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Es gibt „ungefähr 35 Arten, aufgrund von Hitze zu sterben“

Hitze: Auch Deutschland befindet sich im Ausnahmezustand
Foto: CC0 Public Domain / unsplash - Jonas Weckschmied

Ab wann ist Hitze für Menschen wirklich gefährlich? Und vor allem, für wen? Der Umweltmeteorologe Andreas Matzarakis klärt in einem Interview über die Gefahren auf und gibt Tipps, die bei Hitze zu beachten sind.

Letzte Woche erlebten Teile Deutschlands bereits Temperaturen über 30 Grad. Für die kommenden Jahre sagen Klimaforscher:innen Durchschnittswerte von bis zu 40 Grad und Höchsttemperaturen von bis zu 45 Grad vorher. Der Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und Umweltmeteorologe, Andreas Matzarakis machte in einem Interview mit dem Spiegel deutlich, welche Folgen die Hitze für uns Menschen haben kann.

Gefahr der Hitze hängt nicht nur mit der Temperatur zusammen

Matzarakis zufolge gibt es „ungefähr 35 Arten, aufgrund von Hitze zu sterben„. Dazu gehören Austrocknung, Kreislaufversagen oder ein Hitzschlag, bei dem der Körper die Wärme nicht mehr regulieren kann. Wie der Umweltmeteorologe erklärt, wirkt sich die Hitze zunächst auf die Konzentration aus, diese werde gestört. Im schlimmsten Fall führe Hitze zu einem Multiorganversagen.

Ab wie viel Grad Hitze für Menschen gefährlich wird, lässt sich nicht sagen, da nicht nur die gemessene Lufttemperatur Einfluss auf den menschlichen Organismus hat, erklärt Matzarakis. Unter anderem die Luftfeuchtigkeit sei entscheidend. Darunter leiden Menschen laut dem Forscher viel mehr als unter trockener Hitze. „Trockene 41 Grad Celsius können sich angenehm anfühlen, feuchte 30 Grad kaum erträglich sein“, betont Matzarakis. Außerdem steige mit einer erhöhten Temperatur meist der Schadstoffgehalt der Luft, wie der von Ozon, so der Forscher.

Gefühlte Temperatur entscheidend

Auch die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdiensts richten sich nicht nach der absoluten, gemessenen Temperatur, sondern nach der gefühlten Temperatur – in die Berechnung fließen neben der Lufttemperatur auch Windgeschwindigkeit, Sonnenstrahlung und Luftfeuchtigkeit ein. Die gefühlte Temperatur ist laut Matzarakis ausschlaggebend dafür, wie sehr die Hitze Menschen zusetzt und wie gefährlich sie ist.

Der DWD arbeitet bei dem Hitzewarnsystem mit zwei Stufen. Die erste Stufe wird ausgerufen, sobald die gefühlte Temperatur 32 Grad erreicht. Bei einer Temperatur von 38 Grad wird die zweite Warnstufe ausgerufen. Laut Matzarakis nimmt bereits ab 32 Grad die hitzebedingte Sterblichkeit zu. Ihm zufolge hat die nächtliche Temperatur, vor allem in Innenräumen, einen besonders starken Einfluss auf die Sterblichkeit. Er empfiehlt daher maximal 22 Grad im Schlafzimmer – besser seien 18 bis 19 Grad.

Eigenes Verhalten bei Hitze anpassen

Um Menschen vor Hitze zu schützen, wünscht sich Matzarakis, dass Warnungen besser als bisher bei der Bevölkerung ankommen – beispielsweise durch Anzeigetafeln an Bushaltestellen.

Doch auch jede:r Einzelne könne dem Forscher zufolge „ganz viel“ dazu beitragen, sich vor Hitze zu schützen. Dazu gehöre, dass Menschen ausreichend und kontinuierlich über den Tag verteilt trinken. Außerdem müssen ihm zufolge die Dosis von Medikamenten und die Ernährung an die Hitze angepasst werden. Auch sollten Menschen ihr Lüftungsverhalten anpassen: also das Fenster nur öffnen, wenn es draußen kälter ist als drinnen und tagsüber die Rollläden unten lassen.

Matzarakis ist der Überzeugung, dass den Menschen klar werden sollte: „Hitze ist nicht nur für alte Menschen eine Gefahr. Spätestens nach drei Tagen betrifft sie uns alle.“

Verwendete Quellen: Spiegel, DWD Hitzewarnsystem

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