Zimtöl eignet sich nicht bloß als Duftöl in der Weihnachtszeit. Das ätherische Öl soll auch einige gesundheitsfördernde Eigenschaften haben. Was ist dran?
Der Duft und Geschmack von Zimt sind aus der Weihnachtszeit nicht wegzudenken. In Gebäcken, Kerzen, Getränken und sogar Kosmetikprodukten kannst du ihn in der kalten Jahreszeit finden. Diese Dinge, beziehungsweise Zimt selbst, haben ihr charakteristischen Duft und Geschmack dem Zimtöl mit seinem Hauptbestandteil Zimtaldehyd zu verdanken.
Inhaltsstoffe von Zimtöl
Zimtöl ist ein ätherisches Öl und kann aus verschiedenen Zimtsorten gewonnen werden: Zum einen aus dem Ceylon-Zimtbaum und zum anderen aus der Zimtkassie, dem chinesischen Zimtbaum. Die Zimtsorte Cassia ist bekannt dafür, einen höheren Anteil am Giftstoff Cumarin zu enthalten als Ceylon-Zimt. Auch die aus Zimt gewonnenen ätherischen Öle enthalten Cumarinderivate.
Es gibt drei Zimtölsorten, die sich darin unterscheiden, aus welcher Zimtsorte und aus welchem Teil des jeweiligen Zimtbaums sie gewonnen werden. Damit einher gehen auch jeweils unterschiedliche Zusammensetzungen, was die Inhaltsstoffe angeht:
- Cassia-Zimtöl: Hergestellt aus der Rinde des Zimtkassiebaums, besteht Cassia-Öl laut einer Studie von 2013 zu etwa 95 Prozent aus Zimtaldehyd, einer organischen Verbindung, die ihm einen sehr starken, würzigen Geschmack verleiht. Aufgrund seines intensiven Zimtaromas kommt dieses Öl vor allem als Aromastoff in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie zum Einsatz. Cassia-Zimtöl enthält aber auch einen höheren Gehalt an Cumarin.
- Echtes Zimtöl: Dieses Öl wird aus der Zimtrinde des Ceylon-Baums gewonnen. Es durchläuft dafür eine Wasserdampfdestillation, wobei es anfangs farblos oder blassgelb ist und eine dickflüssige Konsistenz aufweist. Mit der Zeit entwickelt es eine rötlich-braune Färbung. Etwa 50 bis 63 Prozent des ätherischen Öls besteht aus Zimtaldehyd, was im Vergleich zu Cassia recht wenig ist. Daher ist es nicht so aufdringlich wie das starke Cassia-Zimtöl, trotzdem sehr aromatisch, würzig und süßlich.
- Zimtblätteröl: Dieses ätherische Öl entsteht durch die Dampfdestillation der Zimtblätter des Ceylon-Baums. Es zeichnet sich durch einen nur leicht zimtartigen, aber warmen und moschusartigen Duft aus. Dafür verantwortlich ist Eugenol als Hauptbestandteil. Das Öl kommt vor allem in Seifen, Parfüms und der Aromatherapie zur Anwendung, aber auch in Insektenschutzmitteln.
Verdauungsfördernde Wirkung des Zimtöls
Wenn wir den Geruch von Zimt einatmen, kann es dazu führen, dass wir plötzlich Appetit bekommen. Diese appetitanregende Wirkung ist nicht bloß eingebildet: Wenn die Nase das Zimtaldehyd im Zimtöl aufspürt, es sozusagen über die Luft an die Geruchs- und Geschmacksknospen gelangt, suggeriert es deinem Hirn, dass Nahrung kommt. Für Menschen, die aufgrund von Krankheiten oder Medikamenten an Appetitlosigkeit leiden, kann Zimtöl hilfreich sein.
Zimtöl kommt auch deiner Verdauung zugute. Es wird als pflanzliches Arzneimittel für leichte krampfartige Magen-Darm-Beschwerden in Verbindung mit Blähungen angewandt.
So wendest du das Zimtöl für die verdauungsfördernde und appetitanregende Wirkung an:
- Da ätherische Öle sehr hochkonzentriert sind, ist eine aromatische Therapie etwa mit einer Duftlampe am sanftesten.
- Solltest du es doch einnehmen wollen, achte darauf, nur einen Tropfen in einen großen Smoothie unterzumischen.
Zimtöl wirkt entzündungshemmend und tötet Bakterien ab
Für Zimtöl konnte außerdem eine starke antibakterielle Wirkung festgestellt werden:
- Das Zimtaldehyd im Zimtöl weist eine hohe antibakterielle Aktivität auf. Es kann Bakterien nachweislich durch verschiedene Wirkmechanismen hemmen und sogar gegen multiresistente Bakterien wirksam sein. Denn laut einer Studie kann das Zimtaldehyd die Empfindlichkeit der Bakterien gegenüber Antibiotika verringern, wodurch möglicherweise eine geringere Dosis des Antibiotikums notwendig wird, was die Kosten und Nebenwirkungen der Behandlung reduziert.
- Eine weitere Studie konnte nachweisen, dass das Zimtaldehyd im Zimtöl sogar gegen die Bakterienform Escherichia coli, bekannt unter E. coli, wirksam ist. E. coli kann schwere Infektionen verursachen. Es kommt natürlich im Darm vor. Gelangt es jedoch anderweitig in unser System, kann es Durchfall, Übelkeit, Blut im Stuhl und im schlimmsten Fall sogar Nierenversagen verursachen. Die Studie hat festgestellt, dass Zimtöl diese Bakterien schädigen, zerstören und ihre Zellaktivität schwächen kann.
- Leidest du unter Fuß- und Nagelpilz? Dann kann Zimtöl ein Hilfreiches Gegenmittel sein, da es nachweislich gegen den Pilzstrang „Candida“ wirksam ist. Diese Pilze sind eine der häufigsten Ursachen für Nagelpilze.
- Die antibakteriellen Eigenschaften von Zimt haben sich als wirksam gegen Streptococcus mutans erwiesen, einem Erreger, der Mundinfektionen und Karies verursachen kann.
- Zimtöl kann aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften auch zur Konservierung von Produkten und zur Verlängerung ihrer Haltbarkeit verwendet werden. Eine Studie ergab, dass Zimtöl wirksam als Konservierungsmittel in Kosmetika, Toilettenartikeln und Desinfektionsmitteln für Krankenhäuser ist.
So verwendest du Zimtöl gegen Nagelpilz:
- Vermenge einen Tropfen Zimtöl mit einem Trägeröl (zum Beispiel Mandelöl) oder vermische es mit einer Hautcreme.
- Verreibe die Mischung auf dem infizierten Zeh.
Zimtöl gegen hohen Blutzucker und Diabetes
Das Zimtaldehyd im Zimtöl soll es außerdem schaffen können, den Blutzuckerspiegel und die Insulinausschüttung zu regulieren. Menschen mit Typ 2-Diabetes erfuhren eine nachweisliche Verringerung ihres Glukosespiegels, nachdem sie täglich bis zu sechs Gramm Zimt zu sich nahmen. Auch Triglyceride und LDL-Cholesterin verringerten sich in der Studie bei Männern und Frauen zwischen 54 und 69 Jahren.
Zwar haben beide Zimtsorten einen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel, eine Studie der Universität Münster zeigte jedoch, dass Cassia-Zimt einen weitaus größeren Einfluss hat.
Wichtig: Die Einnahme von Zimtöl oder anderen Zimtpräparaten gegen diese Beschwerden ist jedoch nicht ganz unumstritten. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL Bayern) weist daraufhin, dass Zimtpräparate keine für die Behandlung von Diabetes zugelassenen Arzneimittel sind, da überzeugende klinische oder toxikologische Studien dazu fehlen. Tierstudien hätten zwar teilweise blutzuckersenkende Effekte gezeigt, aber bei Menschen mit Diabetes haben Forschungen widersprüchliche Ergebnisse erbracht, möglicherweise aufgrund unterschiedlicher Zimtextrakte. Es gibt auch keine Langzeitdaten zu möglichen Risiken.
Die Selbstbehandlung von Diabetes mit nicht standardisierten Zimtpräparaten wie Zimtöl könnte deine Blutzuckereinstellung verschlechtern und das Risiko von Folgeerkrankungen wie Nerven- und Gefäßschäden, Herzinfarkt, Schlaganfall, Nieren- und Augenschäden erhöhen. Aus diesen Gründen empfehlen Fachgesellschaften wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) laut dem LGL Bayern die Einnahme nicht.
Zimtöl für die Herzgesundheit
Wer sein Herz trainieren möchte, trainiert normalerweise seinen Körper. Forschende vermuten jedoch, dass auch Zimtöl zur Herzgesundheit beitragen könnten: Wissenschaftler:innen von der Johns Hopkins University fanden in Tierstudien und in der klinischen Praxis Beweise dafür, dass Zimtöl das „schlechte“ Cholesterin (LDL) senken kann.
Welche Komponenten im Zimtöl dafür verantwortlich sind, ist allerdings noch nicht geklärt. Darüber hinaus gibt es wenig bis gar keine biologischen Erkenntnisse darüber, wie Zimtöl diese positive Wirkung erzielt.
Anwendungshinweise für Zimtöl
Zimtöl ist hochkonzentriert und kann leicht zu Nebenwirkungen führen, wenn du zu viel davon verwendest. Direkt auf die Haut aufgetragen, gehören Hautausschläge oder Brennen zu den potentielle unerwünschten Folgen.
Daher empfehlen viele Hersteller von ätherischem Zimtöl, die äußerliche Anwendung des Öls ganz zu vermeiden oder sicherzustellen, dass du es laut Healthline vor dem Gebrauch mit einem Trägeröl verdünnst.
Verwende für die Auftragung auf die Haut nur einen Tropfen ätherisches Zimtöl auf zwei oder mehr Tassen eines Trägeröls, wie Oliven-, Mandel-, Jojoba- oder Sesamöl, um ein duftendes Massageöl herzustellen.
Eine weitere Verwendungsmöglichkeit ist es, mit dem ätherischen Zimtöl über einen Diffusor deine Raumluft zu beduften.
Von der inneren Einnahme von reinem Zimtöl solltest du absehen, da es laut Healthline die Schleimhäute verbrennen kann. Gieße das Öl auch nicht unverdünnt direkt ins Badewasser, da es sonst Perlen bildet, die die Haut verbrennen oder reizen können.
Diabetiker:innen sollten die Verwendung von Zimtöl ärztlich absprechen lassen. Schwangere und Kinder sollten das Öl wegen seiner starken Wirkung nicht verwenden.
Fazit zum Zimtöl
So vielversprechend sich einige der Studien über die gesundheitlichen Wirkungen von Zimt oder Zimtöl auch anhören: Bisher sind die Hinweise, dass Zimtpräparate tatsächlich bei Krankheiten helfen können, nur vage. Das National Center for Complementary and Integrative Health fasst zusammen, dass Studien, die an Menschen durchgeführt wurden, nicht eindeutig für die Verwendung von Zimt bei jeglichen Gesundheitszuständen sprechen.
Falsch oder zu lange angewendet, kann Zimt(öl) zudem einige Risiken bergen, insbesondere, wenn es sich um die Sorte Cassia mit ihrem hohen Gehalt an Cumarin handelt. Schon geringe Mengen Cumarin können bei besonders empfindlichen Menschen zu Leberschäden führen.
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Überarbeitet von Annika Reketat
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