudem können teils und vollständig durchgebrochene Weisheitszähne gegen benachbarte Zähne, Knochen und Haut drücken. Dabei verursachen sie starke Schmerzen und können benachbarte Zähne verschieben oder laut Zahnärzt:innen auch Entzündungen begünstigen. Um solche Komplikationen zu verhindern, ist es oft notwendig, Weisheitszähne zu ziehen.

Weisheitszähne: Wann in ärztliche Behandlung?

Wenn die Weisheitszähne bei der Zahnhygiene Probleme machen, müssen sie wahrscheinlich raus.
Wenn die Weisheitszähne bei der Zahnhygiene Probleme machen, müssen sie wahrscheinlich raus. (Foto: CC0 / Pixabay / slavoljubovski)

Bei folgenden Symptomen solltest du ärztlich abklären lassen, ob deine Weisheitszähne vielleicht entfernt werden müssen:

  • anhaltende Zahnschmerzen (Schmerzen oder empfindliches Zahnfleisch sind ganz normal, während die Zähne durchbrechen. Nach einigen Wochen sollten die Schmerzen aber abklingen, anderenfalls kann das auf eine Komplikation hinweisen)
  • regelmäßige Zahnfleischentzündungen 
  • Zysten bilden sich um den Weisheitszahn 
  • du hast Probleme damit, durchgebrochene Weisheitszähne oder benachbarte Zähne richtig zu putzen (zum Beispiel, wenn der Weisheitszahn schief sitzt)
  • Der Weisheitszahn drückt auf benachbarte Zähne oder Knochen 

Werden alle Weisheitszähne auf einmal gezogen?

Weisheitszähne werden meist alle auf einmal gezogen. Das muss aber nicht immer so ablaufen.
Weisheitszähne werden meist alle auf einmal gezogen. Das muss aber nicht immer so ablaufen. (Foto: CC0 / Pixabay / diegotoralabad)

Das wird individuell entschieden. Alle Weisheitszähne auf einmal ziehen zu lassen ist die gängigste Praxis, weil Patient:innen dem Ganzen dann nur einmal ausgesetzt sind.

In einigen Fällen oder auf Wunsch der Betroffenen können die Zähne aber auch an mehreren Terminen versetzt gezogen werden. Dabei werden erst beide Zähne auf einer Seite gezogen und beim nächsten Termin die Weisheitszähne auf der anderen Seite. Bei dieser Methode hast du weniger Schmerzen, jedoch dauert die Heilung in der Summe natürlich ungefähr doppelt so lang, weil du den Prozess ja zweimal durchmachen musst. 

Lesetipp: Kann man Zahnschmelz aufbauen? Tipps für gesunde Zähne

Weisheitszähne ziehen: Der richtige Zeitpunkt

Bevor du dir deine Weisheitszähne ziehen lässt, solltest du dich von Expert*innen ausführlich beraten lassen.
Bevor du dir deine Weisheitszähne ziehen lässt, solltest du dich von Expert*innen ausführlich beraten lassen. (Foto: CC0 / Pixabay / oswaldoruiz)

Ob und wann du dir einen Weisheitszahn ziehen lassen solltest, hängt ganz von deiner individuellen Situation ab. Lass dich deshalb am besten von Zahnärzt:innen beraten und hol dir im Zweifelsfall mehrere Meinungen ein. Verursacht der Weisheitszahn langfristig Schmerzen, ist es jedoch in den meisten Fällen unvermeidbar, ihn zu entfernen.

Die Weisheitszähne zu spät ziehen zu lassen, kann Folgen haben: Es kann zum Beispiel passieren, dass sie benachbarte Zähne schädigen. Wenn sich eine Entzündung bildet, kann dies im schlimmsten Fall zu einer sogenannten Sperre führen – das heißt, du kannst deinen Mund dann nicht mehr problemlos öffnen und schließen. Dies kann von Zahnärzt:innen wieder behoben werden.

Im Optimalfall solltest du die Gefahr einer Sperre jedoch besser vermeiden, indem du dir den Weisheitszahn ziehen lässt, bevor es so weit kommt. So kannst du langfristig für gesunde Zähne sorgen. 

Weisheitszähne ziehen: Kosten

Die OP selbst übernimmt die Krankenkasse. Bei der Narkose kann es aber anders aussehen.
Die OP selbst übernimmt die Krankenkasse. Bei der Narkose kann es aber anders aussehen. (Foto: CC0 / Pixabay / Movidagrafica)

Bestätigen Zahnärzt:innen oder Oralchirug:innen, dass es aus medizinischer Sicht notwendig ist, einen oder mehrere Weisheitszähne zu ziehen, übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten. Auch die örtliche Betäubung wird in der Regel von der Krankenkasse bezahlt. Nur wenn du auf einer Vollnarkose bestehst, diese jedoch medizinisch eigentlich nicht nötig ist, musst du die Kosten selbst tragen.

Bist du privat versichert, solltest du dich bei deiner Krankenkasse nach den geltenden Bestimmungen und Tarifen erkundigen.

Nach der OP: Schwellung und Schmerzen lindern

Eiswürfel können Schmerzen und Schwellungen lindern.
Eiswürfel können Schmerzen und Schwellungen lindern. (Foto: CC0 / Pixabay / Bru-nO)

Nicht nur Zahnärzt:innen können Weisheitszähne ziehen. Auch Kiefer- und Oralchirurg:innen können den Eingriff vornehmen. In jedem Fall wird zunächst der betroffene Kiefer betäubt, sodass du während der Operation keine Schmerzen verspürst. Auf Wunsch kannst du auch eine Vollnarkose durchführen lassen. Das ist zum Beispiel sinnvoll, wenn die Operation etwas aufwendiger und zeitintensiver ist.

Einige Stunden nach der Operation kannst du wieder nach Hause gehen. Bei einigen Patient:innen können in den folgenden Tagen leichte bis schwere Schwellungen auftreten, die oft mit Schmerzen verbunden sind. Um Schwellungen zu lindern und die Wundheilung zu beschleunigen, solltest du unmittelbar nach der OP und in den folgenden Tagen einige Hinweise beachten:

  • Kühle die Schwellung von außen und innen. Dafür kannst du dir außen eine kalte Kompresse oder einen Waschlappen an den Kiefer halten. Kühlpacks solltest du nicht direkt auf die Wange legen, sondern vorher in ein Tuch wickeln. Für die innere Kühlung kannst du Eiswürfel lutschen.
  • Achte darauf, ausreichend Flüssigkeit zu dir zu nehmen. Am besten greifst du dafür auf stilles Wasser oder kalte Kräutertees wie Kamillentee zurück.
  • Spüle den Mund in den ersten zwei Tagen nicht aus. Das kann Nachblutungen verursachen. In den Tagen danach kannst du ab und zu mit Wasser ausspülen. Auf keinen Fall zu oft. Das hemmt die natürliche Wundheilung. Verwende auf keinen Fall Lösungen oder Mundspülungen! Dies reizt die Wunde zusätzlich.
  • Wenn dir dein:e Zahnärzt:in im Oberkiefer Weisheitszähne ziehen musste, solltest du in den ersten Tagen nach der OP möglichst nicht die Nase putzen und das Niesen unterdrücken. Beides könnte sonst Nachblutungen auslösen.
  • Vermeide in den ersten drei Tagen nach der OP Koffein und fermentierte Tees. Beides steigert den Blutdruck und kann so Nachblutungen fördern.
  • Auf keinen Fall rauchen! Rauchen hemmt nicht nur die Wundheilung, sondern kann auch Entzündungen begünstigen.
  • Vermeide körperliche Belastungen durch hohe Temperaturen. Saunagänge, Sonnenbaden oder ein heißes Bad, sind in den ersten Tagen nach der OP nicht empfehlenswert.
  • Gib deinem Körper Zeit und Ruhe, um sich zu regenerieren! Vermeide deshalb für die nächsten zwei Wochen Sport und andere anstrengende Aktivitäten. Auch langes Sprechen und Kauen ist kontraproduktiv und verzögert die Wundheilung.

Beachte: Die starken Blutungen sollten im Regelfall schon kurz nach der OP aufhören. In den folgenden zwei Tagen kann es immer mal wieder leicht bluten. Halten die Blutungen länger an oder werden stärker, solltest du noch einmal eine Zahnarztpraxis aufsuchen. Dies gilt auch, wenn die Schmerzen in den folgenden ein bis zwei Wochen nicht abklingen. Denn nach etwa sieben Tagen sollten deine Schmerzen eigentlich deutlich nachgelassen haben.

Die Ernährung nach der OP

Nach der Operation stehen zunächst kalter Brei und Suppen auf dem Speiseplan.
Nach der Operation stehen zunächst kalter Brei und Suppen auf dem Speiseplan. (Foto: CC0 / Pixabay / RitaE)

Direkt nach der Operation solltest du für einige Stunden nichts essen. Danach solltest du am besten auf weiche und flüssige Mahlzeiten zurückgreifen, wie zum Beispiel (abgekühlte) Suppen, Gemüse- und Haferbrei oder Apfelmus. Rezeptideen findest du zum Beispiel hier:

Weisheitszähne ziehen belastet den Körper. Für eine optimale Wundheilung empfehlen einige Zahnärzt:innen Lebensmittel, die besonders reich an Proteinen und Vitamin A sind. So solltest du zum Beispiel Kartoffeln, grünes Gemüse, Karotten, Süßkartoffeln und Eier in den Speiseplan integrieren.

Zu Lebensmitteln, die du in der Zeit nach der OP meiden solltest, gehören:

Vollkornprodukte, Beeren & Co. solltest du deshalb meiden, weil sich Krümel, Samen und andere Kleinteile in der Wunde ansammeln und zu Entzündungen führen können.

Überarbeitet von Jennifer Watzek

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