Utopia Image

Dürre trotz viel Regen: Warum man „sich nicht täuschen“ lassen darf

Dürre trotz Regen
Foto: CC0 Public Domain / unsplash - Markus Spiske; Inge Maria

Im März und April hat es viel geregnet – ganz im Gegensatz zu vergangenem Jahr. Ein Experte erklärt, warum das jedoch nicht bedeutet, dass die Dürre-Periode in Deutschland schon vorbei ist.

Die hohen Niederschlagsmengen im März und April bedeuteten keinesfalls, dass die Wasserknappheit und die Dürreperiode der vergangenen Jahre in Deutschland vorbei seien, erklärt Hydrologe Fred Hattermann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Um die Dürreperiode in Zeiten des Klimawandels zu beenden,  brauche es weit mehr als zwei Monate erhöhten Niederschlag.

Hattermann ist Leiter der Forschung zu hydroklimatischen Risiken am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Von den momentanen Regenmengen darf man sich nicht täuschen lassen“, sagte er dem RND. Und Entwarnung gebe es leider noch lange nicht.

Der nasseste März seit 2001

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) berechnete, dass der März diesen Jahres der nasseste seit 2001 war. 90 Liter Niederschlag pro Quadratmeter hatte es im März 2022 gegeben. Das ist zudem auch weit mehr Regen pro Quadratmeter als der Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990 – der lag bei 56,5 Litern pro Quadratmetern. Auch für den April berechnen die Meteorolog:innen bereits hohe Niederschlagsmengen.

Hattermann erklärt, dass der hohe Niederschlag kein Ende für die Dürreperiode der vergangenen Jahre bedeuten würde. Dass es temporär viel regne, beeinflusse nicht direkt den Grundwasserspiegel. Die oberen Schichten des Bodens seien nun zwar „gut durchfeuchtet“, erklärt der Hydrologe. Der viele Meter tiefe Grundwasserspiegel sei allerdings ein Jahr im Rückstand. Demnach müsste es ein Jahr durchregnen, um den Fehlstand aufzuholen. Das gelte insbesondere für Ostdeutschland sowie Regionen im Süden und Westen Deutschlands.

Wegen des Klimawandels mehr Regen nötig als früher

Doch mehr Regen allein werde den Grundwasserspiegel nicht wieder anheben, schätzt der Hydrologe. Auch der Klimawandel spiele eine große Rolle. Die Temperatur ist in Deutschland im Schnitt um zwei Grad angestiegen, im Vergleich mit der vorindustriellen Zeit. Die erhöhte Temperatur befördere die Verdunstung, so Hattermann. „Es müsste im Schnitt immer mehr regnen, um die mit der Erwärmung weiter ansteigende Verdunstung auszugleichen.“

Durch die Temperaturveränderung verkürzten sich auch die Winter und die Vegetationsperioden verlängerten sich, erklärt der Experte weiter. Pflanzen schössen also früher aus dem Boden und der Winter beginne für sie auch erst später. Mit der Konsequenz, dass sie dem Boden länger Wasser entzögen.

Drei Maßnahmen gegen die Dürre

Was kann Deutschland also tun, um besser auf künftige Dürreperioden vorbereitet zu sein? Hattermann nennt drei zentrale Maßnahmen:

  • Grünere Städte: Mehr grüne Flächen hätten gleich mehrere Vorteile. So könnte zum einen das Regenwasser deutlich besser in den Boden und so in den Grundwasserspeicher gelangen als bei versiegelten Flächen, wie beispielsweise Asphalt. Zum anderen senken mehr Grünflächen die Temperatur in Städten.
  • Die Landwirtschaft müsste sich anpassen – sowohl bei Flächen als auch Sorten. Hecken könnten als Windbrecher fungieren. Mehr Schatten auf den Feldern helfe gegen die starke Verdunstung. Außerdem brauche es angepasstere, wasserärmere Sorten für den Anbau.
  • Die Forstwirtschaft müsse den Wald „umbauen“, so Hattermann. In Deutschland gäbe es zu viele Fichtenwälder. Nadelwälder verbrauchen demnach jedoch mehr Wasser als Laubwälder.

Braucht die Spree in Zukunft Wasser aus der Elbe?

Wie sich die Dürre in Zukunft entwickelt, kann der Experte nicht vorhersagen. Das hänge auch stark davon ab, wie sich die Windsysteme über dem Atlantik durch den Klimawandel verändern – und in Folge das Wetter.

Setze sich die Dürre in manchen Regionen jedoch fort, müsse gegebenenfalls Wasser aus anderen Regionen umgeleitet werden, betont der Hydrologe.

Solche Überlegungen gebe es bereits zur Spree. Damit die Spree nach Berlin hinein- und dort weiterfließen könne, brauche sie acht Kubikmeter Zufluss pro Sekunde. In Trockenzeiten gestalte sich das bereits jetzt schwierig. Deswegen werde überlegt, im Winter Wasser aus der Elbe in die Spree zu führen, führt der Experte weiter aus.

Weiterlesen auf Utopia.de:

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!